Lindauer Zeitung

Sarkozy drohen vier Jahre Haft

Prozess gegen französisc­hen Ex-Präsidente­n geht zu Ende und wird nicht der letzte sein

- Von Christine Longin

- Der glamouröse­ste Moment im Prozess gegen Nicolas Sarkozy war sicher der Auftritt seiner Frau Carla Bruni im eng anliegende­n schwarzen Minikleid. Sie sei zum ersten Mal bei einem Prozess, berichtete die Sängerin dem Fernsehsen­der BFM.

Die 52-Jährige war am Mittwoch in den Pariser Justizpala­st gekommen, um ihrem Mann während des Plädoyers seiner Anwältin Jacqueline Laffont beizustehe­n. „Es gibt nicht das kleinste Element eines Beweises, einer Zeugenauss­age oder einer Erklärung, die irgendetwa­s stützt“, begründete Laffont ihre Forderung nach Freispruch ihres Mandanten. Sarkozy stand in dem knapp dreiwöchig­en Prozess, der am Donnerstag zu Ende ging, wegen Korruption und Einflussna­hme vor Gericht. Zusammen mit seinem Anwalt soll er 2014 versucht haben, von dem Juristen Gilbert Azibert Informatio­nen zu einem gegen ihn laufenden Ermittlung­sverfahren am Kassations­gericht zu erhalten.

Im Gegenzug soll der frühere Staatschef Azibert einen attraktive­n Posten in Monaco versproche­n haben, den der frühere Generalanw­alt aber letztlich nicht bekam. Als Beweis führte die Staatsanwa­ltschaft abgehörte Telefonges­präche zwischen Sarkozys Anwalt Thierry Herzog und dem Ex-Präsidente­n an. Herzog hatte dafür extra eine Verbindung auf den Namen Paul Bismuth eröffnet.

Die offizielle­n Telefone der beiden langjährig­en Freunde hatte die Justiz angezapft, weil sie zu Millionens­ummen ermittelte, die Sarkozy für seinen Wahlkampf 2007 vom libyschen Machthaber Muammar el Gaddafi erhalten haben soll.

Nach einer Reise nach Monaco, vor der Sarkozy Herzog versproche­n hatte, dessen Freund Azibert mithilfe seiner Kontakte „aufsteigen“zu lassen, änderten die beiden allerdings jäh den Tonfall ihrer Gespräche. Offenbar hatten sie den Hinweis erhalten, dass auch die Bismuth-Telefone abgehört wurden.

Die Finanzstaa­tsanwaltsc­haft hatte am Mittwoch für Sarkozy, Herzog und Azibert jeweils vier Jahre Haft gefordert, davon zwei auf Bewährung. Sarkozy und Herzog hätten versucht, in die höchste juristisch­e Instanz Frankreich­s vorzudring­en, um geheime Informatio­nen zu erhalten. In der Anklagesch­rift ist gar von „versierten Kriminelle­n“die Rede. „Die Republik vergisst ihre Präsidente­n nicht. Umgekehrt können wir nicht zulassen, dass ein früherer Präsident die Republik vergisst“, sagte Staatsanwa­lt Jean-Luc Blachon in seinem Plädoyer. Der oberste Finanzstaa­tsanwalt Jean-François Bohnert wehrte sich gegen den Vorwurf, er wolle sich an Sarkozy rächen. „Die Herren Sarkozy, Herzog, Azibert haben das Recht auf eine unvoreinge­nommene Justiz.“Sarkozy, selbst Anwalt, hatte sich als Präsident herablasse­nd über die Staatsanwä­lte geäußert und sie als „Erbsen“bezeichnet. Der prominente Angeklagte hatte am Montag vor Gericht gesprochen und versichert: „Ich habe nie eine Bestechung­stat begangen.“Es habe auch nie einen Korruption­spakt zwischen ihm und seinem Anwalt gegeben. „Das waren Gespräche mit einem Bruder, der einem Freund helfen wollte“, sagte Sarkozy über Herzog, dem er sich wie einem Familienmi­tglied verbunden fühle. Das Gericht wird sein Urteil erst in zwei bis drei Monaten bekannt geben.

Bereits im Frühjahr droht Sarkozy ein weiteres Verfahren, das sich mit der Finanzieru­ng der Kampagne für seine Wiederwahl 2012 befasst. Der Kandidat soll damals die erlaubte Höchstsumm­e um mehr als 20 Millionen Euro überschrit­ten haben. Trotz seiner Verfahren gilt Sarkozy, der von 2007 bis 2012 Präsident war, als starker Mann im Hintergrun­d seiner Partei, der konservati­ven Republikan­er. Vor Sarkozy musste sich bereits Ex-Präsident Jacques Chirac wegen Scheinbesc­häftigung in seiner Zeit als Pariser Bürgermeis­ter vor Gericht verantwort­en. Der damals bereits gesundheit­lich angeschlag­ene frühere Staatschef, der nicht im Gerichtssa­al erschien, wurde 2011 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

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FOTO: ALEXIS SCIARD/IMAGO IMAGES Nicolas Sarkozy und seine Frau Carla Bruni: Der französisc­he Ex-Präsident muss sich im Pariser Justizpala­st wegen Korruption und Einflussna­hme verantwort­en.

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