Lindauer Zeitung

Wasserstof­fzüge auf Allgäuer Strecken?

Auch Siemens-Experten plädieren für einen Prototyp

- Von Edgar Rohmert

(az/bb) - Für den Einsatz von Wasserstof­fzügen auf Allgäuer Strecken plädiert Professor Werner Mehr von der Hochschule Kempten. Er begleitet das regionale Wasserstof­f-Projekt wissenscha­ftlich. Der Experte sagte auf einem von FDPBundest­agsabgeord­netem Stephan Thomae (Durach) per Video-Schalte organisier­ten „runden Tisch“: „Eine regionale, emissionsf­reie Wasserstof­fproduktio­n von bis zu 900 Tonnen pro Jahr ist möglich.“Dies lohne sich allerdings nur, wenn die Abnehmerse­ite gesichert sei. Mit Pkw und Bussen allein sei dies nicht zu schaffen. Deshalb könne nur durch den Einsatz von Wasserstof­fzügen der erforderli­che Absatz von Wasserstof­f garantiert werden und somit die „Wasserstof­f-Zukunftsre­gion“Erfolg haben.

Bislang wurde ein Einsatz eines Wasserstof­fzugs aufgrund der topografis­chen Lage bei der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t skeptisch gesehen. Nikolaos Papaiodani­dis von der Siemens Mobility GmbH erklärte beim „runden Tisch“, dass der Prototyp der Siemens Mobility GmbH, der Mireo Plus H, Bedenken hinsichtli­ch der Neigetechn­ik, der Beschleuni­gung und Geschwindi­gkeit sowie der Reichweite ausräumen könne.

Dieser Zug erreiche eine Geschwindi­gkeit von 160 Stundenkil­ometer, hieß es bei dem Termin. Die Reichweite betrage 600 bis 1000 Kilometer – je nach der Größe des Zuges. Nach Meinung von Papaiodani­dis wäre der Mireo Plus H für einen Einsatz im Allgäu geeignet. Die Firma Siemens Mobility teste diesen Prototypen ab dem Jahr 2022 in Baden-Württember­g und plane, ein weiteres Modell für den Einsatz in Bayern zu bauen.

- „…Letzte Skitour vor dem Lockdown“. Dieser kurze Eintrag ins Gipfelbuch am Gipfelkreu­z des Hochschelp­en ( 1552 Meter – oberhalb von Balderschw­ang – etwa 1000 Meter) ist ein paar Wochen alt. Heute, am 19.12.2020, kommt mein weiterer hinzu: „…Erste Skitour im Lockdown…“

Es ist ein strahlend sonniger Wintertag. Das Gipfel-Panorama ist atemberaub­end schön. Mein Bergfreund Rudi und ich haben es gewagt, trotz „Lockdown“eine Skitour auf den Hochschelp­en zu unternehme­n. Unsere Befürchtun­gen vom Massenanst­urm der Skitoureng­eher erweisen sich als unbegründe­t. Leere Parkplätze in Balderschw­ang, gähnende Leere auf den Skipisten und die Lifte und Bergbahnen wirken wie „Geisterbah­nen“: Alles steht still. Nur ein paar Spazier- und Skitoureng­änger bringen ein wenig Leben in diese „geisterhaf­te Stille“.

Als wir an diesem Samstagmor­gen aufbrechen, ist es bereits 10.15 Uhr. Der Ski- und Winterspor­tort Balderschw­ang wirkt wie ausgestorb­en. Keine Alpin-Skifahrer, keine Langläufer, keine mit Autos überfüllte­n Parkplätze, keine Kinder mit Schlitten und Snowboards und kein Mensch vor den sonst belebten Gasthäuser­n und Restaurant­s. Stille! Und dies bei strahlende­m Sonnensche­in.

Auf den Nordhängen liegt genügend Schnee, während es auf den Südhängen aussieht wie im Frühling: Die Sonne der vergangene­n Tage hat die ersten Schneefäll­e hinweggesc­hmolzen.

Wir brechen auf. Es geht die präpariert­e Skipiste hinauf, in Richtung Burgl-Hütte. Der Schnee ist harschig, es knirscht unter den Steigfelle­n.

Die kühle Bergluft tut gut. Wir kommen gut voran. Noch ist es schattig hier unten, doch der Blick nach oben ist verlockend: Die Gipfellage­n

sind bereits sonnenüber­flutet.

Die wenigen Tourengehe­r, denen wir unterwegs begegnen, wirken gut gelaunt. Erfrischen­d schöne Begegnunge­n. Man grüßt sich freundlich, und marschiert weiter. Dieser Wintertag meint es gut mit uns. Plötzlich bricht die Sonne durch. Die Schneehäng­e glitzern und funkeln, und am tiefblauen Himmel ist kein Wölkchen zu entdecken. Kaum ein Flugzeug, das in dieser besonderen Zeit einen Streifen am Himmel hinterläss­t. Nach knapp zwei Stunden haben wir die erste Hütte erreicht. Pause. Wir suchen ein sonniges Plätzchen, machen es uns gemütlich.

Die „Berggeiste­r“wirken wenig bedrohlich. Ein paar kleine Lawinenabg­änge auf den gegenüberl­iegenden Berghängen sind wie eine Beruhigung – von dieser Seite droht keine Gefahr. Wir marschiere­n weiter. Es geht über unberührte Schneehäng­e steil hinauf in Richtung Gipfel. Richtig abenteuerl­ich wird es, als wir ein Waldstück durchquere­n. Es geht hin und her, wir steigen über Baumwurzel­n und Äste, und erreichen schließlic­h den Gipfelgrad. Wow! Die Bergsicht von hier oben ist atemberaub­end. Die vielen Gipfel vor unseren Augen sind zum Greifen nahe. Die Mühe des Aufstiegs hat sich gelohnt. Am Gipfelkreu­z des Hochschelp­en genießen wir den Rundblick. Dieser Tag ist ein „Geschenk des Himmels“. Beglückend und schön zugleich… Die „Berggeiste­r“meinen es heute gut mit uns. Vielleicht sind sie glücklich über den „Lockdown“….? Die Natur scheint ein wenig aufzuatmen.

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FOTOS: ROHMERT Die Tourengäng­er haben viel Platz und können sich deshalb corona-technisch gut aus dem Weg gehen.
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FOTO: ARNE DEDERT Wasserstof­fzüge wie der des französisc­hen Hersteller­s Alstom könnten auch bald auf der Allgäuer Strecke unterwegs sein.

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