Das wichtigste Spiel zuerst
Der VfB Friedrichshafen und die United Volleys Frankfurt treffen in drei Tagen gleich zweimal aufeinander
- Viele Verbindungen, K.o.-Spiel und ein Wiedersehen in nur kürzester Zeit: Rund um das DVV-Pokalhalbfinale zwischen den beiden Volleyball-Bundesligisten VfB Friedrichshafen und den United Volleys Frankfurt am Donnerstag um 20.05 Uhr (live auf Sport1) gibt es einige interessante Geschichten zu erzählen.
Ein spannender Aspekt bei diesem Duell ist die Tatsache, dass die Teams in nur drei Tagen gleich zweimal aufeinandertreffen. Erst kämpfen sie am Donnerstag um das Finalticket im DVV-Pokal, am Samstag um 17.30 Uhr spielen sie dann um Punkte in der Liga. Die Priorität, betont VfBTrainer Michael Warm, liegt auf dem Pokalspiel am Donnerstag. Denn hier wäre eine Niederlage nicht mehr zu reparieren und hier würde eine Niederlage den Titeltraum der Friedrichshafener vorzeitig platzen lassen. „Es ist das wichtigste unserer restlichen sechs Spiele in diesem Jahr. Wir wollen ins Endspiel nach Mannheim“, sagt Warm deshalb ganz klar. Für den Verlierer der Pokalpartie bietet sich immerhin die Chance zur schnellen Revanche.
Diese würde der VfB im Falle einer Pleite sicherlich anstreben. Grundsätzlich ist Warm aber nicht der Typ, der auf Rache sinnt oder einen Erfolg aufgrund der Vergangenheit noch mehr anstrebt. Gerne spricht er über das Hier und Jetzt und gegen jeden Gegner will er das bestmögliche Ergebnis erzielen. Dass er die Frankfurter von 2015 bis 2018 trainierte und beim hessischen Bundesligisten hervorragende Aufbauarbeit leistete, ist da für ihn erst einmal unbedeutend.
Vorteile könne der VfB aus seiner Sicht demnach nicht daraus ziehen. „Das ist alles nett. Es hilft uns aber nicht weiter“, so Warm. Laut ihm werde am Donnerstag die Mannschaft das Feld als Sieger verlassen, die es mehr will. Das könnten auch zwei Ex-Häfler sein – das ist eine weitere Geschichte rund um das Duell der beiden Vereine. „Man könnte erzählen, dass Daniel Malescha und Jakob Günthör von Friedrichshafen nach Frankfurt gewechselt sind, um dort mehr Spielpraxis zu sammeln“, weiß Warm. Beide kennt er aus der gemeinsamen Zusammenarbeit, und auch aus seinen Beobachtungen. „Der Tapetenwechsel war gut für sie. Ich freue mich, wie sie das meistern.“Neben den beiden Spielern gibt es in der Frankfurter Vorstandsetage noch einen weiteren ehemaligen Häfler: Guido Heerstraß. Er gab seine Geschäftsführer-Position beim VfB auf und heuerte im August in gleicher Funktion bei den United Volleys an. „Es ist normal, dass Menschen die Seiten wechseln. Für mich gibt es nichts auszufechten. Es ist nichts zurückgeblieben und alles ganz neutral. Neulich hat er mir nach einem Sieg gratuliert“, berichtet Warm.
Gegen eine Wiederholung dieser Gratulation am Donnerstag hätte Warm nichts. Das Sportliche ist für ihn die mit Abstand wichtigste Geschichte
des Spiels in der Zeppelin Cat Halle A1. „Wir müssen gut weiterspielen und uns auf unser Spiel konzentrieren. Das ist dann nicht spannend, sondern ziemlich einfach.“Es geht darum, das Finale am 28. Februar gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen oder die WWK Volleys Herrsching zu erreichen. Und auch wenn die Häfler zuletzt gar international in der Champions League gegen Gegner wie den russischen Meister Lokomotiv Novosibirsk überzeugten, ist das keine Formsache – trotz des durchwachsenen Ligastarts der Frankfurter. „Sie sind noch nicht so ins Laufen gekommen wie erwartet. Aber sie sind wirklich gut besetzt“, meint Warm.
Außerdem müsse auch abgewartet werden, wie es um den Fitnesszustand
der VfB-Akteure bestellt ist. Die Hinrunde mit den vielen Auswärtsspielen, die Belastung des Hallenhoppings und zuletzt die Reise zum Champions-LeagueGruppenturnier nach Italien mit drei Begegnungen in einem kurzen Zeitraum hat seine Spuren hinterlassen. „Man kann auch die Geschichte erzählen, dass die Energie zwar zurückkommt, aber wir nach den anstrengenden Tagen müde und nicht ganz frisch sind.“
Kräfte für die restlichen Spiele bis zum Jahresende sollen jedoch nicht gespart werden. Der VfB will sich in den restlichen sechs Spielen im Jahr 2020 durchkämpfen und für die Menschen in der Region und in der Stadt Friedrichshafen eine Bereicherung sein. „Die Leute brauchen gerade emotionale Dinge, die ihnen guttun. Da spielt der Spitzensport eine Rolle“, sagt Warm, der Ängste in der aktuellen Corona-Lage teilt. „Als Mensch mache ich mir Sorgen, weil ich das Gefühl habe, dass es nach wie vor Menschen gibt, die das nicht ernst nehmen.“Der VfB jedenfalls, versichert Warm, halte die geltenden Regeln ein. „Wir haben extreme Einschränkungen im Leben und sind täglich isoliert. Das ist nicht so lustig, aber alternativlos und ein Preis, den wir gerne zahlen.“Besonders gerne sogar, wenn dabei noch schöne Erfolge herausspringen. Darauf richten die Friedrichshafener Volleyballer ihren Fokus, als nächstes soll der Einzug ins DVV-Pokalfinale realisiert werden. „In der jetzigen Situation befinden wir uns im Tunnelblick. Eins nach dem anderen.“