Wir-helfen-Spenden lassen Augen strahlen
Im Tafelladen wartete Überraschung auf jene, die von Corona-Pandemie besonders hart betroffen sind
- Für die einen ist es ein Weihnachtsmärchen. Bei andere kullern stumme Freudentränen übers Gesicht. Weil die Kunden des Lindauer Tafelladens unter der CoronaPandemie besonders leiden, hat die Caritas zusammen mit der LZ-Bürgeraktion Wir helfen für eine Überraschung gesorgt: Sie geben Menschen mit wenig Geld kurz vor Weihnachten die Chance, ihren Bedarf für Alltag und Feiertage auch einmal in normalen Geschäften einzukaufen. Möglich machen das die Spenden von Firmen, Gruppen und Bürgern für die Aktion Wir helfen.
Als die frühere Kommunalpolitikerin und Sozialarbeiterin Uschi Krieger und der inzwischen verstorbene LZ-Redakteur Michael Urbanzyk vor knapp 30 Jahren die Idee zur Aktion Wir helfen entwickeln, geht es ihnen zum einen um Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, die akut und unbürokratisch Hilfe brauchen. Die Bürgeraktion hat sich über die Jahre zu einem wichtigen Rettungsanker entwickelt: Alleinerziehende und Familien, Arbeitslose und Menschen mit nur geringem Einkommen wie etwa Senioren mit kleiner Rente finden dort Hilfe, wenn etwa außerplanmäßige Ausgaben für die Gesundheit anstehen oder plötzlich ein Haushaltsgerät kaputt geht.
Doch den beiden Gründern von Wir helfen ging es auch darum, solchen Menschen einmal „eine kleine Freude zu bereiten“, wie es Krieger immer formuliert hat. Auf diesen Aspekt hat sich das Wir-helfen-Team
ANZEIGE in der diesjährigen Adventszeit besonnen: Weil Corona-Pandemie und Lockdown die Kunden der Lindauer Tafel besonders hart treffen, haben sie als besondere Überraschung bei ihrem letzten Besuch in diesem Jahr einen Geldbetrag erhalten, um damit Lebensmittel und anderes für den Haushalt selbst in den normalen, derzeit noch geöffneten Lindauer Geschäften einkaufen zu können. 15 000 Euro hat die Bürgeraktion Wir helfen der Caritas für diesen Zweck zur Verfügung gestellt.
Caritas-Geschäftsführer Harald Thomas hat eine genaue Liste erstellt: „Wir haben den Betrag nach der persönlichen Situation gestaffelt, also ob jemand allein oder zu zweit lebt, oder ob mehrere Kinder zur Familie gehören“, schildert Thomas im Gespräch mit der LZ. Denn die Corona-Pandemie hat bereits im Frühjahr dazu geführt, dass der Tafelladen über insgesamt drei Monate hinweg geschlossen bleiben musste. Das habe bei manchem Kunden große Sorgen ausgelöst, wenn ein nur kleines Monatsbudget einen Lebensmitteleinkauf zu regulären Preisen kaum erlaubt. Als die Caritas die Tafel wieder öffnen durfte, stand sie vor zwei weiteren Problemen: Das Geschäft in Reutin ist nur klein, mehr als zwei Kunden dürfen nicht gleichzeitig in den Laden. Damit die Warteschlange in der Straße nicht endlos wird, entschied Thomas, dass jedem Kunden ein fester Einkaufstag pro Woche zugewiesen wird. „Mehr ist zeitlich und räumlich nicht möglich“, bedauert der Caritas-Geschäftsführer.
Der steht inzwischen an jedem Öffnungstag selbst im Tafelladen – weil 90 Prozent der ehrenamtlichen Helfer dort älter als 65 Jahre sind, so mit Blick auf das Coronavirus zur Risikogruppe gehören und mancher Angst vor einer möglichen Infektion hat. Den Verkauf organisieren nur noch jeweils vier Helfer pro Schicht. „Die Mehrzahl der Kunden weiß zu schätzen, was unsere Ehrenamtlichen da leisten“, schildert Thomas. Abstand und Maskenpflicht gelten auch im Umfeld der Tafel. Wer das nicht einsehen wollte, musste seinen Tafel-Ausweis für den Rest des Jahres abgeben – „als Denkzettel“, wie es der Caritas-Mann bezeichnet. Was im Übrigen alle übrigen Kunden zu noch mehr Rücksicht bewogen habe.
Für sie alle „völlig unverhofft“hat Thomas angesichts der Öffnungssituation der Lindauer Tafel beschlossen, ihnen einmalig einen Geldbetrag zu übergeben. „Über die Feiertage jetzt haben manche ja gar keine Chance mehr, bei uns einzukaufen“, weil beispielsweise „ihr“Tafeltag auf den Freitag fällt. Thomas und die Ehrenamtlichen haben in den vergangenen Tagen viele strahlende Augen gesehen. „Manche waren ganz sprachlos“, berichtet der Geschäftsführer, „andere flüsterten: Jetzt wird’s Weihnachten“. Und über so manches Gesicht seien Freudentränen gekullert.
Möglich gemacht haben das die vielen Bürger, Gruppen und Firmen, die in den vergangenen Wochen für die Bürgeraktion Wir helfen gespendet haben. So hat das Bauunternehmen I+R 2500 Euro übergeben, der Rotary-Club einen Scheck über 2000 Euro, der Obsthof Strodel 1100 Euro, um nur einige größere Beträge zu nennen. Mitarbeiter von Lindauer Firmen haben gesammelt, aber auch die Mitglieder des RickenbachTreffs.
Ihnen allen sagen Anneliese Spangehl und Barbara Krämer-Kubas stellvertretend fürs ganze Wirhelfen-Team ein dickes Dankeschön: „Ohne die vielen Spender in Lindau und Umgebung könnten wir weder Notlagen lindern noch eine kleine Freude machen wie jetzt mit der Unterstützung für die Tafel-Kunden.“
Über eine Million Euro hat die Aktion Wir helfen seit ihrer Gründung im Herbst 1993 an Menschen in Not verteilt. Dafür ist sie auf Spenden angewiesen – von denen übrigens kein einziger Euro für Verwaltungskosten abgezweigt wird. Wer die Aktion unterstützen will, kann mit dem Stichwort „Wir helfen“auf das Konto IBAN DE77 7315 0000 0620 0001 90 der Stadt Lindau bei der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim (BIC BYLADEM1MLM) überweisen.