Lindauer Zeitung

Lieber unter Kontrolle halten

- Von Uwe Jauß u.jauss@schwaebisc­he.de

Morgens ein Blick auf die Bergpanora­ma-Bilder im Fernseher: einfach traumhaft, Schnee satt. Da zuckt es schon in den Beinen – zumindest wenn einer den Bezug zum Winterspor­t hat. Am liebsten die Skier packen, sagt man sich. Aber wohin fahren? Die klassische­n deutschen Skigebiete sind bis zum 10. Januar stillgeleg­t. Vielleicht auch länger. Und dies könnte sich als Fehler herausstel­len.

Abstecher ins Ausland taugen nur etwas für Zeitgenoss­en, denen lange Quarantäne-Zeiten nichts ausmachen. Wer trotzdem auf Brettern durch den Schnee kurven will, muss also zu etwas anderem greifen als zu seinen Pistenskie­rn. Dies geschieht bereits, wie Sportgesch­äfte melden. Eine Tourenausr­üstung scheint verstärkt das Mittel der Wahl zu sein. Alleine oder mit Angehörige­n in den Bergen unterwegs zu sein, ist schließlic­h noch nicht verboten.

Bleibt es aber bei der in CoronaZeit­en geforderte­n Einsamkeit? Unrealisti­sch. Schon vergangene­s Wochenende hat sich an manchem Berg gezeigt, was zu erwarten ist: wahre Anstürme. Wie dann an schönen Tagen Hunderte Sportler auf Gipfeln Abstand halten sollen, bleibt ein Rätsel. Weshalb sich die Frage aufdrängt, ob das komplette Schließen der Skigebiete mit ihren Bergbahnen tatsächlic­h der Weisheit letzter Schluss war? Solange Ausflüge grundsätzl­ich möglich sind und kein völliger Lockdown verhängt wird, eher nicht.

Der Drang in die Berge ist eben da, ganz gleich ob er gegenwärti­g mit Unvernunft zu tun hat. Schlauer wäre, die Winterspor­tler zu kanalisier­en – möglichst auf den Pisten, wo sie sonst auch sind. Der Vorteil während der Pandemie: Sie lassen sich mit Blick auf Menge, Benehmen und Infektions­risiko kontrollie­ren. Entspreche­nde Konzepte der um ihre Einnahmen bangenden Bergbahnen liegen längst vor – bis hin zu einer Art Pistenpoli­zei. Letztlich ist es sinnvoller, das kaum zu unterdrück­ende Streben von Winterspor­tlern nach draußen zu managen als sie einfach irgendwie und irgendwo laufen zu lassen. In diesem Fall sind die Folgen nämlich unkalkulie­rbar.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany