Corona-Crash bei Tui
Reisekonzern beendet Krisenjahr mit Rekordverlust
(dpa) - Irgendwie muss es weitergehen in diesem verflixten Corona-Winter. Tui-Chef Fritz Joussen beschwört den Durchhaltewillen der eigenen Belegschaft ebenso wie die Reiselust der Verbraucher – soweit noch vorhanden. „Man hätte auch sagen können, man schließt die ganze Firma ab“, meint der Lenker des weltgrößten Touristikkonzerns zur kalten Jahreszeit. „Aber das wäre keine besonders gute Idee.“
Milliardenhilfen, Kapitalerhöhungen, Stellenabbau – all dies hat das Unternehmen aus Hannover angeschoben, um durch die nächsten Monate zu kommen. Verhaltener Optimismus ist zu hören. Doch es ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Ab Sommer 2021 soll die Erholung anlaufen. Bis dahin sieht es eher düster aus.
Im Wintergeschäft, das schon in normalen Zeiten weniger abwirft, dümpelt das Buchungsniveau derzeit auf dem Fünftel einer üblichen Saison vor sich hin. „Das ist aber besser als nichts“, sagt Joussen am Donnerstag bei der Vorlage der tiefroten Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2019/2020, das am 30. September zu Ende ging.
Besser als nichts – dies passt auch auf die Umsätze, die der Konzern zuletzt noch erzielte. Sie schmolzen im Vergleich zum Vorjahr von 18,9 auf 7,9 Milliarden Euro zusammen. Ein Einbruch der Buchungen, dazu die Kosten für den laufenden Betrieb, der ohne hohe Kredite und Kurzarbeit wohl kaum finanziert werden könnte: So folgten auf einen Vorjahresgewinn von 416 Millionen Euro 3,1 Milliarden Euro Verlust.
Natürlich sind die Horrorzahlen vor allem dem Virus geschuldet. Neben Luftverkehr und Gastgewerbe ist kaum eine Branche so sehr von ihm getroffen wie der Tourismus. Auch hier hofft man auf medizinische Durchbrüche – wobei Joussen vorerst weniger auf Impfungen setzt als auf breit angelegte Corona-Tests: „Wir wissen noch nicht, ob eine geimpfte Person noch ansteckend ist oder nicht. Aber Tests sind jetzt verfügbar. Und das ist für uns am wichtigsten.“Schnellprüfungen auf Virusantigene vermittelt der Konzern teils schon an die Kunden.
Nach dem „Übergangsjahr“2021 rechnen die Hannoveraner damit, dass der Tourismus 2022 das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie erreichen könnte. Die Buchungen für den nächsten Sommer seien recht ermutigend. „Die Leute sagen einfach: Wir haben es satt, wir wollen in den Urlaub“– so sieht es jedenfalls Joussen.
„Tui war vor der Krise kerngesund“, sagt Joussen. Doch in der ersten Welle ab März stand das Reiseprogramm komplett still. Der Sommer brachte einen kleinen Aufschwung – mit neuen Reisewarnungen ab Mitte August und der zweiten Viruswelle im Herbst nahm die Unsicherheit zu.
Bis zu 8000 Stellen weltweit stehen auf der Streichliste, vor allem im Ausland. Joussen hält weitere Kürzungen nicht für nötig, weil die eingeleiteten Sparmaßnahmen ab 2023 mehr brächten als zunächst kalkuliert.