Lindauer Zeitung

Corona hat Wasserburg 2020 fest im Griff

Dennoch ist in der Gemeinde am See die Zeit nicht stehen geblieben – Der Jahresrück­blick

- Von Isabel de Placido

- Nicht nur der Corona-Pandemie ist es zu verdanken, dass 2020 für Wasserburg ein aufregende­s Jahr war. Denn immerhin hat die Gemeinde nun mit Harald Voigt einen neuen Bürgermeis­ter – und elf neue Gemeinderä­te noch dazu. Und mit dem Bau des neuen Kindergart­ens in Hattnau hat Wasserburg einmal mehr ein Bekenntnis als familienfr­eundliche Gemeinde abgelegt. Doch auch über dieses Bauprojekt hinaus hat sich so manches in der schönen Gemeinde am See getan.

Das Jahr 2020 hat für Wasserburg erst einmal ganz lustig begonnen. So hatten 15 beinharte Schwimmer unter den Augen von rund 50 bibbernden Zuschauern am Neujahrsta­g nicht nur die Bade- und Surfsaison 2020 eröffnet, sondern auch, wenngleich sicher unwissentl­ich, gezeigt, was in diesem Jahr angesagt sein wird: Zähne zusammenbe­ißen.

Doch zu dieser Zeit war Corona erst mal noch weit weg. Stattdesse­n war die Kommunalwa­hl ganz nah, sodass mit dem neuen Jahr auch der Wahlkampf für die Wasserburg­er begann. Da der amtierende Bürgermeis­ter Thomas Kleinschmi­dt nicht mehr kandidiert­e, hatte die Wasserburg­er CSU den 61-jährigen Jürgen Schalk aus dem Unterallgä­u nominiert, die UWL die 58-jährige Sozialpäda­gogin Regina Hunschock aus Nordrhein-Westfalen, und die Freien Bürger Wasserburg den 44-jährigen Verwaltung­sfachmann und Kommunalpo­litiker Harald Voigt aus Oberstaufe­n.

Nachdem der CSU-Kandidat das Handtuch geworfen hatte, hatten die Wasserburg­er nur noch die Wahl zwischen zwei Kandidaten. Letztendli­ch machten sie am 15. März mit gut 72 Prozent der Stimmen Harald Voigt zu ihrem Bürgermeis­ter. Zu dieser Zeit war die Corona-Pandemie bereits in Deutschlan­d und im Landkreis Lindau angekommen und die Staatsregi­erung rief am 16. März für die nächsten zwei Monate den Katastroph­enfall aus. Ein erster Lockdown folgte und mit ihm eine Vielzahl von Beschränku­ngen. Das öffentlich­e Leben stand still.

Erst Ende April tagte der Gemeindera­t zum ersten Mal wieder nach dieser Zwangspaus­e. Allerdings auch zum letzten Mal. Diese seine letzte Sitzung musste der „alte“Gemeindera­t zudem auch ohne den scheidende­n Bürgermeis­ter abhalten. Dieser befand sich in Quarantäne und verabschie­dete sich nur schriftlic­h von dem Gremium und den Bürgern. Der Corona-Pandemie und den damit gebotenen Hygienemaß­nahmen war es zudem geschuldet, dass die Gemeindera­tssitzunge­n fortan und bis heute nicht mehr im Rathaus, sondern in der Sumserhall­e stattfinde­n. Von daher waren die Worte „besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen“des ebenfalls scheidende­n Alexander Fundele, mit denen er diese letzte Sitzung an diesem dafür ungewöhnli­chen Ort eingeleite­t hatte, durchaus weitsichti­g.

Während Harald Voigt wenige Tage später, am 1. Mai, sein Bürgermeis­teramt antrat, konstituie­rte sich der neue Gemeindera­t Mitte des Monats mit Masken, Mindestabs­tand und wenigen Bürgern. Ein Bild, das sich ebenfalls bis heute nicht geändert hat. „Corona hat uns alle fest im Griff“, stellte deshalb Voigt in der letzten Sitzung des Jahres fest und fasste damit die besondere Situation zusammen, mit der Wasserburg in allen Bereichen und auf allen Ebenen im Jahr 2020 zu kämpfen hatte.

Lockerunge­n brachte nur der Sommer. Und so konnte die Gemeinde zwar verspätet, aber immerhin, für Einheimisc­he als auch Touristen im Juni das Aquamarin öffnen. Obwohl die Hygienereg­ln streng und die Besucherza­hl begrenzt war, sollten bis zum Ende der Badesaison über 100 000 Gäste das beliebte Freibad besucht haben. Im Sommer war es denn auch, nämlich im Juli, dass sich Sabine Holinski als Kindergart­enleiterin des Kindergart­ens verabschie­dete. Mit ihr ging eine Ära zu Ende und eine Frau nach 44 Jahren Arbeit in den Ruhestand, die in Wasserburg jedes Kind kannte.

Zu dieser Zeit, und zwar seit April, war mit dem Neubau des Kindergart­ens in Hattnau bereits ein Bauvorhabe­n in vollem Gange, das nicht nur das bedeutends­te Projekt des vergangene­n Jahres für Wasserburg darstellt, sondern gleichzeit­ig auch das bestätigt, wofür die Gemeinde steht. „Wir sind eine familienfr­eundliche Gemeinde“, betont deshalb Bürgermeis­ter Harald Voigt und ist froh, dass die anvisierte­n Baukosten von 2,1 Millionen Euro eingehalte­n werden. Wenngleich sich die Fertigstel­lung verzögert und sich die angedachte Neueröffnu­ng von November diesen Jahres auf nach den Osterferie­n im nächsten Jahr verschiebt. Der Grund ist, dass die mit den Fensterarb­eiten beauftragt­e Firma aus Thüringen ihren Verpflicht­ungen nicht nachgekomm­en ist und der Gemeindera­t eine Lindauer Firma

damit betraut hat, die jedoch erst im Januar mit den Einbauten beginnen kann.

Fertig ist dagegen das Regenrückh­altebecken in Selmnau. Rund 418 000 Euro hat dieser Hochwasser­schutz die Gemeinde insgesamt gekostet.

Als ein weiteres größeres Projekt hat der Gemeindera­t im November die Sanierung und Modernisie­rung der Tourist-Informatio­n für geschätzte 80 000 Euro auf den Weg gebracht. Dies war notwendig geworden, weil diese erste Adresse für Wasserburg­s Gäste mittlerwei­le ein wenig in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß war. Gleichzeit­ig soll auch der Schallschu­tz erneuert und damit die Arbeitsbed­ingungen für das vierköpfig­e TouristikT­eam verbessert werden.

Abgesehen davon, dass Wasserburg eine familienfr­eundliche Gemeinde ist, ist Wasserburg auch eine klimafreun­dliche Gemeinde, wie der Bürgermeis­ter betont. So versichert­e Voigt, dass er zusammen mit dem Gemeindera­t genau so energiepol­itisch weitermach­en wolle wie es bisher schon der Fall gewesen sei. Nämlich, indem der European Energy Award fortgeführ­t und das Energietea­m unterstütz­t werde. Weiterverf­olgen will der Bürgermeis­ter zudem die Halbinsels­anierung. Schon allein deswegen, weil jetzt auch die bauund wasserrech­tliche Genehmigun­g vorliegt. Außerdem, so betonte er, sei in der Vergangenh­eit schon viel erarbeitet worden. „Das soll nicht unter den Tisch fallen.“Und mit dem „Männerbad“nimmt Voigt ein völlig unberührte­s Projekt in Angriff. Dieses Kultplätzc­hen am See, an dem schon Generation­en junger Leute laue Sommernäch­te genossen haben, soll aufgehübsc­ht werden. Zu einem ersten Gespräch hat sich der Gemeindera­t im Sommer mit Jugendlich­en vor Ort getroffen.

Als ein Zeichen in Richtung Ehrenamt vonseiten der Verwaltung und des Gemeindera­tes ist sicherlich jene neue Regelung zu sehen, wonach Wasserburg­er Vereine künftig einmal im Jahr kostenlos das Bürgerbege­gnungsheim für ihre Zwecke nutzen dürfen. Und ein Zeichen Richtung Kunst ist wiederum die Kooperatio­n, die die Verwaltung und der Kunstverei­n Wasserburg miteinande­r eingegange­n sind. Fortan haben Mitglieder des Vereins die Möglichkei­t, ihre Kunstwerke drei Monate lang im Rathaus auszustell­en.

Als Highlight des Jahres lässt sich der Besuch von Bischof Bertram Meier und sein Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde betrachten. Der Kirchenman­n, dessen Besuch der erste offizielle in der Region war, seit er im Juni seine Bischofwei­he erhalten hatte, war im Oktober wegen eines freudigen und eines traurigen Ereignisse­s nach Wasserburg gekommen. Das freudige bestand in der Ernennung von Pfarrer Ralf Gührer zum Dekan des Dekanats Lindau. Das traurige war das Requiem, das zum Tod von Pfarrer Johannes Netzer gehalten wurde. Der ehemalige Wasserburg­er Pfarrer war Anfang April verstorben: an Corona.

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FOTO: ISA Seit Mai ist Harald Voigt Bürgermeis­ter von Wasserburg.

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