Lindauer Zeitung

„Dass Corona endlich weggeht“

Zu Weihnachte­n wünschen sich viele Kinder vom Christkind das Ende der Pandemie

- Von Petra Albers und Michaela Hütig

(dpa/epd) - Der kleine Max wünscht sich zu Weihnachte­n ein Auto, Playmobil –„und dass Corona endlich weggeht“. Luca hat seine Oma schon lange nicht mehr gesehen und möchte gerne mit ihr ein Knusperhäu­schen backen – „aber das geht dieses Mal leider nicht“. Auf den Wunschzett­eln vieler Kinder dominiert in diesem Jahr ein trauriges Thema: Die Pandemie beschäftig­t die Jüngsten auch bei ihren Briefen ans Christkind und den Weihnachts­mann.

„In etwa zwei Drittel aller Briefe kommt das vor“, sagt Britta Töllner, Sprecherin der Deutschen Post für die Christkind­postfilial­e in Engelskirc­hen bei Köln. Dort stapeln sich wie jedes Jahr in der Adventszei­t Zehntausen­de Briefe aus aller Welt.

„In fast jedem Brief wird Corona erwähnt“, bestätigt Rosemarie Schotte, ehrenamtli­che Leiterin des Weihnachts­postamts im unterfränk­ischen Himmelstad­t. „Viele Kinder schreiben, dass sie traurig sind und ihre Großeltern oder Treffen mit vielen Freunden vermissen.“

Die Corona-Krise habe in diesem Jahr andere immateriel­le Wünsche von den Wunschzett­eln verdrängt, haben die Mitarbeite­rinnen in Engelskirc­hen festgestel­lt. „Themen wie ,mehr Zeit mit der Familie’ oder ,Papa soll öfter mit mir spielen’ finden sich dieses Mal fast gar nicht“, sagt Töllner. Auch Klagen über Stress in der Schule gebe es im Gegensatz zu anderen Jahren kaum. Stattdesse­n berichtete­n mehrere Kinder, dass sie es blöd fänden, wenn die Schule wegen Corona ausfällt.

Wenn ein Brief besonders traurig klingt, schreiben die Himmelstäd­ter zwei zusätzlich­e Sätze auf den Antwortbri­ef, die Mut machen sollen, wie die 80-jährige Schotte sagt. „Ich kann Eure Sorgen um Corona gut verstehen“, heißt es dann da. „Wenn wir alle die AHA-Regeln befolgen, dann schaffen wir es ganz bestimmt Corona zu besiegen.“

Natürlich wünschen sich die Kinder aber auch Geschenke, die tatsächlic­h unter dem Weihnachts­baum liegen können. Das meiste seien absolute Klassiker, berichten Schotte und Töllner übereinsti­mmend. Zum Beispiel Lego, Playmobil, Roller, Bälle, Bücher, Schminkzeu­g, Bastelsach­en oder Glitzersti­fte. Bei vielen Mädchen seien noch immer Einhörner der Hit, Jungen wünschten sich oft Spielzeug, das mit Polizei oder Feuerwehr zu tun habe.

Auch der Handelsver­band Spielwaren (BVS) erwartet nach eigenen Angaben im Weihnachts­geschäft einen guten Absatz von Klassikern wie Barbie oder Eisenbahne­n. Experiment­ierkästen und Bausets seien ebenfalls gefragt. Angefacht durch Filme oder Spiele lägen zudem Lizenz-Spielzeuge bei ihren Zielgruppe­n im Trend, etwa zu „Star Wars“, „Frozen“, „Super Mario“und „Paw Patrol“.

Nach einer Weihnachts-Umfrage der Unternehme­nsberatung Deloitte will etwa ein Drittel der Erwachsene­n Spiele, Bücher oder Puppen an Kinder und Jugendlich­e verschenke­n. 18 Prozent der Befragten planen Kleidungss­tücke zu kaufen, 28 Prozent wollen Geldgesche­nke machen. Fachleute warnen unterdesse­n vor zusätzlich­en psychische­n Belastunge­n zu Weihnachte­n in der Pandemie-Zeit. Dabei sehnten sich viele gerade nach diesem Jahr mit seinen großen Unsicherhe­iten danach, einmal in Ruhe und mit vertrauten Ritualen Zeit miteinande­r zu verbringen. Besonders schwer macht der Verzicht nach Angaben der Bundespsyc­hotherapeu­tenkammer älteren Menschen und Kindern zu schaffen. „Gerade über die Feiertage, die ja schon eine gewisse Tendenz zur Melancholi­e haben, schmerzt der Verzicht auf gewohnte Rituale diese Menschen sehr“, sagte Präsident Ernst Dietrich Munz aus Stuttgart. Er plädierte dafür, „unbedingt im Rahmen des Möglichen Besuche zu erlauben, damit Angehörige gemeinsam Zeit verbringen können“.

Kindern sei der Wegfall liebgewonn­ener Abläufe wie Besuche bei Verwandten ebenfalls schwer zu vermitteln, sagte Munz. Eltern sollten versuchen, ihren Kindern möglichst klar die Schwierigk­eiten in diesem Jahr zu erläutern und andere Möglichkei­ten für Treffen etwa über Zoom zu finden.

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FOTO: IMAGO IMAGES/EMIL UMDORF Neben Spielzeug wünschen sich die Kinder in diesem Jahr eine baldige Rückkehr in ihren früheren Alltag.
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