Corona gelangt immer wieder in die Heime
Neuer Ausbruch in Behinderteneinrichtung in Wolfegg – Todesfälle in Baienfurt zu beklagen
- Die weiterhin steigende Zahl an Corona-Fällen im Landkreis Ravensburg trifft insbesondere die sozialen Einrichtungen. Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“ist am Mittwoch ein Corona-Ausbruch in einem Heim für Menschen mit Behinderung in der Gemeinde Wolfegg bekannt geworden. Wie bereits berichtet, hatte es in den vergangenen Wochen unter anderem in den Pflegeheimen von Baienfurt, Bad Waldsee und Argenbühl Corona-Ausbrüche gegeben. Auch in den Einrichtungen der Zieglerschen in Wilhelmsdorf gibt es Fälle.
Aktuell ist eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung im Wolfegger Teilort Neutann besonders betroffen. Trägerin der Einrichtung für 28 Personen ist die Stiftung Liebenau. „In Neutann sind 17 schwerbehinderte betreute Menschen und drei Mitarbeitende infiziert. Bisher sind alle Verläufe verhältnismäßig milde“, lässt Liebenau-Sprecher Christoph Möhle wissen. Die Mitarbeiter befänden sich in häuslicher Quarantäne, die Bewohner sind in der Einrichtung in Quarantäne. „Alle Maßnahmen – sowohl das Hygienekonzept als auch die gesundheitliche Betreuung – erfolgen in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und dem Hausarzt. Es herrscht ein striktes Besuchsverbot. Wie das Virus ins Haus kam, wissen wir leider nicht“, so Möhle.
Insgesamt hat die Stiftung Liebenau zwei Einrichtungen in Neutann. Nicht betroffenen ist das Domizil für Menschen mit Demenz für 30 Bewohner. Es handelt sich dabei um einen separaten Komplex. Dort hatte es in den vergangenen Wochen eine infizierte Person gegeben, die allerdings nach Angaben der Stiftung wieder genesen ist.
Anders sieht es im Pflegeheim St. Barbara in Baienfurt aus, wo es vor etwa einem Monat einen CoronaAusbruch mit 16 infizierten Bewohnern und zehn infizierten Mitarbeitern gegeben hat. Wie jetzt bekannt wurde, sind dort vier mit dem Coronavirus infizierte Bewohner gestorben. Momentan gibt es in der Baienfurter Einrichtung noch einen aktiven Fall. Auch in diesem Fall war zunächst nicht bekannt, wie das Virus in die Einrichtung gelangen konnte. Im Pflegeheim Haus Catharina in Argenbühl (Vinzenz von Paul gGmbH) sind bislang fünf Todesfälle bekannt.
Auch in den Heimen der Zieglerschen in Wilhelmsdorf hat es Corona-Ausbrüche gegeben, wie bei Pressesprecher Stefan Wieland zu erfahren ist. Im Geschäftsbereich Altenhilfe gibt es derzeit – verteilt auf alle 30 Standorte von Ravensburg über Biberach bis nach Esslingen/RemsMurr/Tübingen – 26 bestätigte Corona-Fälle bei den Bewohnerinnen und Bewohnern, 22 bei den Pflegekräften. Allerdings gebe es im Landkreis Ravensburg keine bestätigen Fälle. Im Geschäftsbereich Behindertenhilfe
– verteilt auf die rund 20 Standorte – insgesamt 14 bestätigte Corona-Fälle bei den Klienten. Diese verteilen sich wie folgt: elf in Wilhelmsdorf, zwei in Ravensburg, 13 Betreuer sind betroffen. Alle befinden sich in Quarantäne. In den anderen Geschäftsbereichen (Jugendhilfe, Hörsprachzentrum, Suchthilfe) gibt es laut Angaben der Zieglerschen keine Infektionen.
Alle sozialen Einrichtungen haben wegen der Pandemie ein spezielles Hygienekonzept erarbeitet, um die Bewohner und die Angestellten zu schützen. „Derzeit können Angehörige nur nach Voranmeldung, per Telefon oder E-Mail, einen Besuchstermin vereinbaren. Dabei ist das Tragen einer FFP-2-Maske während des gesamten Besuchs verpflichtend, ebenso der Nachweis eines negativen Corona-Tests, wie die Desinfektion der Hände und das Einhalten des Abstands“, erklärt Stefan Wieland, und ergänzt: „Wir sind dankbar, dass die große Mehrheit der Angehörigen diesen Weg mitgeht.“
Diese Regeln gelten auch in den Einrichtungen der Stiftung Liebenau. Um eine Ausbreitung des Coronavirus möglichst gering zu halten, werden in den Einrichtungen sowohl die Mitarbeiter als auch die Bewohner regelmäßig getestet, wie Stiftungssprecher Christoph Möhle erklärt. So müssten laut Verordnung, die Mitarbeiter in der Pflege zweimal pro Woche einen Schnelltest durchlaufen. Die Bewohner werden nach Bedarf – zum Beispiel bei auftretenden Symptomen – getestet.
Im Bereich der Behindertenhilfe hat die Stiftung Liebenau ergänzend zu den etablierten PCR-Testungen ein mobiles Schnelltestteam eingerichtet. „Das Ziel ist ein anlassbezogenes und schnelles Durchführen von Schnelltestungen für Klienten und Mitarbeitende bei aufgetretenen Verdachtsfällen und Infektionen“, so Christoph Möhle. „Parallel werden die einzelnen Bereiche und die Fachzentren nun sukzessive in die Lage versetzt, bedarfsbezogen Schnelltests durchzuführen, sodass möglichst flächendeckend getestet werden kann (angestrebtes Ziel: mindestens einmal wöchentlich Klienten und Mitarbeitende).“