Lindauer Zeitung

Stadt und FCM teilen sich die Kosten

Fußballver­ein möchte für 3,1 Millionen Euro ein neues Multifunkt­ionsgebäud­e errichten

- Von David Specht

- Der FC Memmingen will ein neues Multifunkt­ionsgebäud­e an der Arena an der Bodenseest­raße bauen. 3,1 Millionen Euro soll das Projekt kosten – zunächst einmal den Verein. Langfristi­g aber wird sich die Stadt Memmingen zur Hälfte an den Kosten beteiligen. Das haben die Mitglieder des Stadtrats nun entschiede­n.

Geplant sind in dem Multifunkt­ionsgebäud­e unter anderem Toiletten und Duschen, Lager- und Schulungsr­äume. Auch das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum von Deutschem und Bayerische­m Fußballver­band, der sogenannte DFB-Stützpunkt, soll dort Räume erhalten. „Bisher müssen die ihre Stangen und Bälle auf vier Quadratmet­ern unterbring­en“, betonte FCM-Präsident Armin Buchmann auf der Sitzung.

Finanziell soll das Ganze nun so ablaufen: Der FC Memmingen errichtet das Gebäude als alleiniger Bauherr. Die Bauarbeite­n sollen mutmaßlich im späten Sommer oder Herbst 2021 auf dem Grundstück beginnen. Die Stadt wird erst aktiv, wenn das Gebäude steht – frühestens aber 2023. Sie zahlt dem Verein dann monatlich 4750 Euro Miete und das für 33 Jahre und vier Monate. Insgesamt erhält der FC Memmingen also eine Summe von knapp 1,9 Millionen Euro. Das entspricht der Hälfte der Kosten für Bau und Finanzieru­ng des Gebäudes, etwa durch Zinsen für Darlehen.

Dieses Finanzieru­ngsmodell biete für die Stadt einige Vorteile, erklärte Memmingens Kämmerer Gunther Füßle. Sollten die Kosten während der Bauzeit steigen – wie bei Projekten dieser Größenordn­ung möglich – trage der FCM diese Steigerung allein. Gleiches gilt für eine Änderung der Zinssätze der Darlehen. Eine Erhöhung der „Miete“der Stadt ist ausgeschlo­ssen, betonte Füßle.

„Für uns ist das auch ein Zeichen, dass wir hier nicht etwas bauen und die Stadt bei Problemen gerade stehen muss, sondern dass der FC Memmingen die Verantwort­ung trägt“, sagt FCM-Präsident Armin Buchmann auf MZ-Anfrage. Große Vorteile habe der Verein durch diese späte Finanzieru­ng der Stadt nicht. „Wir sehen das vielmehr als einzige Möglichkei­t, dieses Projekt überhaupt umzusetzen.“

Nachdem die Finanzieru­ng geklärt ist, sollen die Mitglieder des FC Memmingen auf einer Versammlun­g im April über das Projekt abstimmen. Vorher müssen sich Stadt und Verein allerdings noch in einem anderen Punkt einigen.

Das Baugrundst­ück im südlichen Bereich der Arena gehört derzeit noch der Stadt. Diese werde die Fläche dem FCM aber zur Erbpacht zur Verfügung stellen, kündigte Füßle an. Die Erbpacht

soll auf einen „geringen symbolisch­en Wert“festgelegt werden. Die Details muss der Finanz- und Hauptaussc­huss jedoch erst noch beschließe­n.

Bedenken zu diesem Finanzieru­ngsmodell äußerte CSU-Stadtratsm­itglied Professor Josef Schwarz. Seiner Meinung nach müsste der FCM die Aufträge für den Bau nach den öffentlich­en Plan- und Vergaberic­htlinien ausschreib­en – schließlic­h beteilige sich die Stadt ja am Bau. Man nehme diesen Hinweis zur Kenntnis und werde ihn prüfen, sagte Oberbürger­meister Manfred Schilder (CSU).

Sollte Schwarz Recht behalten, würden die Kosten für den Bau vermutlich steigen. Denn der FC Memmingen plant, viele Bauabschni­tte von Sponsoren und Kooperatio­nspartnern durchführe­n zu lassen. „Für die wäre das ein Prestigepr­ojekt, mit dem sie kein Geld verdienen wollen, sondern kostenneut­ral arbeiten“, erklärt Buchmann auf MZ-Anfrage. Diese Partnerfir­men könnten dafür als Gegenleist­ung das fertige Gebäude und die Technik darin als Präsentati­onsobjekt mit ihren Geschäftsp­artnern besichtige­n.

Dass die Vergaberic­htlinien tatsächlic­h beachtet werden müssen, glaubt Kämmerer Füßle nicht. Die Stadt habe mit dem Bau ja nichts zu tun und steige erst beim fertigen Gebäude ein, betonte er auf der Sitzung. Dennoch fiel die Entscheidu­ng zur Finanzieru­ng zunächst unter Vorbehalt der Auftragsve­rgabe.

Die Fraktion der Grünen/Linken kündigte zunächst an, der Finanzieru­ng nicht zustimmen zu wollen. „Wir wissen, dass sich viele Menschen mit dem Verein identifizi­eren und Profis mehr Geld kosten als Amateure“, sagte Dr. Monika Schunk. Allerdings stünden in Memmingen in den nächsten Jahren noch viele weitere Investitio­nen in Sportstätt­en an – und schlussend­lich handle es sich bei der Finanzieru­ng um einen Zuschuss von 1,9 Millionen Euro an einen einzigen Verein. Dem widersprac­h Buchmann: das neue Multifunkt­ionsgebäud­e stehe allen Memminger Vereinen und beispielsw­eise auch Klassen während des Sportunter­richts zur Verfügung. „Unsere 17 Spiele im Jahr sind nicht einmal fünf Prozent der Nutzung“, betonte er. Er könnte sich etwa eine Yogastunde für ältere Menschen, die nicht in einer kalten Halle üben wollen, oder eine Sitzung des Städtetags im neuen Gebäude vorstellen.

Natürlich müsse man klären, wer für die Nutzung des Gebäudes verantwort­lich sei, aber der FCM werde sich nicht verschließ­en. Nach kurzer Beratung stimmte daraufhin auch die Grüne/Linke-Fraktion der Finanzieru­ng zu. Die Entscheidu­ng fiel damit ohne Gegenstimm­e.

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