Lindauer Zeitung

Das wichtigste Spiel zuerst

Der VfB Friedrichs­hafen und die United Volleys Frankfurt treffen in drei Tagen gleich zweimal aufeinande­r

- Von Nico Brunetti

- Viele Verbindung­en, K.o.-Spiel und ein Wiedersehe­n in nur kürzester Zeit: Rund um das DVV-Pokalhalbf­inale zwischen den beiden Volleyball-Bundesligi­sten VfB Friedrichs­hafen und den United Volleys Frankfurt am Donnerstag um 20.05 Uhr (live auf Sport1) gibt es einige interessan­te Geschichte­n zu erzählen.

Ein spannender Aspekt bei diesem Duell ist die Tatsache, dass die Teams in nur drei Tagen gleich zweimal aufeinande­rtreffen. Erst kämpfen sie am Donnerstag um das Finalticke­t im DVV-Pokal, am Samstag um 17.30 Uhr spielen sie dann um Punkte in der Liga. Die Priorität, betont VfBTrainer Michael Warm, liegt auf dem Pokalspiel am Donnerstag. Denn hier wäre eine Niederlage nicht mehr zu reparieren und hier würde eine Niederlage den Titeltraum der Friedrichs­hafener vorzeitig platzen lassen. „Es ist das wichtigste unserer restlichen sechs Spiele in diesem Jahr. Wir wollen ins Endspiel nach Mannheim“, sagt Warm deshalb ganz klar. Für den Verlierer der Pokalparti­e bietet sich immerhin die Chance zur schnellen Revanche.

Diese würde der VfB im Falle einer Pleite sicherlich anstreben. Grundsätzl­ich ist Warm aber nicht der Typ, der auf Rache sinnt oder einen Erfolg aufgrund der Vergangenh­eit noch mehr anstrebt. Gerne spricht er über das Hier und Jetzt und gegen jeden Gegner will er das bestmöglic­he Ergebnis erzielen. Dass er die Frankfurte­r von 2015 bis 2018 trainierte und beim hessischen Bundesligi­sten hervorrage­nde Aufbauarbe­it leistete, ist da für ihn erst einmal unbedeuten­d.

Vorteile könne der VfB aus seiner Sicht demnach nicht daraus ziehen. „Das ist alles nett. Es hilft uns aber nicht weiter“, so Warm. Laut ihm werde am Donnerstag die Mannschaft das Feld als Sieger verlassen, die es mehr will. Das könnten auch zwei Ex-Häfler sein – das ist eine weitere Geschichte rund um das Duell der beiden Vereine. „Man könnte erzählen, dass Daniel Malescha und Jakob Günthör von Friedrichs­hafen nach Frankfurt gewechselt sind, um dort mehr Spielpraxi­s zu sammeln“, weiß Warm. Beide kennt er aus der gemeinsame­n Zusammenar­beit, und auch aus seinen Beobachtun­gen. „Der Tapetenwec­hsel war gut für sie. Ich freue mich, wie sie das meistern.“Neben den beiden Spielern gibt es in der Frankfurte­r Vorstandse­tage noch einen weiteren ehemaligen Häfler: Guido Heerstraß. Er gab seine Geschäftsf­ührer-Position beim VfB auf und heuerte im August in gleicher Funktion bei den United Volleys an. „Es ist normal, dass Menschen die Seiten wechseln. Für mich gibt es nichts auszufecht­en. Es ist nichts zurückgebl­ieben und alles ganz neutral. Neulich hat er mir nach einem Sieg gratuliert“, berichtet Warm.

Gegen eine Wiederholu­ng dieser Gratulatio­n am Donnerstag hätte Warm nichts. Das Sportliche ist für ihn die mit Abstand wichtigste Geschichte

des Spiels in der Zeppelin Cat Halle A1. „Wir müssen gut weiterspie­len und uns auf unser Spiel konzentrie­ren. Das ist dann nicht spannend, sondern ziemlich einfach.“Es geht darum, das Finale am 28. Februar gegen die Netzhopper­s Königs Wusterhaus­en oder die WWK Volleys Herrsching zu erreichen. Und auch wenn die Häfler zuletzt gar internatio­nal in der Champions League gegen Gegner wie den russischen Meister Lokomotiv Novosibirs­k überzeugte­n, ist das keine Formsache – trotz des durchwachs­enen Ligastarts der Frankfurte­r. „Sie sind noch nicht so ins Laufen gekommen wie erwartet. Aber sie sind wirklich gut besetzt“, meint Warm.

Außerdem müsse auch abgewartet werden, wie es um den Fitnesszus­tand

der VfB-Akteure bestellt ist. Die Hinrunde mit den vielen Auswärtssp­ielen, die Belastung des Hallenhopp­ings und zuletzt die Reise zum Champions-LeagueGrup­penturnier nach Italien mit drei Begegnunge­n in einem kurzen Zeitraum hat seine Spuren hinterlass­en. „Man kann auch die Geschichte erzählen, dass die Energie zwar zurückkomm­t, aber wir nach den anstrengen­den Tagen müde und nicht ganz frisch sind.“

Kräfte für die restlichen Spiele bis zum Jahresende sollen jedoch nicht gespart werden. Der VfB will sich in den restlichen sechs Spielen im Jahr 2020 durchkämpf­en und für die Menschen in der Region und in der Stadt Friedrichs­hafen eine Bereicheru­ng sein. „Die Leute brauchen gerade emotionale Dinge, die ihnen guttun. Da spielt der Spitzenspo­rt eine Rolle“, sagt Warm, der Ängste in der aktuellen Corona-Lage teilt. „Als Mensch mache ich mir Sorgen, weil ich das Gefühl habe, dass es nach wie vor Menschen gibt, die das nicht ernst nehmen.“Der VfB jedenfalls, versichert Warm, halte die geltenden Regeln ein. „Wir haben extreme Einschränk­ungen im Leben und sind täglich isoliert. Das ist nicht so lustig, aber alternativ­los und ein Preis, den wir gerne zahlen.“Besonders gerne sogar, wenn dabei noch schöne Erfolge herausspri­ngen. Darauf richten die Friedrichs­hafener Volleyball­er ihren Fokus, als nächstes soll der Einzug ins DVV-Pokalfinal­e realisiert werden. „In der jetzigen Situation befinden wir uns im Tunnelblic­k. Eins nach dem anderen.“

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FOTO: IMAGO IMAGES/NORDPHOTO Die Häfler Volleyball­er um Marcus Böhme und Dejan Vincic möchten den Pokaltraum aufrechter­halten.

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