Impfstart im Bodenseekreis
Mobiles Impfteam impft an Silvester rund 60 Bewohner und Mitarbeiter in Pflegeheim
- Am letzten Tag des alten Jahres haben auch im Bodenseekreis die Corona-Schutzimpfungen begonnen. Im Seniorenwohnpark Uhldingen-Mühlhofen verabreichte ein mobiles Impfteam des Zentralen Impfzentrums Tübingen 42 Bewohnerinnen und Bewohnern sowie 21 Mitarbeitenden die erste Dosis.
Unter den ersten, die die Impfung bekommen, ist Waltraut Römer. Die 91-Jährige verzieht kurz das Gesicht, als Jan-Niklas Penzeley ihr mit der Spritze in den Oberarm sticht. „Man hält schon einiges aus. Was soll’s“, sagt sie, bevor sie mit ihrem Rollator in den Wartebereich zurückkehrt, wo sie in der nächsten halben Stunde noch unter Beobachtung stehen wird. Dann kommt schon die nächste Bewohnerin zu ihm, Pia Glang und Clara Schönwald. Die drei Medizinstudenten impfen die Bewohnerinnen und Bewohner in einem Badezimmer der Pflegeeinrichtung. Zu den Impfteams gehören auch Ärzte. Sie klären die Patienten im Vorfeld auf und erfragen, ob sie in der geeigneten Verfassung für die Spritze sind oder ob sie etwa an Fieber oder Allergien leiden.
Seit dem Impfstart am Montag sind die mobilen Impfteams in Baden-Württemberg unterwegs. Von
Tübingen aus fahren die Impfteams in sechs Landkreise. „Wir impfen in einem Heim am Tag mit verschieden vielen Teams“, erläutert Jan-Niklas Penzeley. „Es kommt immer darauf an, wie viele Personen zur Impfung angemeldet sind.“Vor Ort seien die Bedingungen immer unterschiedlich. In Mühlhofen zum Beispiel ist die WLAN-Verbindung schlecht, sodass das Impfteam und die Mitarbeiter des Seniorenparks kurzerhand improvisieren müssen.
Elke Musialski, die die Einrichtung in Mühlhofen leitet, ist überwältigt. „Ich bin sehr stolz auf mein Team“, sagt sie. „Für uns ist es eine Zeit der Hoffnung und ich sehe den Impfstart als den Moment, in dem der Weg aus der Krise beginnt.“Die Einrichtung trage große Verantwortung und sei auch Vorbild. „Wir wollen uns und andere schützen“, sagt sie. Sie freut sich, dass sich 42 von 45 Bewohnern und 21 von 40 Mitarbeitern gleich bei der ersten Gelegenheit impfen lassen. Corona-Infektionen habe es in der Einrichtung bislang keine gegeben. Die zweite Runde der Schutzimpfung steht im Seniorenpark am Donnerstag, 21. Januar, an.
Das Team vom Seniorenwohnpark hat sich sofort beim Zentralen Impfzentrum Tübingen angemeldet und abgeklärt, welche Voraussetzungen für eine Impfaktion erfüllt sein müssen. Denn dabei müssen einige
Formalien beachtet werden. In einer Pflegeeinrichtung, in der Menschen betreut werden, muss etwa auch von deren gesetzlichen Betreuern die Einverständniserklärung vorliegen. Erst wenn alles geplant und vor Ort alle Voraussetzungen erfüllt sind, bekommen sie einen Termin für die Impfaktion.
Landrat Lothar Wölfle und der Erste Landesbeamte Christoph Keckeisen verschaffen sich einen Eindruck vom ersten Einsatz eines Impfteams im Bodenseekreis. „Ich bin einfach glücklich, dass es im alten Jahr noch geklappt hat“, sagt Wölfle. „Das ist ein schöner Ausblick auf 2021.“Für ihn sei es spannend zu beobachten, wie die Aktion organisiert sei und wie sie ablaufe, denn das Thema werde die Kreisverwaltung im kommenden Jahr begleiten. „Wir wollen gut vorbereitet sein, damit es sofort losgehen und reibungslos ablaufen kann, sobald die Impfdosen bei uns ankommen“, ergänzt Christoph Keckeisen.
Das Kreisimpfzentrum in der Messe Friedrichshafen wird planmäßig zwar – wie alle rund 50 Kreisimpfzentren in Baden-Württemberg – erst am 15. Januar in Betrieb gehen. Alten- und Pflegeheime im Bodenseekreis können aber bereits seit dem bundesweiten Impfstart am 27. Dezember mobile Teams der Zentralen Impfzentren anfordern. Insgesamt neun solche Zentralen Impfzentren haben in Baden-Württemberg mittlerweile ihre Arbeit aufgenommen, die nächstgelegenen vom Bodenseekreis aus befinden sich in Ulm und Tübingen. Auch einzelne Einwohner des Bodenseekreises, die zur ersten Impfgruppe zählen – insbesondere Menschen über 80 Jahre – können sich für eine Impfung in einem Zentralen Impfzentrum bereits anmelden, wobei zunächst nur eine begrenzte Anzahl an Impfdosen zur Verfügung steht. Termine für das Kreisimpfzentrum in der Messe Friedrichshafen hingegen werden momentan noch nicht vergeben, eine
Anmeldung ist noch nicht möglich. Planmäßiger, vom Sozialministerium vorgegebener Starttermin für das Kreisimpfzentrum ist der 15. Januar. Im Vollbetrieb in zwei Schichten sollen dort täglich zwischen 7 und 21 Uhr bis zu 800 Menschen geimpft werden, wobei nicht davon auszugehen ist, dass vom ersten Tag an ein solcher Vollbetrieb möglich sein wird.
Wie viele Impfungen pro Tag machbar sind, wird ganz wesentlich davon abhängen, wie viele Impfdosen zur Verfügung stehen. Das Landratsamt als Betreiber des Impfzentrums hat darauf keinen Einfluss. Die Verteilung des Impfstoffs erfolgt durch das Land, das wiederum nur das verteilen kann, was vom Bund im Verhältnis der Einwohnerzahlen den einzelnen Bundesländern zur Verfügung gestellt wird. Bestellt hat der Bund Impfstoffe verschiedener Hersteller, zugelassen und verfügbar ist bislang aber lediglich jener der Unternehmen Biontech und Pfizer.