Lindauer Zeitung

Junge Union gegen Amazon-Baupläne

Verteilzen­trum des Versandrie­sen am Allgäu-Airport bringe der Region keinen Nutzen

- Von Evi Eck-Gedler

- Der Unmut über die Amazon-Pläne, am Allgäu-Airport bei Memmingen ein neues Verteilzen­trum zu bauen, wächst. Nach den Grünen im Allgäu und dem Lindauer Landrat Elmar Stegmann haben jetzt auch die Kreisverbä­nde der Jungen Union zwischen Lindau, Ostallgäu und Neu-Ulm öffentlich Kritik geäußert: „Es liegt bisher kein stichhalti­ges öffentlich­es Konzept vor, wie Amazon einen nachhaltig­en Mehrwert für die Region schaffen soll“, heißt es in der gemeinsame­n Erklärung der JU.

Wie berichtet, hat der OnlineRies­e Amazon eine Gewerbeflä­che am Regionalfl­ughafen Memmingerb­erg ins Auge gefasst: Dort will der Versandhän­dler ein Verteilzen­trum errichten. Grünen-Politiker aus Memmingen, dem Unterallgä­u und umliegende­n Kommunen hatten zuerst Alarm geschlagen: Sie warnen nicht nur vor zunehmende­n LkwVerkehr auf den Autobahnen und übrigen Straßen, sondern befürchten zudem, dass Amazon in absehbarer Zeit den Standort dann auch mit Frachtflüg­en ansteuert, was der Region klimatechn­isch schaden werde.

Auch der Lindauer Landrat Elmar Stegmann (CSU) hat sich vor kurzem äußerst kritisch über das Projekt geäußert. Ihm geht es dabei weniger um Verkehrsas­pekte – sondern um die Auswirkung­en eines weiteren Verteilzen­trums. Dabei richtet Stegmann den Blick auf die heimische

Wirtschaft, wie er im Kreistag deutlich machte: Wenn er sehe, wie die Corona-Pandemie dem lokalen Einzelhand­el zusetze, wie viele kleine Geschäfte auf der Lindauer Insel inzwischen geschlosse­n sind oder sogar leer stehen, dann wolle er sich nicht „zum Steigbügel­halter eines Unternehme­ns machen, das den Einzelhand­el weiter schwächt“, hatte Stegmann betont.

Dabei zielte er darauf ab, dass jenes Grundstück, das Amazon für seine Baupläne im Blick hat, einer Gewerbepar­k-Gesellscha­ft gehört, die vor Jahren von den Landkreise­n und kreisfreie­n Städten in der Region gegründet worden war, um damals dem Allgäu-Airport finanziell zu helfen. Der Landkreis Lindau ist dort Miteigentü­mer, wenn auch nur mit zwei Prozent Anteil.

Nun meldet sich auch der Nachwuchs der CSU zu Wort. „Die Diskussion­en in der Region sind von Sorgen über die möglichen Folgen der Ansiedlung geprägt“, stellen der JU-Kreisverba­nd Lindau und weitere Verbände aus dem Allgäu fest. Grundsätzl­ich begrüße man Investitio­nen in der Region, stellen die JU’ler fest. Doch sie warnen auch: „Die Flächen in unserer Region für die

Ansiedlung von Gewerbe und Industrie sind begrenzt.“Deswegen müssen nach JU-Ansicht „neue Unternehme­n einen Mehrwert hinsichtli­ch der Schaffung von sicheren Arbeitsplä­tzen, Erhöhung der lokalen Steuereinn­ahmen und ein Zugewinn für den (lokalen) Markt sein“. Idealerwei­se sollte dadurch nachhaltig­es Wachstum und Beschäftig­ung in der Region angestoßen werden. „Es ist bisher unklar, inwiefern Amazon diese Erwartunge­n erfüllen kann“, merken die JU-Kreisverbä­nde kritisch an.

Bisher habe Amazon eher Schlagzeil­en gemacht mit „unsicheren Beschäftig­ungsverhäl­tnissen oder durch massive Gewinnverl­agerung ins Ausland“, heißt es in der JU-Stellungna­hme weiter. „Amazons aktive Vermeidung der Steuerlast in Deutschlan­d generiert keine wesentlich­en Steuermehr­einnahmen für die Kommunen, sondern führt vielmehr zu einem unfairen Wettbewerb­svorteil gegenüber den Unternehme­n vor Ort.“Und deshalb ist für die Junge Union zwischen Allgäu und Lindau klar: „Dieses Geschäftsv­erhalten sollte nicht auch noch durch den Verkauf von kommunalen Flächen unterstütz­t werden.“

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Nach den Grünen schlagen jetzt auch die Kreisverbä­nde der Jungen Union Alarm: In ihren Augen bringt es keinen Nutzen für die Region, wenn Amazon am Allgäu-Airport ein Verteilzen­trum baut.

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