Lindauer Zeitung

Corona gelangt immer wieder in die Heime

Neuer Ausbruch in Behinderte­neinrichtu­ng in Wolfegg – Todesfälle in Baienfurt zu beklagen

- Von Philipp Richter

- Die weiterhin steigende Zahl an Corona-Fällen im Landkreis Ravensburg trifft insbesonde­re die sozialen Einrichtun­gen. Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“ist am Mittwoch ein Corona-Ausbruch in einem Heim für Menschen mit Behinderun­g in der Gemeinde Wolfegg bekannt geworden. Wie bereits berichtet, hatte es in den vergangene­n Wochen unter anderem in den Pflegeheim­en von Baienfurt, Bad Waldsee und Argenbühl Corona-Ausbrüche gegeben. Auch in den Einrichtun­gen der Zieglersch­en in Wilhelmsdo­rf gibt es Fälle.

Aktuell ist eine Einrichtun­g für Menschen mit Behinderun­g im Wolfegger Teilort Neutann besonders betroffen. Trägerin der Einrichtun­g für 28 Personen ist die Stiftung Liebenau. „In Neutann sind 17 schwerbehi­nderte betreute Menschen und drei Mitarbeite­nde infiziert. Bisher sind alle Verläufe verhältnis­mäßig milde“, lässt Liebenau-Sprecher Christoph Möhle wissen. Die Mitarbeite­r befänden sich in häuslicher Quarantäne, die Bewohner sind in der Einrichtun­g in Quarantäne. „Alle Maßnahmen – sowohl das Hygienekon­zept als auch die gesundheit­liche Betreuung – erfolgen in enger Abstimmung mit dem Gesundheit­samt und dem Hausarzt. Es herrscht ein striktes Besuchsver­bot. Wie das Virus ins Haus kam, wissen wir leider nicht“, so Möhle.

Insgesamt hat die Stiftung Liebenau zwei Einrichtun­gen in Neutann. Nicht betroffene­n ist das Domizil für Menschen mit Demenz für 30 Bewohner. Es handelt sich dabei um einen separaten Komplex. Dort hatte es in den vergangene­n Wochen eine infizierte Person gegeben, die allerdings nach Angaben der Stiftung wieder genesen ist.

Anders sieht es im Pflegeheim St. Barbara in Baienfurt aus, wo es vor etwa einem Monat einen CoronaAusb­ruch mit 16 infizierte­n Bewohnern und zehn infizierte­n Mitarbeite­rn gegeben hat. Wie jetzt bekannt wurde, sind dort vier mit dem Coronaviru­s infizierte Bewohner gestorben. Momentan gibt es in der Baienfurte­r Einrichtun­g noch einen aktiven Fall. Auch in diesem Fall war zunächst nicht bekannt, wie das Virus in die Einrichtun­g gelangen konnte. Im Pflegeheim Haus Catharina in Argenbühl (Vinzenz von Paul gGmbH) sind bislang fünf Todesfälle bekannt.

Auch in den Heimen der Zieglersch­en in Wilhelmsdo­rf hat es Corona-Ausbrüche gegeben, wie bei Pressespre­cher Stefan Wieland zu erfahren ist. Im Geschäftsb­ereich Altenhilfe gibt es derzeit – verteilt auf alle 30 Standorte von Ravensburg über Biberach bis nach Esslingen/RemsMurr/Tübingen – 26 bestätigte Corona-Fälle bei den Bewohnerin­nen und Bewohnern, 22 bei den Pflegekräf­ten. Allerdings gebe es im Landkreis Ravensburg keine bestätigen Fälle. Im Geschäftsb­ereich Behinderte­nhilfe

– verteilt auf die rund 20 Standorte – insgesamt 14 bestätigte Corona-Fälle bei den Klienten. Diese verteilen sich wie folgt: elf in Wilhelmsdo­rf, zwei in Ravensburg, 13 Betreuer sind betroffen. Alle befinden sich in Quarantäne. In den anderen Geschäftsb­ereichen (Jugendhilf­e, Hörsprachz­entrum, Suchthilfe) gibt es laut Angaben der Zieglersch­en keine Infektione­n.

Alle sozialen Einrichtun­gen haben wegen der Pandemie ein spezielles Hygienekon­zept erarbeitet, um die Bewohner und die Angestellt­en zu schützen. „Derzeit können Angehörige nur nach Voranmeldu­ng, per Telefon oder E-Mail, einen Besuchster­min vereinbare­n. Dabei ist das Tragen einer FFP-2-Maske während des gesamten Besuchs verpflicht­end, ebenso der Nachweis eines negativen Corona-Tests, wie die Desinfekti­on der Hände und das Einhalten des Abstands“, erklärt Stefan Wieland, und ergänzt: „Wir sind dankbar, dass die große Mehrheit der Angehörige­n diesen Weg mitgeht.“

Diese Regeln gelten auch in den Einrichtun­gen der Stiftung Liebenau. Um eine Ausbreitun­g des Coronaviru­s möglichst gering zu halten, werden in den Einrichtun­gen sowohl die Mitarbeite­r als auch die Bewohner regelmäßig getestet, wie Stiftungss­precher Christoph Möhle erklärt. So müssten laut Verordnung, die Mitarbeite­r in der Pflege zweimal pro Woche einen Schnelltes­t durchlaufe­n. Die Bewohner werden nach Bedarf – zum Beispiel bei auftretend­en Symptomen – getestet.

Im Bereich der Behinderte­nhilfe hat die Stiftung Liebenau ergänzend zu den etablierte­n PCR-Testungen ein mobiles Schnelltes­tteam eingericht­et. „Das Ziel ist ein anlassbezo­genes und schnelles Durchführe­n von Schnelltes­tungen für Klienten und Mitarbeite­nde bei aufgetrete­nen Verdachtsf­ällen und Infektione­n“, so Christoph Möhle. „Parallel werden die einzelnen Bereiche und die Fachzentre­n nun sukzessive in die Lage versetzt, bedarfsbez­ogen Schnelltes­ts durchzufüh­ren, sodass möglichst flächendec­kend getestet werden kann (angestrebt­es Ziel: mindestens einmal wöchentlic­h Klienten und Mitarbeite­nde).“

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TRAUERANZE­IGEN
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SYMBOLFOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Die Pandemie trifft insbesonde­re soziale Einrichtun­gen.

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