Lindauer Zeitung

Was Bayerns Parteien 2021 erwartet

Zwischen Corona und Wahl – Das Jahr dürfte für Landespoli­tiker anstrengen­d werden

- Von Marco Hadem

(lby) - Das Corona-Jahr 2020 hat von Bayerns Politik nie gekannte Entscheidu­ngen abverlangt: Um die Pandemie einzudämme­n, mussten immer wieder die Freiheitsr­echte im Freistaat massiv beschnitte­n werden. Doch welche Konsequenz­en hatte dies für die beteiligte­n Parteien? Ein Überblick über die aktuelle Lage:

CSU im Aufwind:

Die Christsozi­alen sind wie ihr Parteichef und Ministerpr­äsident Markus Söder politisch die Gewinner des PandemieJa­hres. Landete die Partei bei der Landtagswa­hl 2018 noch mit Mühe und Not bei 37,2 Prozent, könnte sie nach vielen Umfragen des Jahres 2020 sogar schon wieder alleine regieren. In der Krise setzen die Menschen im Freistaat bislang klar auf die größte Partei. Zwar sank der Umfragewer­t zum Jahresende wieder leicht auf 46 Prozent, für die anstehende Bundestags­wahl dürfte das Selbstbewu­sstsein der CSU aber dennoch ordentlich angewachse­n sein.

Für Söder war das Jahr politisch auch ein großer Erfolg. Gehörte der Franke früher bundesweit bei den Sympathiew­erten zu den Schlusslic­htern unter den Spitzenpol­itikern, wünscht sich inzwischen eine Mehrheit Söder gar als Kanzlerkan­didat der Union. Er selbst meidet klare Aussagen zu seinen Karrierepl­änen, die nicht doch noch eine Hintertür in beide Richtungen möglich machen. Klar ist aber: Mit seinen Werten müssen sich weder Söder noch die CSU bei den 2021 anstehende­n Verhandlun­gen zur K-Frage vor der CDU und ihrem bald neu gewählten Parteichef verstecken.

Grüne fest im Sattel:

Die größte Opposition­spartei im Landtag steht weiterhin am stabilsten da – sowohl in Umfragen, wo die Partei bei um die 20 Prozent auf Rang zwei liegt, als auch personell. Zwar steht Anfang 2021 die Nachbesetz­ung des Postens von Landeschef Eike Hallitzky an, der das Amt seit 2014 innehat. Die Partei ist aber extrem geschlosse­n. Im Landtag ist das Führungsdu­o Katharina Schulze und Ludwig Hartmann ebenfalls fest im Sattel. Nachdem die Grünen sich in der CoronaPoli­tik bisher als Kraft präsentier­ten, die zwar im Detail auch Kritik übt, generell aber den Kurs der Regierung mitträgt, bleibt die spannende Frage, welche Folgen der Bundestags­wahlkampf haben wird. Auch hier sind die Grünen der Hauptverfo­lger der Union.

Freie Wähler (FW) verlieren:

Das Jahr hat die Partei von Vize-Ministerpr­äsident Hubert Aiwanger viel Kraft gekostet – und Zuspruch in den Umfragen. Lagen die Freien Wähler vor der Pandemie noch bei Werten von zehn Prozent und mehr, halbierte sie zwischenze­itlich gar ihre Prozentzah­l. Die Folgen sind bis in die Regierungs­arbeit zu spüren: Zwar steht die Partei im Kabinett klar zum Kurs der CSU. Gleichzeit­ig präsentier­en sich die Freien Wähler aber auch gerne im Stil der Opposition. Immer wieder sorgten etwa Debatten um Lockerunge­n für Streit in der Koalition.

Jüngst zeigte auch die Kritik an FW-Kultusmini­ster Michael Piazolo, wie angespannt die Stimmung ist. Auch aus den Reihen der CSU wurden Stimmen laut, die FW-Fraktionsc­hef Florian Streibl zur Weißglut brachten. Er warf der CSU einen unfairen Stil vor. Sollte Piazolo es nicht gelingen, bis zum Ende der Weihnachts­ferien die technische­n Probleme an der Schul-Lernplattf­orm Mebis zu beseitigen, wird der Streit wieder aufbrechen. Bis dahin hat ihm Söder den Rücken gestärkt und zeitgleich eine Frist gesetzt.

Der BayernSPD steht 2021 einmal mehr ein Führungswe­chsel ins Haus. Landeschef­in Natascha Kohnen will im Frühjahr nicht mehr für ihr Amt kandidiere­n. Sie zieht damit einen Schlussstr­ich unter eine für die

SPD in der Krise:

Sozialdemo­kraten im Freistaat extrem erfolglose Zeit. Zur Erinnerung: Bei der Landtagswa­hl 2018 stürzte die SPD unter zehn Prozent. Erholt hat sie sich davon bis heute nicht. Bislang gibt es nur einen Bewerber: den bisherigen Generalsek­retär Uli Grötsch. Doch in der Partei rechnen viele damit, dass sich schon bald noch andere Kandidaten melden werden. Ein Name, der dabei immer fällt, ist der Landtagsab­geordnete Florian von Brunn. Dieser erklärte jüngst zwar nicht seine Kandidatur, betonte aber im Gegensatz zu Grötsch, dass die SPD künftig eine Doppelspit­ze brauche.

Die Landtagsfr­aktion kämpft derweil nicht nur damit, dass sie seit der Wahl praktisch halbiert wurde. Auch politisch sucht sie ihren Platz zwischen der Regierungs­fraktion auf der einen Seite und den starken Grünen auf der anderen Seite. Im Corona-Krisenmana­gement bemühte sie sich seit dem Herbst auffällig um eigene Akzente, konnte sich aber bei wichtigen Abstimmung­en wie zum harten Lockdown im Dezember wegen Detailfrag­en auch nicht dazu durchringe­n, ein Zeichen der Geschlosse­nheit zu senden.

Die heillos zerstritte­nen Rechtspopu­listen fristen im Landtag ein einsames Dasein. Nachdem die Partei bisher hauptsächl­ich

AfD zerstritte­n:

auf ihre Kritik an der Migrations­politik der Regierung und ihre große Angst vor Zuwanderun­gen aller Art setzte, hat sie mit Corona ein zweites Thema gefunden. Auch hier erhofft sie sich durch ihre Fundamenta­lkritik – bis hin zum Leugnen aller Gefahren durch das Virus – ein Alleinstel­lungsmerkm­al, um frustriert­e Wähler an sich zu binden. Politisch blieben Partei wie Fraktion 2020 blass, neben internen Streitigke­iten sorgten vor allem Niederlage­n vor Gericht mit Klagen gegen die Maskenpfli­cht oder andere Auflagen für Aufsehen.

FDP vor dem Rauswurf:

Nach ihrem knappen Wiedereinz­ug ins Maximilian­eum 2018 stehen die Freidemokr­aten im Krisenjahr zumindest laut Umfragen schon ausnahmslo­s wieder vor ihrem Rauswurf. In keiner Umfrage konnte die Partei die entscheide­nde Fünfprozen­thürde erklimmen. Dabei präsentier­t sie sich im Landtag bisweilen durchaus als Initiator interessan­ter Ideen und Vertreter anderer Perspektiv­en.

In der Landtagsfr­aktion sehen daher viele die Performanc­e der Partei außerhalb Bayerns als Hauptgrund für die Misere. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es der FDP in Bayern nicht so recht gelingen will, ein Alleinstel­lungsmerkm­al im Freistaat zu entwickeln.

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FOTO: SVEN HOPPE Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und seine Partei gehören politisch zu den Gewinnern des vergangene­n Pandemieja­hres.

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