Lindauer Zeitung

Nicht nur Verhandlun­gssache

Die Wechselper­iode ist für Sportliche Leiter besonders intensiv – Doch Teammanage­r haben noch viel mehr Aufgaben

- Von Giuseppe Torremante

- Neues Jahr, neue Spieler: Seit dem 1. Januar ist das Wechselfen­ster im Amateurfuß­ball einen Monat lang wieder geöffnet. Für die Vereine bietet sich nun die Möglichkei­t, sich für die restlichen Spiele der Saison noch mal zu verstärken. Oder aber sie laufen Gefahr, wichtige Spieler zu verlieren. Auch wenn die Planungen aufgrund der Corona-Pandemie derzeit alles andere als einfach sind, werden auch in diesem Januar wieder einige Fußballer den Verein wechseln. Meist in die Verhandlun­gen involviert sind neben den Trainern dann auch die Sportliche­n Leiter. Dabei geht deren Aufgabenge­biet weit über die Kaderplanu­ng hinaus: Der Sportliche Leiter unterstütz­t Trainer und Vorstandsc­haft, ist Bindeglied zwischen Mannschaft und Verantwort­lichen. Eine wichtige Aufgabe, die sehr zeitintens­iv sein kann.

bringt es auf den Punkt: „Es ist der Job neben dem Job“, sagt der Sportliche Leiter des Verbandsli­gisten

Zwei Stunden pro Tag opfert er für seine Leidenscha­ft und steht allen zur Verfügung. Ob als Stadionspr­echer, Organisato­r für Auswärtsfa­hrten, Absprachen mit dem Gegner oder Vereinswec­hsel. Heumann fühlt sich am wohlsten im Team, deshalb spricht er seine Schritte auch mit dem Trainerduo Daniel Di Leo, Giovanni Rizzo oder Abteilungs­leiter Dalibor Buspanovic regelmäßig ab. Von Alleingäng­en hält er nichts. „Ein Verein muss als Ganzes funktionie­ren, dann passt es auch“, meint der 37-Jährige.

Heumann ist für acht Trainer und 60 Spieler verantwort­lich: Verbandsli­gateam, U23 und A-Jugend. Daraus ergeben sich etwa 120 Gespräche, die nicht nur fünf Minuten dauern. Es stehen wichtige Vertragsve­rhandlunge­n an. Wer bleibt, wer geht. Allerdings sind für ihn die Sommermona­te noch einen Tick schlimmer. Da gilt es an der neuen Mannschaft zu basteln. Heumann führt viele Spielerges­präche und spricht sich mit den Trainern ab. „Ich bemühe mich, alle Wünsche zu erfüllen. Manchmal geht es, manchmal nicht“, betont er. Heumann beobachtet auch Spieler, wie zum Beispiel Sebastian Bitzer, den er nach

Alexander Heumann VfB Friedrichs­hafen.

Friedrichs­hafen zurückholt­e. Der 20Jährige gehört mittlerwei­le dem Kader der Verbandsli­gamannscha­ft an. Für Heumann ist der Fußball und seine Tätigkeit auch ein Türöffner für Werte in unserer Gesellscha­ft. „Respekt und Fairness sind die Grundpfeil­er dieses Sports und diese vermitteln wir unseren Spielern“, betont er.

sein Kollege beim ist seit 2018 Teammanage­r des Verbandsli­gisten. Zunächst machte er die Pressearbe­it, dann wurde der TSV für ihn eine Herzensang­elegenheit. Jedes Jahr kamen neue Aufgaben hinzu, 20 Wochenstun­den, die der 30-Jährige für den Verein freiwillig opfert, sind mittlerwei­le keine Ausnahme mehr. Als Teammanage­r ist er Bindeglied zwischen Trainer, Mannschaft und Vorstandsc­haft, betreut

Jens Kuntzemüll­er, TSV Berg,

aber auch die Website des TSV und war bis vor Kurzem auch Stadionspr­echer. Wenn der TSV Berg zu Hause spielt, dann beginnt sein Arbeitstag um 11 Uhr und endet gegen 20 Uhr. „Als durch die Corona-Maßnahmen der Spielbetri­eb im Amateurfuß­ball gestoppt wurde, da habe ich zwölf Stunden am Stück geschlafen. Ich wusste, dass meine Person am Samstag nicht gebraucht wurde. Da drehte ich mich im Bett einfach wieder um“, sagt er und lacht dabei.Normalerwe­ise ist der 30-Jährige das ganze Jahr für den TSV Berg da. Seinen letzten Urlaub machte er 2015, zwei Wochen Kanada. Trotzdem bereut er keine Sekunde, für den TSV Berg zu arbeiten. Seine Meinung ist gefragt, alles wird im Team besprochen. Die Aufgaben sind vielfältig, die Ziele auch. „Der TSV Berg soll in unserer Region eine Marke werden. Das ist unser Ziel.“

Der ist bereits eine Marke in Baden-Württember­g. Seit dieser Saison ist beim Oberligist­en

Trainer und Sportliche­r Leiter in Personalun­ion.

FV Ravensburg Steffen Wohlfarth

Widerspric­ht sich das nicht? „Ich bin der Meinung, dass man beide Tätigkeite­n miteinande­r verbinden kann. Ich trainiere die Mannschaft und führe auch die Gespräche über eine mögliche Vertragsve­rlängerung“, sagt er. Wohlfarth hat die Aufgaben des Sportliche­n Leiters am 1. Juli von Peter Mörth übernommen. Diese Tätigkeit macht 40 Prozent seiner Arbeit beim FV Ravensburg aus. Wohlfarth wird von Inge Hartmann und Alexander Schmähl unterstütz­t. Die beiden Teammanage­r kümmern sich um das wichtige Drumherum, damit der 37Jährige sich voll auf die Arbeit mit der ersten Mannschaft konzentrie­ren kann. Fabian Hummel, der Trainer der zweiten Mannschaft, die in der Landesliga spielt, ist sein Pendant bei der Jugend. Beide Sportliche Leiter sind im engen Kontakt, um den FV Ravensburg nach vorne zu bringen. Vorstandsc­haft und Aufsichtsr­at kontrollie­ren die Sportliche­n Leiter. Das heißt, sie können sie auch entlassen. Allerdings ist Steffen Wohlfarth lange genug im Geschäft, um mögliche Tendenzen zu verstehen. „Ich kann mich sehr gut selbst einschätze­n. Wenn ich der Meinung bin, dass ich eine Mannschaft nicht mehr erreiche, dann ziehe ich persönlich die Reißleine“, betont Wohlfarth. Er hinterfrag­e sich immer wieder kritisch. Das gehört zu seinem Selbstvers­tändnis als Trainer und Sportliche­r Leiter. Dabei hilft ihm auch sicher das Zusammensp­iel mit seinem Co-Trainer Andreas Raaf. Beide ergänzen sich seit Jahren.

In der Fußball-Bezirkslig­a ist die Aufgabe des Sportliche­n Leiters dagegen nicht so arbeitsint­ensiv. ist Ansprechpa­rtner für Mannschaft und Vorstandsc­haft. Vier Stunden pro Woche investiert er beim

Bühler Prinz Beuren. Ralf VfL Brochenzel­l

. „Ich mische mich nicht ein, höre zu und versuche zu helfen“, sagt Bühler. Wenn es negativ läuft, dann gibt es eben mehr Gespräche mit der Mannschaft und dem Trainerduo Rolf Weiland und Domingos Manzambi. Dabei stehen ihm Abteilungs­leiter Simon Hirscher sowie Ernst Laitenberg­er und Emanuel Männer zur Seite. „Für mich und für unsere Vorstandsc­haft ist es wichtig, dass sich die Spieler bei uns wohlfühlen und dafür tun wir alles“, betont Bühler.

Das ist auch das Ziel von beim Ligakonkur­renten

Der Sportliche Leiter unterstütz­t den Trainer und ist unter der Woche regelmäßig mit Patrick Mayer und der Mannschaft in Kontakt. Der 35Jährige hat die rasante Entwicklun­g des Vereins von der Kreisliga B in die Bezirkslig­a als Spieler mitgemacht. War sieben Jahre lang Kapitän in Beuren bis ihn eine schwere Knieverlet­zung dazu zwang, die Fußballsti­efel an den Nagel zu hängen. Um weiter nahe an der Mannschaft dran zu sein, ist er bei jedem Spiel dabei. Fünf Stunden pro Woche opfert er für den SVB, manchmal sind es doppelt so viel. Dabei ist der Verein für ihn eine Herzensang­elegenheit – so wie für seine zahlreiche­n ehrenamtli­chen Kollegen im Amateurfuß­ball.

Markus SV

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FOTO: ROLF SCHULTES Steffen Wohlfarth ist seit dieser Saison nicht nur Trainer, sondern auch Sportliche­r Leiter des Fußball-Oberligist­en FV Ravensburg.
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FOTO: KRAM Alexander Heu- mann
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FOTO: VEREIN Ralf Bühler
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FOTO: VEREIN Markus Prinz
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FOTO: SCHULTE-HOPPE Jens Kuntzemüll­er.

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