Entdeckungsreise für Insider
Kaum jemand scheint besser geeignet zu sein, ein Buch über die Wüsten der Welt zu verfassen, als Michael Martin.
Der diplomierte Geograf, Abenteurer und Fotograf ist fast 40 Jahre lang durch sämtliche Wüsten der Erde gereist, hat darüber rund 2000 Vorträge gehalten und über 30 Bücher verfasst. Sein neustes will dem „Wesen der Wüste“auf den Grund gehen. Das hört sich nach tiefschürfenden Erkenntnissen an. Ist es auch. Doch auch wenn es zum Wesen der Wüste passen würde – trocken ist diese Lektüre keinesfalls.
Das mag zum einen daran liegen, dass Martin sein Buch in relativ kurze Kapitel aufteilt, von denen das eine oder andere bei wenig Interesse auch übersprungen werden kann. Zum anderen tut es den vielen sachkundigen Informationen besonders gut, dass Martin sie immer wieder mit selbst Erlebtem, Legenden, literarischen Zitaten oder Anekdoten anreichert. So werden Fakten unterhaltsam präsentiert.
Wer allerdings von Haus aus wenig fasziniert ist von viel Sand, Dünen, Geröll und ausgetrockneten Salzseen, Abstand halten will zu Kamelen und Beduinen und so gar nichts Romantisches in von Dattelpalmen gesäumten Oasen sehen kann, wird von Martins Buch nicht bekehrt werden. Auch wenn ein großer Bildteil in der Mitte unglaublich beeindruckende Farbfotos zeigt. Dem Wesen der Wüste auf den Grund gehen aber wollen nur jene, die bereits selbst einmal die Sahara, die Thar, die Namib oder die Gobi bereist haben und vom Wüstenvirus längst infiziert sind. Nur sie können nachempfinden, wenn Martin von Stille, Einsamkeit und Reduktion schwärmt.
Michael Martin: Das Wesen der Wüste. Ludwig-Verlag, 286 Seiten, 22 Euro.