Lieber unter Kontrolle halten
Morgens ein Blick auf die Bergpanorama-Bilder im Fernseher: einfach traumhaft, Schnee satt. Da zuckt es schon in den Beinen – zumindest wenn einer den Bezug zum Wintersport hat. Am liebsten die Skier packen, sagt man sich. Aber wohin fahren? Die klassischen deutschen Skigebiete sind bis zum 10. Januar stillgelegt. Vielleicht auch länger. Und dies könnte sich als Fehler herausstellen.
Abstecher ins Ausland taugen nur etwas für Zeitgenossen, denen lange Quarantäne-Zeiten nichts ausmachen. Wer trotzdem auf Brettern durch den Schnee kurven will, muss also zu etwas anderem greifen als zu seinen Pistenskiern. Dies geschieht bereits, wie Sportgeschäfte melden. Eine Tourenausrüstung scheint verstärkt das Mittel der Wahl zu sein. Alleine oder mit Angehörigen in den Bergen unterwegs zu sein, ist schließlich noch nicht verboten.
Bleibt es aber bei der in CoronaZeiten geforderten Einsamkeit? Unrealistisch. Schon vergangenes Wochenende hat sich an manchem Berg gezeigt, was zu erwarten ist: wahre Anstürme. Wie dann an schönen Tagen Hunderte Sportler auf Gipfeln Abstand halten sollen, bleibt ein Rätsel. Weshalb sich die Frage aufdrängt, ob das komplette Schließen der Skigebiete mit ihren Bergbahnen tatsächlich der Weisheit letzter Schluss war? Solange Ausflüge grundsätzlich möglich sind und kein völliger Lockdown verhängt wird, eher nicht.
Der Drang in die Berge ist eben da, ganz gleich ob er gegenwärtig mit Unvernunft zu tun hat. Schlauer wäre, die Wintersportler zu kanalisieren – möglichst auf den Pisten, wo sie sonst auch sind. Der Vorteil während der Pandemie: Sie lassen sich mit Blick auf Menge, Benehmen und Infektionsrisiko kontrollieren. Entsprechende Konzepte der um ihre Einnahmen bangenden Bergbahnen liegen längst vor – bis hin zu einer Art Pistenpolizei. Letztlich ist es sinnvoller, das kaum zu unterdrückende Streben von Wintersportlern nach draußen zu managen als sie einfach irgendwie und irgendwo laufen zu lassen. In diesem Fall sind die Folgen nämlich unkalkulierbar.