Die Riesenchance vergeben
Der VfB verpasst den Sprung auf Platz 5: Wolfsburg gewinnt per Billardtor trotz fünf Corona-Ausfällen
(dpa/zak) - Der VfB Stuttgart hat im letzten Bundesligaspiel des Jahres seine erste Auswärtsniederlage der Saison kassiert und damit den Sprung auf Platz 5 und den Kontakt zu den Champions-LeaguePlätzen verpasst. Das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo verlor beim aufgrund von Corona-Fällen stark ersatzgeschwächten VfL Wolfsburg am Sonntagabend mit 0:1 (0:0). Trotzdem feiert der Aufsteiger Weihnachten auf einem starken siebten Tabellenrang.
„Ich glaube, es war unterm Strich ein Spiel auf Augenhöhe. Wir haben unsere Chance gehabt und sie nicht genutzt“, sagte Matarazzo und trauerte einem verpassten Elfmeter hinterher. Nach neun Minuten war VfBStürmer Nicolas Gonzalez von VfLJungnationalspieler Ridle Baku im Strafraum mit der Schulter gecheckt und umgerempelt worden, der Pfiff von Schiedsrichter Florian Badstübner aber blieb aus. „Er geht voll in den Mann und stellt den linken Fuß noch rein, das ist eher ein Foul als kein Foul. Das kann man pfeifen“, sagte Matarazzo. Zudem vergab Gonzalez nach 70 Minuten die Riesenchance zum 1:1, als er aus fünf Metern und Pass von Roberto Massimo völlig frei den Ball nicht im Tor unterbrachte. „Da hätte ein zweiter Kontakt und mehr Ruhe nicht geschadet“, meinte Matarazzo.
Wolfsburg verbringt die kurze Bundesligapause dagegen trotz fünf kurzfristiger Quarantänefälle auf einem Champions-League-Platz und überholte Dortmund. Das entscheidende Tor schoss der Kroate Josip Brekalo, ein Ex-Stuttgarter, in der 50. Minute mit einem gleich zweimal abgefälschten Freistoß. „Wolfsburg hat seine komische Chance genutzt, wir eben nicht“, resümierte Matarazzo.
Zwei Stunden vor dem Anpfiff hatte der VfL erklärt, dass sich gleich fünf Spieler am Vortag in Quarantäne begeben hatten. Maximilian Arnold und Jerome Roussillon wurden positiv auf das Coronavirus getestet, Maximilian Philipp, Xaver Schlager und Tim Siersleben vom Gesundheitsamt als unmittelbare Kontaktpersonen eingestuft. „Das war für uns natürlich eine ungewohnte Situation. Du musst das als Team lösen, es war eine ganz starke Mannschaftsleistung nachdem, was heute alles passiert ist“, sagte Torjäger
Wout Weghorst. Trainer Oliver Glasner kann sich die vielen Coronafälle beim VfL nicht erklären. „Wir haben ein strenges Hygienekonzept. Wir testen sehr viel und die Spieler halten sich auch sehr engmaschig daran“, sagte er. Wochen zuvor waren bereits Kevin Mbabu, Josip Brekalo, Renato Steffen und Marin Pongracic positiv getestet worden.
Als Reaktion auf die Ausfälle musste Glasner vor allem im zentralen Mittelfeld improvisieren. Kapitän Josuha Guilavogui und der enorm starke Yannick Gerhardt ersetzten das Wolfsburger Kraftzentrum Arnold/Schlager. Der 19 Jahre alte Pole Bartosz Bialek kam als hängende Spitze zu seinem
Startelfdebüt. Trotzdem startete der VfL gut: Ein Kopfball von Maxence Lacroix flog in der 1. Minute nur knapp übers Tor, Gerhardt hatte sogar eine Doppelchance (12.): Den ersten Versuch wehrte Torwart Gregor Kobel ab, beim zweiten traf er den Außenpfosten. Die beste Möglichkeit vergab Weghorst, als er frei vor Kobel zum Schuss kam. Trotz dieses Chancenplus' merkte man dem VfL besonders das Fehlen von Arnold, Schlager und Philipp an. Denn mit diesem Trio ging im Zentrum viel an Dynamik und Vorwärtsdrang verloren.
Genau das ist wiederum die Stärke des VfB, doch aus seinen Tempovorteilen machte der Aufsteiger zu wenig.
Die beste Chance hatte Silas Wamangituka nach einem schönen Pass des Ex-Wolfsburgers Daniel Didavi, er verfehlte das Tor aber knapp (24.). Am Ende ging dem VfL zusehends die Kraft aus. Abgesehen von einer Großchance für Daniel Gincezk (74.) dominierte Stuttgart die letzte halbe Stunde und hätte den Ausgleich auch verdient gehabt. „Es war ein typisches Unentschieden-Spiel – mit Wolfsburg als Sieger“, sagte TV-Experte Martin Schmidt, einst Coach in Augsburg.
VfB-Kapitän Marc Oliver Kempf störte vor allem das Wie der Niederlage: „Wir waren 90 Minuten auf Augenhöhe und kassieren dann so ein Ping-Pong-Tor, bei dem der Ball gefühlt mit 2 km/h ins Tor rollt. Aber wir haben es heute auch erstmals nicht geschafft, selbst ein Tor zu erzielen.“
Am 18. März will sich Claus Vogt auf der Mitgliederversammlung erneut – diesmal für vier Jahre – zum Präsidenten des VfB Stuttgart wählen lassen. Nun ist klar: Der 51-Jährige, seit einem Jahr im Amt, hat einen Gegenkandidaten.
seit 2017 Präsident des österreichischen Eishockeyclubs EC Adler Kitzbühel, der in der zweitklassigen Alpenliga spielt, bewirbt sich. Der Vereinsbeirat will zügig entscheiden, wer sich zur Wahl stellen darf. Zeh ist ein international tätiger Manager und Mitglied der Atlantik-Brücke e.V., eines konservativen Wirtschaftskreises, zudem Honorarkonsul der Republik Montenegro für den Bezirk Baden-Württemberg. Seit 2011 führt er die Geschäfte des Backwaren-Unternehmens ZehCon GmbH, zudem leitet er eine Sportberatungsagentur.
Laut mehreren Stuttgarter Medien gibt es im Verein offenbar Vorbehalte gegen Vogt, der auch Aufsichtsratschef der AG ist. Das Verhältnis zu Vorstandschef Thomas Hitzlsperger soll getrübt sein. Vogt wird vorgeworfen, dass er die Untersuchung der Datenschutzaffäre an die externe Ermittlerkanzlei Esecon GmbH vergeben hat, Kostenpunkt: 200 000 Euro. Bereits die Besetzung des internen Lenkungsausschusses war umstritten. Auch der Stillstand in der von der Pandemie erschwerten Suche nach einem zweiten Investor wird Vogt angelastet. Zudem wird ihm vorgeworfen, sich zu oft ins operative Geschäft einzumischen und eigene Projekte nicht energisch genug voranzutreiben. Vogt und Hitzlsperger kamen in den Berichten nicht zu Wort und äußerten sich auch nicht. (zak)