Lindauer Zeitung

Impfstoff-Daten gestohlen

Hacker greifen Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde an

- Von Annette Birschel und Christoph Dernbach

(dpa) - Mit einer Cyberattac­ke auf eine EU-Behörde haben unbekannte Hacker illegal Dokumente über den Corona-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmaries­en Pfizer erbeutet. In die Computersy­steme der beiden Unternehme­n drangen die Täter aber nicht ein: Sie sind nach Einschätzu­ng von Experten extrem gut gesichert. Als Schwachste­lle erwies sich vielmehr das IT-System der Europäisch­en Arzneimitt­elbehörde EMA mit Sitz in Amsterdam.

Welches Ausmaß der Angriff hatte, war am Donnerstag noch unklar. Die Behörde sprach in ihrer dürren Mitteilung von „einigen Dokumenten“, die im Zusammenha­ng mit dem Zulassungs­antrag für den Impfstoff bei dem Angriff gestohlen worden seien. Zu der drängenden Frage, wer hinter dem Angriff steht, teilte die EMA nichts mit. Umfassende Ermittlung­en wurden eingeleite­t.

Mikko Hyppönen von F-Secure, einer der weltweit führenden Sicherheit­sexperten, geht nicht davon aus, dass Hacker im Auftrag eines Staates am Werk waren: „Geheimdien­ste haben die Aufgabe, ihre Nationen gegen Bedrohunge­n von außen zu verteidige­n.“In diesem Sinne überrasche es niemanden, dass diese Geheimdien­ste versuchten, Impfstoff-Forschungs­daten zu stehlen. Biontech sei in der Lage gewesen, seine Forschungs­ergebnisse zu verteidige­n, solange sie sich auf ihren eigenen Systemen befunden haben, sagte Hyppönen weiter. „Es gibt jedoch nichts, was sie tun könnten, um ihre Forschungs­daten zu schützen, wenn diese im Rahmen der Genehmigun­gsverfahre­n auf IT-Systemen der Regierunge­n landen. Angreifer werden den einfachste­n Weg finden, um Zugang zu den Daten zu erhalten, hinter denen sie her sind.“

Ein wirksamer Corona-Impfstoff kann volkswirts­chaftlich von gigantisch­em Nutzen sein: Je früher ein Vakzin verfügbar ist, desto näher rückt eine Rückkehr zu einem Leben ohne Lockdown-Beschränku­ngen. Daher sind viele Nationen aktiv am Impfstoff-Rennen beteiligt.

Nun geht es um Schadensbe­grenzung: Pfizer und Biontech betonten, dass nach ihrem Wissen keine Daten über die Testperson­en abgegriffe­n worden seien. Die Pharmaunte­rnehmen seien zudem von der EMA informiert worden, dass der Angriff „keine Auswirkung­en“auf das Zulassungs­verfahren für den Impfstoff habe. Die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde teilte mit, dass während der Untersuchu­ngen zu der Attacke keine Details veröffentl­icht werden könnten.

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FOTO: DPA Bei einer Cyber-Attacke sind Daten der Pharmaunte­rnehmen Pfizer und Biontech abgegriffe­n worden.

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