Verdienstmedaille für streitbare Kreisräte
Friedrich Haag und Thomas Kühnel im Kreistag ausgezeichnet
(ee) – Der eine pflegt schon mal den zivilen Ungehorsam. Der andere hat gelernt, seit Jahren bei „seinen“Themen hartnäckig nachzubohren. Geehrt worden sind sie jetzt beide: Die Kreisräte und Lindenberger Stadträte Friedrich Haag und Thomas Kühnel haben die kommunale Verdienstmedaille in Bronze erhalten.
Auf lange kommunalpolitische Erfahrung können beide zurückblicken. Haag engagiert sich nicht nur seit fast 20 Jahren im Kreistag, er fungiert in seiner inzwischen vierten Amtszeit im Kreistag nun als Sprecher der Fraktion der Freien Wähler. Der mittlerweile pensionierte Mediziner hat auch von 1990 an 30 Jahre lang als Stadtrat in seiner Heimatstadt Lindenberg politische Verantwortung getragen.
Auch Kühnel ist bereits 1990 in den Lindenberger Stadtrat gewählt worden, sechs Jahre später zudem in den Kreistag. Beide Männer könnten daher in der jetzigen Wahlperiode auf jede Menge politische Erfahrungen zurückgreifen. Das machte Landrat Elmar Stegmann in seiner Rede vor dem Kreistag deutlich. In seiner Arbeit als Kreisrat habe Haag aufgrund seines beruflichen Hintergrunds natürlich einen Schwerpunkt auf Themen des Gesundheitswesens gelegt. „Aber sein politisches Engagement ist deutlich breiter gefächert“, stellte der Landrat fest. Denn für den öffentlichen Nahverkehr setze sich Haag genauso ein wie für einen Ausbau der Digitalisierung im Landkreis.
Haag selbst zeigte allein schon mit seinem anschließenden Griff zum Mikrofon, dass er Vorgaben nicht kommentarlos hinnimmt. Mit Blick auf die Corona-Pandemie habe es zwar geheißen, die Geehrten sollten keine Rede halten. „Doch manchmal ist eben der zivile Ungehorsam gefragt“, merkte Haag grinsend an. Und das auch und gerade in der Kommunalpolitik. Wobei er die in seinen vielen Jahren ehrenamtlichen Engagements nicht immer als „vergnügungssteuerpflichtig“erlebt habe. Ernst wurde Haags Ton, als er von den Schattenseiten des politischen Engagements sprach, das manchmal sogar bis zu Anfeindungen reiche. „Aber lassen Sie sich nicht beirren“, betonte der Kreisrat: Ein solches Engagement hält er auch nach 30 Jahren und zahlreichen politischen Kämpfen für wichtig für die demokratische Grundordnung. „Mit aktiver Teilnahme kann man in der Politik schon etwas bewegen“, zeigte sich Friedrich Haag überzeugt.
Ähnlich äußerte sich anschließend Thomas Kühnel. Für den Grünen-Kreisrat sind „natürlich“, wie Landrat Stegmann sagte, Umweltund Klimapolitik wichtig. So hat der Westallgäuer stets einen besonders kritischen Blick auf den Straßenbau. Stegmann würdigte aber auch Kühnels Engagement für soziale Themen im Landkreis.
Kühnel selbst appellierte vor allem an die jungen Menschen im Landkreis: „Engagieren Sie sich, beteiligen Sie sich – dann lassen sich Dinge bewegen.“Nach drei Jahrzehnten in der Kommunalpolitik könne er heute sagen, dass er diese Aufgabe noch immer interessant finde. Auch wenn sich nach seinen Worten „manche Themen sehr lang ziehen“. Da zeigt sich Kühnel aber als hartnäckiger Kritiker, ob nun Brückenbau bei Eglofs oder die Frage der Radwege-Finanzierung.