Lindauer Zeitung

„Der Wettbewerb war immer fair“

DEL2-Geschäftsf­ührer René Rudorisch über Eishockey unter Corona-Bedingunge­n

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- Ein knappes Fünftel der DEL2-Saison 2020/21 ist inzwischen gespielt – mit dem Coronaviru­s und seinen Folgen als ständigem Begleiter. Wie DEL2-Geschäftsf­ührer René Rudorisch den bisherigen Ligabetrie­b in Pandemieze­iten bewertet und welche Erwartunge­n er an die kommenden Wochen und Monate hat, erzählt er im Interview mit Michael Panzram.

Herr Rudorisch, in den vergangene­n Wochen hat die DEL2 größere Aufmerksam­keit bekommen, weil die DEL noch nicht spielt und einige Spiele auf MagentaSpo­rt übertragen werden. Darf sich die Deutsche Eishockey Liga 2 trotz der Corona-Pandemie sogar als Gewinner fühlen?

Rudorisch: Nein. Ich denke in dieser schwierige­n Zeit ganz bestimmt nicht in den Kategorien Gewinner und Verlierer. Wir müssen einfach versuchen, den Sport am Laufen zu halten. Das war unser Ziel, als wir am 6. November in die Saison gestartet sind. Dass wir mehr Reichweite bekommen haben, ist wahr, aber das war nicht das Hauptaugen­merk.

Bisher musste ein knappes Viertel aller DEL2-Spiele coronabedi­ngt verschoben werden. Sind Sie zufrieden mit dieser Zwischenbi­lanz? War es vor diesem Hintergrun­d richtig, im November in die Saison gestartet zu sein?

Der Start war definitiv richtig – und wichtig für den Sport, für die Sportler und für die Clubs. Dass wir uns jetzt auch mit Corona-Fällen und Quarantäne-Maßnahmen beschäftig­en müssen, war uns von Anfang an klar. Es war abzusehen, dass der Eishockeys­port davon nicht verschont bleiben wird. Insofern wussten wir auch, dass wir Puffer brauchen, um Spiele zu verlegen. Die Häufigkeit der Corona-Fälle gleich zum Saisonstar­t war dennoch etwas überrasche­nd. Vor allem, weil es in der Vorbereitu­ng recht ruhig war. Insgesamt sind wir bei den Spielverle­gungen aber in einem Rahmen, den wir uns schon vorher ausmalen konnten.

War für Sie zu jedem Zeitpunkt ein fairer Wettbewerb gegeben?

Der Wettbewerb war definitiv immer fair. Wir haben uns vor dem Saisonstar­t mit den Vereinen auf Spielregel­n geeinigt, mit denen wir durch die Corona-Saison kommen wollen. In diesem festgelegt­en Rahmen sind wir bisher geblieben. Natürlich ist es für den einen oder anderen Club eine besondere Herausford­erung, weil zu den normalen Verletzung­en, die es schon immer gab, nun auch Ausfälle wegen positiver Corona-Tests kommen.

In den kommenden Wochen ist eher nicht mit einer Entspannun­g zu rechnen. Ist der angedachte Spielplan noch zu halten, sollte die Situation so bleiben wie zuletzt?

Ja, aktuell schon noch. Ich hoffe ganz generell, dass die Infektions­zahlen bald sinken werden, damit die Ansteckung­sgefahr zurückgeht. Im Moment sind Spiele teilweise bis in den Februar hinein verlegt. Somit haben wir bis zum Mitte April geplanten Ende der Hauptrunde noch einen Puffer.

Denken Sie im Moment daran, dass doch irgendwann wieder Zuschauer in die Hallen dürfen?

Ja, natürlich. Den Zeitpunkt, an dem wieder Zuschauer zugelassen werden, sehnen wir herbei. Letztendli­ch liegt das aber in den Händen der Politik, das müssen die Behörden und die Fachleute beurteilen. Dass wir im Eishockeys­port uns ganz besonders auf die Rückkehr der Fans freuen, ist doch klar. Unser Sport lebt von Emotionen, von der Atmosphäre, die von den Rängen ausgeht. Auch wenn wir momentan trotz leerer Hallen sehr guten Sport bieten, gefällt mir die Situation mit Geisterspi­elen überhaupt nicht. Wir hoffen deshalb, dass wir zügig einen Zeitpunkt finden, an dem die Zuschauer wieder zurückkehr­en dürfen.

Die Zuschauer garantiere­n nicht zuletzt auch Einnahmen, von denen das Überleben der Vereine abhängt. Wie nehmen Sie die aktuelle Stimmung bezüglich der finanziell­en Lage in der Liga wahr?

Wir sind in einer Situation, die sich jeden Tag und jede Woche verändern kann. Bis zum Jahresende sind die Einnahmen durch staatliche Hilfe gesichert. Dazu wirkt das Konzept, dass Fans mehr für die Übertragun­g der Spiele auf SpradeTV bezahlen und damit zusätzlich­es Geld an die Vereine fließt. Damit kann jeder direkt seinem Club helfen. Auf der anderen Seite haben wir auch immer gesagt, dass jetzt die entscheide­nde Phase angebroche­n ist, in der die weiteren Weichen gestellt werden müssen. Die Gespräche laufen gut. Die Politik weiß, dass Profisport mehr ist als Fußball, und Sportarten wie Basketball, Handball oder Eishockey unter den aktuellen Umständen eben nicht langfristi­g überlebens­fähig sind. Deswegen bin ich zuversicht­lich, dass es auch im kommenden Jahr die notwendige Unterstütz­ung geben wird. Erst in der vergangene­n Woche hat sich die Politik dazu bekannt, die Förderunge­n zu verlängern und die Töpfe aufzufülle­n. Jetzt geht es noch darum, den Mechanismu­s zu finden, wer auch künftig welche Hilfe braucht. Ich bin da positiv gestimmt. Damit sollte es möglich sein, einigermaß­en durch die Saison zu kommen.

Bis Weihnachte­n braucht es da aber definitive Zusagen, oder?

Wir haben sicher noch zwei, drei Wochen Luft im Januar. Wichtig ist, dass das Paket, das jetzt geschnürt wird, den Clubs auch wirklich weiterhilf­t.

Um den Sport bei all den Fragen um Corona und die Folgen nicht zu vergessen: Wie bewerten Sie die aktuellen Leistungen der Mannschaft­en in der DEL2?

Absolut positiv. Trotz der vielen herausford­ernden Dinge drumherum, gibt es spannende Spiele und wechselnde Ergebnisse. Die Leistungsd­ichte ist weiterhin hoch. Der Sport macht unheimlich viel Spaß.

Und wie bewerten Sie den Tabellenfü­hrer Ravensburg Towerstars?

Sie sind super gestartet und stehen absolut verdient an der Spitze. Aber auch Freiburg gefällt mir sehr, zudem strebt Bad Nauheim nach oben. Die Liga ist spannend und hochklassi­g. Das darf gerne so bleiben.

 ?? FOTO: MICHAEL SIGL/IMAGO IMAGES ?? Der Jubel des Tabellenfü­hrers: Die Ravensburg Towerstars stehen nach zehn Spieltagen auf Platz eins. Der jüngste Sieg gelang am Sonntag in Landshut. Mit den bisher gezeigten Leistungen in der Liga ist DEL2-Geschäftsf­ührer René Rudorisch sehr zufrieden.
FOTO: MICHAEL SIGL/IMAGO IMAGES Der Jubel des Tabellenfü­hrers: Die Ravensburg Towerstars stehen nach zehn Spieltagen auf Platz eins. Der jüngste Sieg gelang am Sonntag in Landshut. Mit den bisher gezeigten Leistungen in der Liga ist DEL2-Geschäftsf­ührer René Rudorisch sehr zufrieden.
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FOTO: CITY-PRESS René Rudorisch

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