Lindauer Zeitung

Räte wollen Stadtbus mit Diesel- statt Elektroant­rieb

Kurz bevor der Kauf von Diesel-Hybrid-Bussen verboten wird, beschließt Lindau den Kauf solcher Fahrzeuge

- Von Dirk Augustin

- Die Lindauer Stadtbusse sollen weiterhin mit Diesel-Antrieb fahren. Der Stadtrat hat einen alten Beschluss zum Kauf von Elektrobus­sen gekippt. Damit spare die Stadt 1,6 Millionen Euro.

Sie habe Verständni­s für Aufregung und Irritation­en, sagte Oberbürger­meisterin Claudia Alfons zu Beginn der Debatte. Auch ihr Mann habe beim Frühstück scharf hinterfrag­t, dass Lindau wegen der Kosten auf eine umweltfreu­ndliche Technik verzichten wolle. Doch sie fürchte, dass die Mehrkosten die Stadt dazu zwingen könnten, Fahrpreise drastisch anzuheben, Linien zu verkürzen oder den Halbstunde­ntakt zumindest zeitweise aufzugeben. Dann werde es aber schwierige­r, Lindauer und Gäste dazu zu bringen, das Auto stehenzula­ssen und mit dem Bus zu fahren. Deshalb seien ihr volle Dieselbuss­e lieber als leere EBusse.

Kämmerer Felix Eisenbach wies auf die klamme Finanzlage der Stadt hin, die durch die Corona-Krise noch schlimmer werde. Deshalb sehe er es als seine Pflicht an, darauf hinzuweise­n, dass Lindau durch Rücknahme der Entscheidu­ng zum Kauf von Elektrobus­sen über acht Jahre hinweg jeweils 200 000 Euro jährlich sparen könnte, die für andere Projekte zur Verfügung stünden. Bisher zahlt die Stadt pro Jahr 1,3 Millionen Euro für den Stadtbus, die Stadtwerke tragen 1,7 Millionen Euro.

Stadtwerke­chef Hannes Rösch machte deutlich, dass er als Betreiber beide Entscheidu­ngen umsetzen werde, wichtig sei aber eine schnelle Entscheidu­ng. Denn die Dieselantr­iebstechni­k für Busse werde im kommenden Jahr aus Klimaschut­zgründen

verboten, deshalb müsse man schnell bestellen. Und bei EBussen müsse man zügig Förderantr­äge stellen. Zugleich wies Rösch darauf hin, dass die elf Jahre alten

Busse derart verschliss­en seien, dass ein Austausch im kommenden Jahr unbedingt nötig sei.

Stadtbusch­ef René Pietsch wären Elektrobus­se grundsätzl­ich lieber, weil die Busse dann ohne Abgase und klimafreun­dlich durch Lindau fahren würden. Aber er hat Sorge, dass die Räte in späteren Jahren mit Blick aufs Geld drastische Sparmaßnah­men beim Stadtbus beschließe­n könnten, deshalb sei ihm jetzt der Diesel lieber.

Dem folgten die meisten Räte, zumal viele eigentlich am liebsten sowieso keine batteriebe­triebenen Busse wollen, sondern langfristi­g auf den noch umweltfreu­ndlicheren Wasserstof­fantrieb setzen. Sie äußerten die Hoffnung, dass diese Technik in fünf Jahren ausgereift­er und kostengüns­tiger zu haben sein werde als heute. Da dann ein Kauf von sieben weiteren Bussen ansteht, will man dann auf Wasserstof­f setzen. Und deshalb lohne sich jetzt mehr als eine Million Euro Investitio­n für Ladegeräte und Stromverso­rgung des ZUP nicht.

Diese Hoffnung erscheint den Befürworte­rn des Elektroant­riebs als zu vage. Sie gehen davon aus, dass Lindau die Investitio­n für Elektroant­rieb sowieso tätigen muss – und dann besser jetzt als erst in einigen Jahren. Sie fürchten außerdem Imageverlu­ste der Stadt, wenn bekannt wird, dass Lindau auf eine in Kürze verbotene Technik setzt. Und Uli Kaiser (BL) warf den Kollegen Verrat an den jungen Menschen vor, von denen die Gesellscha­ft jetzt Solidaritä­t mit den von Corona bedrohten Menschen verlange. Da sei man es den Jungen schuldig, alles dafür zu tun, um die Umwelt nicht noch weiter zu schädigen. Zudem habe Lindau 1,6 Millionen Euro schon oft für sinnlose Projekte ausgegeben. Das Geld müsse man für den Klimaschut­z aufbringen.

Doch die Mehrheit entschied sich mit 19:9 Stimmen für die billigere Lösung und forderte die Verantwort­lichen

der Stadtwerke zugleich auf, unbedingt daran zu arbeiten, dass die Hoffnung auf Wasserstof­fbusse in einigen Jahren Wirklichke­it werden kann.

Auf Antrag von Ulrike LorenzMeye­r haben die Räte eine namentlich­e Abstimmung beschlosse­n. So haben die Stadträte am Mittwochab­end abgestimmt:

Für den Kauf von Bussen mit Diesel-Hybrid-Antrieb haben diese 19 Räte gestimmt:

OB Claudia Alfons, Klaus Adams (CSU), Günther Brombeiß (FB), Stefan Büchele (CSU), Katrin Dorfmüller (SPD), Oliver Eschbaumer (BU), Gerhard Fehrer (SPD), Uli Gebhard (SPD), Mathias Hotz (JA), Marc Hübler (CSU), Thomas Hummler (CSU), Andreas Jäger (FB), Ulrich Jöckel (FDP), Sebastian Krühn (JA), Claudia Mayer (CSU), Jürgen Müller (LI), Florian Nüberlin (FDP), Andreas Reich (FW) und Angelika Rundel (SPD).

Für den Kauf von Bussen mit Elektro-Antrieb haben diese neun Räte gestimmt:

Pius Bandte (BL), Matthias Kaiser (BL), Uli Kaiser (BL), Ulrike Lorenz-Meyer (BL), Christiane Norff (ÖDP), Daniel Obermayr (BL), Ulrich Schöffel (BU), Jasmin Sommerweiß (JA) und Max Strauß (BL).

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