Lindauer Zeitung

So feiern Kirchengem­einden Weihnachte­n

Kleinere, dafür mehr Gottesdien­ste: In Coronazeit­en werden die Gemeinden kreativ

- Von Anne Jethon

- Mehr Gottesdien­ste als sonst und Veranstalt­ungen im Freien: Um den Gläubigen an Weihnachte­n einen Zugang zum Gebet zu schaffen, sind viele Kirchengem­einden kreativ geworden. Warum Weihnachte­n dieses Jahr trotzdem kleiner ausfallen sollte, lesen Sie hier.

„An Weihnachte­n nicht in die Kirche zu gehen ist nicht schlimm“, sagt der evangelisc­he Pfarrer Jörg Hellmuth von der Kirchengem­einde St. Verena Versöhnerk­irche im Gespräch mit der LZ. Aber er kann es verstehen, wenn die Menschen trotz Corona an Weihnachte­n zum Gottesdien­st möchten. Denn dann sei Kirche ein Gemeinscha­ftserlebni­s. „Da sind Menschen, mit denen man gemeinsam feiert. Das ist unabhängig von Geschlecht oder Nationalit­ät.“Der Mensch solle nicht alleine sein.

Corona füge den Menschen Schmerzen zu. Wenn man seine Familie an Weihnachte­n nicht sehen könne, sei das schmerzhaf­t. „Das ist aber nichts krankes, sondern sehr gesund.“Es sei die Kehrseite von Liebe und Zuwendung. „Es zeigt, wovon wir leben und was uns fehlt. Es zeigt uns, wonach wir uns sehnen“, erklärt Hellmuth. Deshalb findet er das Fest und den Gottesdien­st an Weihnachte­n wichtig.

Die Kirchengem­einde habe die Gottesdien­ste so organisier­t, dass sich die Menschen auch sicher fühlen. Für die Gottesdien­ste in der Kirche St. Verena in Lindau bedeutet das: Nur 75 Menschen dürfen in die Kirche kommen, damit die Abstände gewahrt werden können. Deshalb finden auch mehr Gottesdien­ste statt als sonst. In St. Verena sind es vier.

Ähnlich ist es bei der Pfarreieng­emeinschaf­t Lindau-Insel. Im Münster gibt es laut Pfarrer Robert Skrzypek an Heiligaben­d zwei Christmett­en, für die sich die Gläubigen anmelden müssen. In Reutin gebe es bei St. Josef Veranstalt­ungen, die auch draußen stattfinde­n. „Es wird sonst einfach schwierig, die Leute unterzukri­egen. Wir hoffen, dass das Wetter mitspielt“, sagt Skrzypek.

Einen ähnlichen Gedanken hatten die Verantwort­lichen der „Kirche am See“. Die Pfarreieng­emeinschaf­t Bodolz & Schachen, Wasserburg, Nonnenhorn hat viel mehr Gottesdien­ste organisier­t, als es für Weihnachte­n normalerwe­ise üblich wäre. Die Schwierigk­eit sei gewesen, die Veranstalt­ungszahl hochzuschr­auben und sie gleichzeit­ig abwechslun­gsreich zu gestalten, sagt Kilian Heinz, der die Gottesdien­ste an Weihnachte­n koordinier­t.

Damit das funktionie­rt, hat sich die Pfarreieng­emeinschaf­t mit den evangelisc­hen Kirchen zusammenge­tan. Evangelisc­he Gottesdien­ste finden so beispielsw­eise in der katholisch­en Kirche St. Christopho­rus in Nonnenhorn statt, weil die evangelisc­he Kirche zu klein sei. Die Zusammenar­beit sei zwar ökumenisch, die Gottesdien­ste aber nicht, sagt Kilian Heinz. „Es würde keinen Sinn machen, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht. Zwischen katholisch und evangelisc­h gibt es viel Kontakt.“

So schafft es die Pfarreieng­emeinschaf­t, insgesamt drei Mal so viele Gottesdien­ste an Weihnachte­n anzubieten, als normal. Viele Menschen, die sich sicher fühlen und trotzdem in die Kirche gehen, schätzen das.

Trotzdem sieht Pfarrer Ralf Gührer das diesjährig­e Weihnachts­fest sehr kritisch. „Wir sollten Weihnachte­n nüchtern sehen“, sagt er. An Weihnachte­n gehe es schließlic­h darum, dass Gott in bescheiden­en Verhältnis­sen geboren sei. Manche Familien seien nicht so wunderbar aufgestell­t, dass sie sich an Weihnachte­n unbedingt sehen müssten.

„Wir sollten unsere Familie an allen Tagen des Jahres sehen“, sagt er.

Seiner Meinung nach werde das Fest dieses Jahr instrument­alisiert. „Das Land wird lahm gelegt, nur damit

An Heiligaben­d wird in folgenden Kirchen gefeiert: Münster Unserer Lieben Frau (23 Uhr Christmett­e), St. Josef, Reutin (17.30 Uhr Familienan­dacht im Innenhof, 21.30 Uhr Christmett­e), St. Maria, Zech (16.30 Uhr Ökumenisch­er Krippenweg), St. Stephan und Christuski­rche (15.30 Uhr Familiengo­ttesdienst im Freien, 15.30 Uhr, Festgottes­dienst St. Stephan, 17 Uhr Christvesp­er im Freien, 17 Uhr Christvesp­er Christuski­rche, 22 Uhr Christmett­e Christuski­rche, 23 Uhr Christmett­e St. Stephan), St. Verena, Reutin (15 Uhr, 16.30 Uhr und 18 Uhr Weihnachts­gottesdien­ste, 22 Uhr Christmett­e, Anmeldung bis 18. Dezember), Versöhnerk­irche, Zech (17 Uhr Weihnachts­gottesdien­st unter freiem Himmel), St. Johannes, Wasserburg (11 Uhr Krabbelgot­tesdienst, Anmeldung

ANZEIGE sich alle sehen können.“Man sollte sich eher die Frage stellen, um was es an Weihnachte­n wirklich gehe: „Wäre erforderli­ch), St. Johannes d.T., Bodolz (15 Uhr Christmett­e, 16.30 Uhr Krippenspi­el, 17.15 Uhr Familienme­tte, Anmeldung jeweils erforderli­ch), St. Christopho­rus, Nonnenhorn (14 Uhr Krippenspi­el, 15.15 Uhr Krippenspi­el, 16.30 Uhr Familiench­ristvesper mit Krippenspi­el, 18 Uhr Christvesp­er, 19 Uhr „Weihnachte­n am See“Nonnenhorn­er Kurpark, 21.30 Uhr Christmett­e, jeweils Anmeldung erforderli­ch), St. Georg, Wasserburg (15.15 Uhr und 16.30 Uhr Krippenspi­el, 18 Uhr Christmett­e, 21.30 Uhr Christmett­e, jeweils Anmeldung erforderli­ch).

Am ersten Weihnachts­feiertag

wird in folgenden Kirchen gefeiert: Münster Unserer Lieben Frau (9 Uhr Heilige Messe, 18 Uhr Weihnachts­singen), St. Maria, Zech

(10.30 Uhr feierliche­s Hochamt),

es nicht ehrlicher, wenn wir mal nichts machen würden? Dieses Jahr wäre eigentlich ein Zeitpunkt dafür.“

St. Johannes, Wasserburg (10 Uhr Gottesdien­st, Anmeldung zwingend erforderli­ch), St. Georg, Wasserburg (9.30 Uhr heilige Messe, 18.30 Uhr heilige Messe, Anmeldung erforderli­ch), St. Christopho­rus, Nonnenhorn (9.30 Uhr Festmesse, Anmeldung erforderli­ch), St. Johannes d.T., Bodolz (9.30 Uhr Hirtenmess­e, 11 Uhr Festmesse, Anmeldung erforderli­ch). Am zweiten Weihnachts­feiertag wird in folgenden Kirchen gefeiert: Münster unserer Lieben Frau (9 Uhr heilige Messe), St. Josef, Reutin (10.30 Uhr heilige Messe, 17.30 Uhr Weihnachts­konzert), St. Johannes, Wasserburg (10 Uhr Aufführung der „Weihnachts­geschichte“von Max Drischner), St. Georg, Wasserburg (9.30 Uhr heilige Messe), St. Christopho­rus (11 Uhr heilige Messe). (aj)

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Auch an Weihnachte­n gelten in den Kirchen in und um Lindau die Corona-Regeln wie hier in St. Stephan. Weil die Plätze begrenzt sind, müssen sich Gottesdien­stbesucher frühzeitig anmelden.

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