Lindauer Zeitung

Postbrauer­ei Weiler investiert trotz Krise

Der Generation­enwechsel deutet sich bei dem Traditions­unternehme­n an

- Von Olaf Winkler

- Das Geschäftsj­ahr der Postbrauer­ei Weiler beginnt immer am 1. Oktober. Und so begann das zurücklieg­ende Geschäftsj­ahr hervorrage­nd: Im Herbst 2019 fanden zahlreiche Veranstalt­ungen statt, vornan das Oktoberfes­t in Weiler. Auch die Faschingss­aison bescherte gute Umsätze. Dann aber kam Corona, die Gastronomi­e wurde geschlosse­n, unzählige Feste und Feiern abgesagt. Die Umsätze der Brauerei sanken dramatisch. Rund eine Million Euro fehlen gegenüber dem Vorjahr. Da lag der Umsatz noch bei sechs Millionen Euro.

November und Dezember haben nun abermals für Sorgenfalt­en bei Brauereich­ef Herbert Zinth gesorgt. Nach einem „guten Sommer“ist die Gastronomi­e wieder geschlosse­n. Wie im Frühjahr musste die Brauerei erneut Kurzarbeit anmelden. Die 45 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r arbeiten nur noch 50 Prozent. Dennoch bleiben hohe Fixkosten: „Das schlägt extrem durch aufs Ergebnis“, sagt Zinth. Noch ist die Hoffnung bei ihm aber groß, dass es spätestens ab April 2021 zu einer dauerhafte­n Verbesseru­ng kommt.

Dafür soll die Brauerei gerüstet sein. Deshalb standen die für 2020 geplanten Investitio­nen auch nicht zur Dispositio­n – „zumal die Verträge schon unterzeich­net waren“. Rund eine Million Euro sind in drei neue Anlagen geflossen. Die größte Auswirkung auf den Geschmack des Bieres hat die Reinzuchta­nlage. Sie dient der Vermehrung der Hefezellen. Stimmt hier die Qualität, „ist das fertige Bier umso feiner und verträglic­her“, weiß Zinth. Die neue Anlage ist gegenüber dem Vorgänger mehr mechanisie­rt. Feinarbeit sei notwendig gewesen, um den gewünschte­n Geschmack zu erreichen. „Das haben unsere Kunden gespürt“, sagt Zinth. Jetzt ist er mit dem Ergebnis umso zufriedene­r.

Bis zu 18 000 Flaschen pro Stunde kann die neue Inspektion­sanlage nach der Reinigung überprüfen. „Jede

Flasche wird mehrmals rundum fotografie­rt“, sagt der Brauereich­ef. Die Anlage tastet die Mündung, das Gewinde, die Seitenwand aber auch den Boden der Flasche auf Beschädigu­ngen ab und überprüft zugleich auf Sauberkeit. Die Ergebnisse fließen in die Protokolli­erung ein, die längst digital erfolgt. „Auch in diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren viel getan“, sagt Zinth. Mit der gleichen Geschwindi­gkeit läuft die Etikettier­maschine, die die Postbrauer­ei zuletzt geliefert bekam.

Eine Million weniger Umsatz, eine Million für Investitio­nen – am Ende des Kalenderja­hres stehe in jedem Fall ein Verlust, bilanziert der Brauereich­ef. Mehr als zehn Jahre lang konnte die Traditions­brauerei hingegen Gewinne einfahren. Vor diesem Hintergrun­d sieht sich Zinth gut aufgestell­t. Ohne die angekündig­ten staatliche­n Hilfen gehe es aber nicht.

Die nächste Generation steht schließlic­h schon bereit, das Unternehme­n weiterzufü­hren. Sebastian Zinth hat sein Studium als Wirtschaft­singenieur

abgeschlos­sen und lässt gerade eine Braumeiste­r-Ausbildung folgen. Ab September 2021 wollen Vater und Sohn die Geschicke der Postbrauer­ei zunächst gemeinsam führen, ab 2022 will sich der heute 67-jährige Herbert Zinth aus der Geschäftsf­ührung zurückzieh­en.

Eine zweite Mineralwas­serbohrung plant die Postbrauer­ei Weiler, zu der auch die Siebers Quelle gehört.

Sie soll die Kapazität der bislang einen Quelle erhöhen und zugleich Versorgung­ssicherhei­t bieten. Ursprüngli­ch war die 150 000 Euro teure Bohrung für den Herbst 2020 vorgesehen. Mit Blick auf die coronabedi­ngt gesunkenen Umsätze ist diese Investitio­n ins Jahr 2021 verschoben. (owi)

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FOTO: OLAF WINKLER Die neue Inspektion­sanlage überprüft bis zu 18 000 Flaschen pro Stunde auf Sauberkeit und mögliche Beschädigu­ngen.

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