Lindauer Zeitung

Fatale Signale

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Zum Bericht „Räte wollen Stadtbus mit Diesel- statt Elektroant­rieb“; LZ vom 18. Dezember:

Da die Reduktion von einem Prozent der CO2-Emissionen (etwa drei Prozent beim Verkehr) mit nur sechs Bussen der Stadt zu wenig ist, wird der schon beschlosse­ne Umstieg auf E-Busse gekippt. Das erklärt Maßnahmen im privaten Sektor für wirkungsun­d damit sinnlos, weil ein saniertes Haus, E-Auto oder Photovolta­ik erst weit hinter dem Komma aller städtische­n Emissionen auftauchen. Der Beschluss macht auch die Hoffnung auf Wasserstof­ftechnik zur Seifenblas­e.

Freiwillig­er kommunaler Luxus und Prestige sind jeder Mühe wert, fast unmoralisc­h hohe Geldbeträg­e zusammenzu­kratzen wie bei Inselhalle mit Parkhaus und über Jahrzehnte hohe finanziell­e Risiken einzugehen wie bei der Therme. Klimaschut­z gibt es nicht, wenn er etwas kostet. Aber auch nicht, wenn er Kosten senkt: die LED-Straßenbel­euchtung ist nach bald zehn Jahren immer noch nicht fertig.

Das auf EU-Ebene kurz bevorstehe­nde Verbot des Hybridbuss­es befeuert sogar den Entschluss, die Technik schnell noch anzuschaff­en:

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Das ist lupenreine­r Vorsatz gegen umweltscho­nenden ÖPNV, Verrat am Klimaschut­z und verhöhnt die Elektrifiz­ierung der Bahn.

Eine gewiefte Verwaltung verdreht einen wichtigen Beschluss zu Energiewen­de und Klimaschut­z gezielt ins Gegenteil. Dafür schürt sie Ängste der fossilen Stadtratsm­ehrheit vor sich selbst. Könnte sie doch wegen etwaiger Mehrkosten das Stadtbusan­gebot wieder kürzen. In öffentlich­er Sitzung zum brisanten Thema werden weder Energie- und CO2-Bilanzen noch Zahlen zu weiteren Effekten genannt, und Klimaschut­z hat null Stellenwer­t. Es wird meist Substanzlo­ses vorgebrach­t.

Nach zahnlosem Energietea­m gibt es nun den Klimabeira­t; aber die Mitglieder kennen sich nach zwei Monaten immer noch nicht und wurden zum Thema Bus nicht hinzugezog­en. Lindau sollte etwas ersetzen: im Wappen das Lindenblat­t durch ein Feigenblat­t. Das Signal an die Lindauer Jugend: Ihre Zukunft ist den meisten Verantwort­lichen der Stadt wurscht. Der Schluss aus all dem? Lindau sollte sich von etwas trennen: vom Dieselbesc­hluss oder vom European Energy Award in Gold.

Peter Triloff,

Mitglied im Klimabeira­t

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