„Spieler wissen, dass es latente Gefahr gibt“
Füssen sagt Spiel gegen Islanders kurzfristig ab – DEB wertet Partie für Lindau
- Diese Reise hätten sich die EV Lindau Islanders sparen können. Der Eishockey-Oberligist war am Mittwochabend nach eineinhalb Stunden Fahrt gerade aus dem Bus gestiegen und bereit, sich für das letzte Spiel des Jahres beim EV Füssen warm zu machen, als die Nachricht kam: Die Füssener Mannschaft wird nicht spielen. Offenbar hatten die Allgäuer Spieler Angst, sich mit Covid-19 zu infizieren, wenn sie gegen die Lindauer auflaufen. Der Grund: Beim vorangegangenen Gegner der Islanders, dem EC Peiting, hatte es einen positiven Corona-Fall gegeben.
Allerdings war dies bereits seit Sonntagabend bekannt. Weshalb also die kurzfristige Absage? Offenbar hatte die Füssener Spieler zusätzlich verunsichert, dass Lindaus Trainer Gerhard Puschnik nicht mit ins Allgäu gereist war. „Gerhard hatte eine andere Krankheit, die mit Corona nichts zu tun hat“, betont Bernd Wucher, Vorsitzender des EV Lindau, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Der Trainer hatte bereits im November – wie nahezu der komplette EVL-Kader – Covid-19 und die Erkrankung gut überstanden. Dennoch wurde er vorsorglich am Dienstag erneut getestet – mit negativem Ergebnis. „Wir haben alles getan, um ein Risiko auszuschließen“, sagt Wucher.
So sieht es auch der Deutsche Eishockey-Bund (DEB). Bereits einen Tag nach der Absage wertete der Verband die Partie mit 5:0 für Lindau. „Der DEB sah nach Bewertung und
Prüfung der aktuellen Lage gemeinsam mit der medizinischen Abteilung keinen Grund für eine vorzeitige Spielabsage. Die Partie hätte aus medizinischer Sicht durchgeführt werden können und daher war diese Wertung unausweichlich“, heißt es in der Begründung.
Die Verantwortlichen des EV Füssen haben bereits angedeutet, diese Wertung akzeptieren zu wollen. Laut eigener Aussage wurde auch die Clubführung von der Weigerung ihrer Spieler überrascht: „Diese Entscheidung kam ebenso überraschend wie kurzfristig. Wir hätten uns da eine andere Vorgehensweise gewünscht, immerhin hatte der DEB grünes Licht für die Partie gegeben“, wird Füssens Sportdirektor Thomas Zellhuber in einer Pressemitteilung zitiert. „Wir entschuldigen uns offiziell bei den Islanders für die entstandenen Unannehmlichkeiten.“
Gleichzeitig akzeptiere er aber auch die Bedenken seiner Spieler, ebenso wie Trainer Andreas Becherer: „Die Mannschaft war verunsichert, das hat man deutlich gespürt. Wir haben auch über die Konsequenzen einer möglichen Wertung gegen uns gesprochen, den Spielern war aber ihre Gesundheit wichtiger. Der Zeitpunkt dieses Beschlusses ist natürlich sehr unglücklich, aber schlussendlich stehen wir hinter der Entscheidung.“
Auch EVL-Chef Bernd Wucher kann die Sorgen der Spieler nachvollziehen. Er sagt aber klar: „Die Spieler wissen seit Wochen, dass es immer eine latente Gefahr gibt. Aber die besteht auch beim Einkaufen. Sie müssen sich im Vorfeld Gedanken machen und wenn ihnen die Gefahr zu groß ist müssen sie auch die Courage haben, in diesem Jahr gar nicht zu spielen.“
Dass das Spiel so schnell für Lindau gewertet wurde, ist für den Vorsitzenden nur ein kleiner Trost: „Eine Wertung ist immer unsportlich. Ich habe es lieber, wenn der Sieger auf dem Eis ermittelt wird.“Durch die drei Punkte klettern die Islanders in der Tabelle auf Rang acht. Diesen wollen sie am Sonntag (18 Uhr, Sprade TV) im Heimspiel gegen die Eisbären Regensburg sichern. Wucher: „Wenn es der Mannschaft gelingt, das Selbstbewusstsein der letzten Siege mitzunehmen, kann sie jeden schlagen.“Zumal erneut Corona mitspielt – die Regensburger kommen direkt aus einer zweiwöchigen Quarantäne.