Sechsjährige wünscht sich, „dass Corona weggeht“
- Weihnachten mit Oma und Opa feiern – das möchten sich Christina Becker und ihre Familie auch im Corona-Jahr nicht nehmen lassen. Vorausgesetzt, alle fühlen sich gesund. Wie Weihnachten bei der fünfköpfigen Familie geplant ist und was sich Christine Becker wiederum für den Wunsch ihrer Tochter wünscht, schreibt sie selbst auf.
Weihnachten feiern wir in diesem Jahr gemeinsam mit meinen Eltern. Wobei ich hinzufügen muss, dass das zumindest unser Plan ist. Das Jahr 2020 hat so viele unvorhergesehene Veränderungen gebracht, dass ich irgendwann sehr vorsichtig mit dem Planen geworden bin. Auch mit Versprechen, die ich meinen Kindern mache, bin ich weniger großzügig. Daher ist es eher ein: „Wenn wir uns alle gesund fühlen und nicht kurzfristig von außen andere Regelungen beschlossen werden, dann feiern wir Weihnachten bei Oma und Opa.“Das sage ich meinen drei Kindern nicht so direkt. Die Einjährige würde es nicht verstehen und bei der Sechsund Zehnjährigen würde es noch während ich es ausspreche, zu Bauchschmerzen und anderen hypochondrischen Krankheitssymptomen führen. Bloß nicht krank werden – das macht Druck. Also versuche ich, ganz entspannt alles auf uns zukommen zu lassen. Das Jahr hat mich gelehrt, mehr im Moment zu leben und mir nicht schon Sorgen um Morgen zu machen. Vielleicht kommt an Heiligabend alles anders als geplant. Aber dann ist das so. Anders muss nicht unbedingt schlecht sein und es bietet die Möglichkeit, Neues auszuprobieren, ja vielleicht sogar spontan ganz neue Traditionen zu schaffen.
Der Dezember hat jedoch gerade durch seine festen Bräuche auch ein gewisses Gefühl von Normalität, Konstanz und Vertrautheit geschaffen. Manches ist auch in diesem Jahr nicht anders: Wie alle Jahre wieder öffnen wir täglich den Adventskalender und zünden wöchentlich eine weitere Kerze an. Wir sorgen mit Deko und Backen für Weihnachtsstimmung im Haus. Der Nikolaus kam, wir hören Weihnachtslieder, lesen Geschichten, schauen Filme und hoffen auf weiße Weihnacht. Etwas anders gestaltete sich der Wunschzettel in diesem Jahr: „Ich wünsche mir, dass Corona weggeht“, schreibt meine Tochter. Ich wünschte, dass ich oder zumindest das Christkind ihr den Wunsch erfüllen könnte. In Momenten wie diesen wird mir schnell wieder bewusst, wie sehr uns die Geschehnisse in diesem Jahr geprägt haben. Corona wird uns das Weihnachtsfest jedoch nicht absagen können.
Zu essen soll es an Heiligabend ein kaltes Büffet mit verschiedenen Köstlichkeiten geben. Wenn der Plan des gemeinsamen Feierns mit Oma und Opa nicht aufgeht, dann können wir diese Gaumenfreuden spontan auch zu Hause genießen. Das Essen steht nicht im Mittelpunkt. Die materiellen Geschenke für mich auch nicht. Viel wichtiger ist es, uns als Familie mit zahlreichen Umarmungen und Herzenswärme zu beschenken. Ich bin dankbar dafür, dass wir zusammen sein können und gesund sind.
Auch schon zu Beginn des Jahres hat Christina Becker als Kolumnistin für die Lindauer Zeitung geschrieben. In der„Corona-Kolumne“hat sie von März bis Mai darüber berichtet, wie ihre Familie mit der Pandemie umgeht.