So funktioniert ein Corona-Schnelltest
Nach 15 Minuten liegt das Ergebnis vor – Test sollte nicht alleine zu Hause gemacht werden
Stillhalten und gleichmäßig durch den Mund atmen. Dann kitzelt und pikst es. Krankenpflegerin Monique Witulski nimmt mit einem langen Stäbchen durch meine Nase eine Probe aus den Nasenrachenraum, dreht das Stäbchen ein paar Mal – dann ist es geschafft. Nun muss ich 15 Minuten warten. Dann wird das Ergebnis des Antigen-Schnelltests am Klinikum Friedrichshafen vorliegen. Im Schnitt 75 mal führen Pflegekräfte diesen Test am Tag durch. Alle Patienten, die für eine Behandlung an einem der Standorte des Medizin Campus Bodensee in Friedrichshafen oder Tettnang aufgenommen werden, müssen ihn machen. Für den Gebrauch zu Hause ist er nicht gedacht.
Einen Eingang gibt es derzeit am Klinikum Tettnang, drei Eingänge am Klinikum Friedrichshafen: Einen für Notfälle, einen für Besucherinnen und Besucher, die in Ausnahmefällen das Klinikum betreten dürfen und einen für Patienten, die für eine Behandlung aufgenommen werden. Dieser Eingang befindet sich am Mutter-Kind-Zentrum. Bei einer Einlasskontrolle achtet ein Mitarbeiter des Krankenhauses darauf, dass jeder Patient eine Mund-Nase-Maske trägt, die Hände desinfiziert und ein Formular mit persönlichen Daten ausfüllt, das bereitliegt. Auch Fieber wird gleich am Eingang gemessen.
Dann geht es weiter zur Anmeldung im Foyer des Mutter-Kind-Zentrums. Hier hat an diesem Tag Melisa Sencan die Liste der Patientinnen und Patienten im Blick, die für eine Behandlung angemeldet sind und den Schnelltest machen müssen. Gleich nebenan haben Monique Witulski und ihre Kollegin Andrea Steinmann die Teststation aufgebaut. Beide tragen einen Schutzanzug,
Mund-Nase-Maske sowie ein zusätzliches Schutzvisier. Normalerweise arbeiten sie im Ambulanten OP-Zentrum, das derzeit aber geschlossen ist. Seit gut vier Wochen nehmen sie schon regelmäßig Testproben – und haben Übung darin.
„Wir sind geschult darin, die Abstriche zu machen und sind so vorsichtig, dass die Patienten so wenig wie möglich merken“, erklärt Steinmann. Beliebt sei ihre Teststation aber leider nicht. Viele Patienten kämen schon mit Angst ins Krankenhaus, da eine Operation anstehe. Viele haben auch Angst vor dem Testergebnis. „Wir haben auch Frauen in den Wehen, die zuerst bei uns einen Test machen müssen. Wir müssen hier schon viele Emotionen abfangen und die Menschen beruhigen“, erzählt Witulski.
Die allermeisten Tests seien negativ, sagen die beiden Pflegerinnen. Ein Grund dafür sei, dass die Patienten vor ihrer anstehenden Behandlung sowieso schon sehr vorsichtig seien, um sich nicht anzustecken. Denn bei einem positiven Ergebnis können Operationen oder andere Behandlungen, die nicht dringend und lebenswichtig sind, nicht durchgeführt werden. „Wer hier positiv getestet wird, bekommt eine frische
FFP2-Maske und wird separiert, ein Arzt oder eine Ärztin informiert dann über das weitere Vorgehen“, erklärt Klinikum-Sprecherin Susann Ganzert.
Positiv getestete Patienten müssten dann den normalen Weg gehen: Ein weiterführender, sogenannter PCR-Test wird gemacht und dann folgt in Absprache mit dem Gesundheitsamt die Quarantäne zu Hause. Mehr als zwei Patienten seien aber in den vergangenen vier Wochen noch nie an einem Tag positiv getestet worden. Wer ein negatives Testergebnis bekommt, geht ganz normal weiter zur Behandlung. „Wir setzen darauf, dass alle Patienten Verständnis dafür haben, dass sie vor ihrem Krankenhausaufenthalt und zu ihrer eigenen Sicherheit getestet werden müssen“, so Ganzert. Die Tests seien eine wichtige Sicherheitsmaßnahme sowohl für die Patienten, als auch zum Schutz der Mitarbeitenden.
Auch Mitarbeitende der Klinikstandorte werden getestet, wenn sie Kontakt zu einem Infizierten hatten. Die Pflegerinnen und Pfleger an der Teststation selbst können sich einmal pro Woche testen lassen. „Es gibt keinen Lieferengpass mit den Schnelltests. Trotzdem können wir nicht jeden Mitarbeiter und jeden Besucher täglich testen“, erklärt die Sprecherin weiter.
Nach 15 Minuten steht mein Ergebnis fest. Auf einem Blatt Papier kreuzt Melisa Sencan positiv oder negativ an. Sie kommt in den Wartebereich, in dem mit Abstand zueinander ein paar Stühle bereitstehen. Ich bin an diesem Montagmittag die einzige, die nervös auf das Ergebnis wartet. Ich drehe das Papier um und lese: negativ. Obwohl ich keine Symptome hatte, bin ich nun doch sehr erleichtert zu wissen, dass ich keine anderen Menschen im Klinikum oder die Pflegerinnen anstecken kann.
„Wenn ein Patient positiv ist, sieht man das am Teststreifen recht schnell“, erklärt Andrea Steinmann. Das habe sie in den vergangenen Wochen gelernt. Eine Lösung mit der Probe aus dem Nasenrachenraum hat sie zuvor auf den Streifen geträufelt, dann färben sich ein oder zwei Striche rot ein. Ein Strich steht für negativ, zwei für positiv. Und der zweite rote Streifen entwickle sich im positiven Fall recht schnell. Das Testergebnis ist nun eine Momentaufnahme, die für etwa 24 Stunden gilt. Den Test alleine zu Hause zu machen empfehlen die beiden Pflegerinnen übrigens auf keinen Fall. „Der Test muss normiert und immer auf dieselbe Weise gemacht werden. Außerdem würde man sich selbst das Stäbchen niemals weit genug in den Rachenraum einführen“, erklärt Witulski.
Das Bundesgesundheitsministerium rät: Auch bei leichten Anzeichen eines Atemwegsinfekts sollte der Hausarzt oder die Hausärztin am besten telefonisch kontaktiert werden. Dann werde das weitere Vorgehen besprochen. Wer Kontakt zu einer infizierten Person hatte oder typische Covid-19-Symptome hat, kann sich laut Ministerium nach Absprache mit einem Arzt testen lassen.
Auf folgender Website gibt es Informationen zur Teststrategie für den Winter 2020/21 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronatest.html#c19143