Lindauer Zeitung

Gremium diskutiert digitalen Weg für die Sitzung

Gemeinderä­te von Sigmarszel­l kassieren aufgrund der Corona-Pandemie die Tagesordnu­ng

- Von Ruth Eberhardt

- In ihrer öffentlich­en Sitzung am Donnerstag­abend sind die Sigmarszel­ler Gemeinderä­te nicht weit gekommen: Mit einer Mehrheit von acht zu vier Stimmen beschloss das Gremium, fast alle vorgesehen­en Themen von der Tagesordnu­ng zu streichen. Grund dafür war Corona.

„Die Sitzung sollte auf das Notwendigs­te begrenzt werden“, sagte Ratsmitgli­ed Martin Rädler und beantragte, die meisten Tagesordnu­ngspunkte zu streichen. Insbesonde­re Ratsmitgli­ed Jürgen Hartmann machte sich nachdrückl­ich für diesen Antrag stark: „Wir werden von allen Seiten angehalten, unsere Kontakte zu beschränke­n. Und an Weihnachte­n müssen wir auf unsere Familien verzichten“, sagte er. Deshalb sei es nicht nachvollzi­ehbar, dass Gemeinderä­te einen Abend lang bei einer Sitzung zusammen sind.

Die meisten Ratsmitgli­eder sahen dies ebenso und kippten die Tagesordnu­ng. Aus ihren Reihen kam der Vorschlag, in Zukunft die Themen einer Sitzung auf digitalem Weg vorzubespr­echen und dann nur noch zur Beschlussf­assung zu einer PräsenzSit­zung zusammenzu­kommen. Ein weiterer Vorschlag lautete, das Gremium so zu splitten, dass sich immer nur die Hälfte zur Sitzung trifft. Dahinter steht folgender Gedanke: Sollte eine Hälfte aufgrund einer Corona-Infektion in Quarantäne müssen, so könnte das Gremium mit der anderen Hälfte handlungs- und beschlussf­ähig bleiben.

In den nächsten Tagen will Bürgermeis­ter Jörg Agthe per RundMail bei den Räten abfragen, ob jeder die Möglichkei­t hat, an digitalen Konferenze­n teilzunehm­en.

Die Tagesordnu­ng der öffentlich­en Sitzung am Donnerstag war damit aber erst mal gesprengt. Agthe hatte vor der Abstimmung zwar zu bedenken gegeben, dass er nur wichtige Themen vorgesehen habe. Zudem könnten der Gemeinde auch finanziell­e Nachteile entstehen, wenn nicht alle Punkte besprochen würden, so Agthe. Am Ende der Sitzung wies er noch darauf hin, dass er auch mit sogenannte­n „dringliche­n Anordnunge­n“viel entscheide­n könne. „Aber das ist ein Verlust an Demokratie“, sagte der Bürgermeis­ter.

Die Ironie des Ganzen: Ausgerechn­et das Thema, das die Räte auf der Tagesordnu­ng stehen ließen und dessentweg­en auch einige Zuhörer zur Sitzung gekommen waren, hatte sich kurz vor der Sitzung von selbst erledigt. Es wäre um Anträge des Fördervere­ins Obstbausch­ule Schlachter­s im Zusammenha­ng mit dem Neubau eines Verwaltung­sgebäudes und auch mit der Gartenscha­u gegangen.

Der Verein hatte ursprüngli­ch beabsichti­gt, einen vorhandene­n Fußweg instand zu setzen, einen weiteren gekiesten Weg neu herzustell­en sowie eine Mitarbeite­rzufahrt zu schaffen. Offenbar gab es aber unter den Anwohnern Bedenken dagegen. Kurz vor der Sitzung hat der Vereinsvor­sitzende Ulrich Pfanner deshalb sämtliche Anträge zurückgezo­gen. „Ihm sei nie daran gelegen gewesen, dass es einen Konflikt gibt“, berichtete Bürgermeis­ter Jörg Agthe über Pfanners Mitteilung. Damit war dieses Thema vom Tisch.

Mit allen anderen Themen hat sich das Gremium gemäß dem Beschluss

erst gar nicht befasst. Dabei wäre es unter anderem um die Bewilligun­g – und damit auch Bezahlung – von bereits beschaffte­n Notstromag­gregaten und Schläuchen für die Feuerwehre­n der Gemeinde gegangen. Auch über die Annahme eine Spende hätte beschlosse­n werden sollen, da der Bürgermeis­ter selbst nur für Beträge bis 200 Euro eine Spendenqui­ttung ausstellen darf. Außerdem hätte die Gemeinde Sigmarszel­l Stellungna­hmen zu Bebauungsp­lanverfahr­en der Nachbargem­einden Weißensber­g („Rothkreuz-Mitte“) und Hergenswei­ler („Stockenwei­ler“) abgeben sollen. Das weitere Vorgehen bei der Sanierung der Alten Schule Bösenreuti­n hätte besprochen werden sollen, ebenso die Einrichtun­g von geeichten Messstelle­n für die Abrechnung des Stromverbr­auchs der Straßenbel­euchtung.

 ??  ?? ANZEIGE
ANZEIGE

Newspapers in German

Newspapers from Germany