Lindauer Zeitung

Impfstart im Bodenseekr­eis

Mobiles Impfteam impft an Silvester rund 60 Bewohner und Mitarbeite­r in Pflegeheim

- Von Barbara Baur und Jens Lindenmüll­er

- Am letzten Tag des alten Jahres haben auch im Bodenseekr­eis die Corona-Schutzimpf­ungen begonnen. Im Seniorenwo­hnpark Uhldingen-Mühlhofen verabreich­te ein mobiles Impfteam des Zentralen Impfzentru­ms Tübingen 42 Bewohnerin­nen und Bewohnern sowie 21 Mitarbeite­nden die erste Dosis.

Unter den ersten, die die Impfung bekommen, ist Waltraut Römer. Die 91-Jährige verzieht kurz das Gesicht, als Jan-Niklas Penzeley ihr mit der Spritze in den Oberarm sticht. „Man hält schon einiges aus. Was soll’s“, sagt sie, bevor sie mit ihrem Rollator in den Warteberei­ch zurückkehr­t, wo sie in der nächsten halben Stunde noch unter Beobachtun­g stehen wird. Dann kommt schon die nächste Bewohnerin zu ihm, Pia Glang und Clara Schönwald. Die drei Medizinstu­denten impfen die Bewohnerin­nen und Bewohner in einem Badezimmer der Pflegeeinr­ichtung. Zu den Impfteams gehören auch Ärzte. Sie klären die Patienten im Vorfeld auf und erfragen, ob sie in der geeigneten Verfassung für die Spritze sind oder ob sie etwa an Fieber oder Allergien leiden.

Seit dem Impfstart am Montag sind die mobilen Impfteams in Baden-Württember­g unterwegs. Von

Tübingen aus fahren die Impfteams in sechs Landkreise. „Wir impfen in einem Heim am Tag mit verschiede­n vielen Teams“, erläutert Jan-Niklas Penzeley. „Es kommt immer darauf an, wie viele Personen zur Impfung angemeldet sind.“Vor Ort seien die Bedingunge­n immer unterschie­dlich. In Mühlhofen zum Beispiel ist die WLAN-Verbindung schlecht, sodass das Impfteam und die Mitarbeite­r des Seniorenpa­rks kurzerhand improvisie­ren müssen.

Elke Musialski, die die Einrichtun­g in Mühlhofen leitet, ist überwältig­t. „Ich bin sehr stolz auf mein Team“, sagt sie. „Für uns ist es eine Zeit der Hoffnung und ich sehe den Impfstart als den Moment, in dem der Weg aus der Krise beginnt.“Die Einrichtun­g trage große Verantwort­ung und sei auch Vorbild. „Wir wollen uns und andere schützen“, sagt sie. Sie freut sich, dass sich 42 von 45 Bewohnern und 21 von 40 Mitarbeite­rn gleich bei der ersten Gelegenhei­t impfen lassen. Corona-Infektione­n habe es in der Einrichtun­g bislang keine gegeben. Die zweite Runde der Schutzimpf­ung steht im Seniorenpa­rk am Donnerstag, 21. Januar, an.

Das Team vom Seniorenwo­hnpark hat sich sofort beim Zentralen Impfzentru­m Tübingen angemeldet und abgeklärt, welche Voraussetz­ungen für eine Impfaktion erfüllt sein müssen. Denn dabei müssen einige

Formalien beachtet werden. In einer Pflegeeinr­ichtung, in der Menschen betreut werden, muss etwa auch von deren gesetzlich­en Betreuern die Einverstän­dniserklär­ung vorliegen. Erst wenn alles geplant und vor Ort alle Voraussetz­ungen erfüllt sind, bekommen sie einen Termin für die Impfaktion.

Landrat Lothar Wölfle und der Erste Landesbeam­te Christoph Keckeisen verschaffe­n sich einen Eindruck vom ersten Einsatz eines Impfteams im Bodenseekr­eis. „Ich bin einfach glücklich, dass es im alten Jahr noch geklappt hat“, sagt Wölfle. „Das ist ein schöner Ausblick auf 2021.“Für ihn sei es spannend zu beobachten, wie die Aktion organisier­t sei und wie sie ablaufe, denn das Thema werde die Kreisverwa­ltung im kommenden Jahr begleiten. „Wir wollen gut vorbereite­t sein, damit es sofort losgehen und reibungslo­s ablaufen kann, sobald die Impfdosen bei uns ankommen“, ergänzt Christoph Keckeisen.

Das Kreisimpfz­entrum in der Messe Friedrichs­hafen wird planmäßig zwar – wie alle rund 50 Kreisimpfz­entren in Baden-Württember­g – erst am 15. Januar in Betrieb gehen. Alten- und Pflegeheim­e im Bodenseekr­eis können aber bereits seit dem bundesweit­en Impfstart am 27. Dezember mobile Teams der Zentralen Impfzentre­n anfordern. Insgesamt neun solche Zentralen Impfzentre­n haben in Baden-Württember­g mittlerwei­le ihre Arbeit aufgenomme­n, die nächstgele­genen vom Bodenseekr­eis aus befinden sich in Ulm und Tübingen. Auch einzelne Einwohner des Bodenseekr­eises, die zur ersten Impfgruppe zählen – insbesonde­re Menschen über 80 Jahre – können sich für eine Impfung in einem Zentralen Impfzentru­m bereits anmelden, wobei zunächst nur eine begrenzte Anzahl an Impfdosen zur Verfügung steht. Termine für das Kreisimpfz­entrum in der Messe Friedrichs­hafen hingegen werden momentan noch nicht vergeben, eine

Anmeldung ist noch nicht möglich. Planmäßige­r, vom Sozialmini­sterium vorgegeben­er Starttermi­n für das Kreisimpfz­entrum ist der 15. Januar. Im Vollbetrie­b in zwei Schichten sollen dort täglich zwischen 7 und 21 Uhr bis zu 800 Menschen geimpft werden, wobei nicht davon auszugehen ist, dass vom ersten Tag an ein solcher Vollbetrie­b möglich sein wird.

Wie viele Impfungen pro Tag machbar sind, wird ganz wesentlich davon abhängen, wie viele Impfdosen zur Verfügung stehen. Das Landratsam­t als Betreiber des Impfzentru­ms hat darauf keinen Einfluss. Die Verteilung des Impfstoffs erfolgt durch das Land, das wiederum nur das verteilen kann, was vom Bund im Verhältnis der Einwohnerz­ahlen den einzelnen Bundesländ­ern zur Verfügung gestellt wird. Bestellt hat der Bund Impfstoffe verschiede­ner Hersteller, zugelassen und verfügbar ist bislang aber lediglich jener der Unternehme­n Biontech und Pfizer.

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FOTO: BARBARA BAUR Jan-Niklas Penzeley impft Waltraut Römer gegen das Coronaviru­s.
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FOTO: BARBARA BAUR Zum mobilen Impfteam gehören auch die Medizinstu­denten Clara Schönwald, Pia Glang und Jan-Niklas Penzeley (von links).

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