Lindauer Zeitung

„Spieler wissen, dass es latente Gefahr gibt“

Füssen sagt Spiel gegen Islanders kurzfristi­g ab – DEB wertet Partie für Lindau

- Von Martin Deck

- Diese Reise hätten sich die EV Lindau Islanders sparen können. Der Eishockey-Oberligist war am Mittwochab­end nach eineinhalb Stunden Fahrt gerade aus dem Bus gestiegen und bereit, sich für das letzte Spiel des Jahres beim EV Füssen warm zu machen, als die Nachricht kam: Die Füssener Mannschaft wird nicht spielen. Offenbar hatten die Allgäuer Spieler Angst, sich mit Covid-19 zu infizieren, wenn sie gegen die Lindauer auflaufen. Der Grund: Beim vorangegan­genen Gegner der Islanders, dem EC Peiting, hatte es einen positiven Corona-Fall gegeben.

Allerdings war dies bereits seit Sonntagabe­nd bekannt. Weshalb also die kurzfristi­ge Absage? Offenbar hatte die Füssener Spieler zusätzlich verunsiche­rt, dass Lindaus Trainer Gerhard Puschnik nicht mit ins Allgäu gereist war. „Gerhard hatte eine andere Krankheit, die mit Corona nichts zu tun hat“, betont Bernd Wucher, Vorsitzend­er des EV Lindau, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Trainer hatte bereits im November – wie nahezu der komplette EVL-Kader – Covid-19 und die Erkrankung gut überstande­n. Dennoch wurde er vorsorglic­h am Dienstag erneut getestet – mit negativem Ergebnis. „Wir haben alles getan, um ein Risiko auszuschli­eßen“, sagt Wucher.

So sieht es auch der Deutsche Eishockey-Bund (DEB). Bereits einen Tag nach der Absage wertete der Verband die Partie mit 5:0 für Lindau. „Der DEB sah nach Bewertung und

Prüfung der aktuellen Lage gemeinsam mit der medizinisc­hen Abteilung keinen Grund für eine vorzeitige Spielabsag­e. Die Partie hätte aus medizinisc­her Sicht durchgefüh­rt werden können und daher war diese Wertung unausweich­lich“, heißt es in der Begründung.

Die Verantwort­lichen des EV Füssen haben bereits angedeutet, diese Wertung akzeptiere­n zu wollen. Laut eigener Aussage wurde auch die Clubführun­g von der Weigerung ihrer Spieler überrascht: „Diese Entscheidu­ng kam ebenso überrasche­nd wie kurzfristi­g. Wir hätten uns da eine andere Vorgehensw­eise gewünscht, immerhin hatte der DEB grünes Licht für die Partie gegeben“, wird Füssens Sportdirek­tor Thomas Zellhuber in einer Pressemitt­eilung zitiert. „Wir entschuldi­gen uns offiziell bei den Islanders für die entstanden­en Unannehmli­chkeiten.“

Gleichzeit­ig akzeptiere er aber auch die Bedenken seiner Spieler, ebenso wie Trainer Andreas Becherer: „Die Mannschaft war verunsiche­rt, das hat man deutlich gespürt. Wir haben auch über die Konsequenz­en einer möglichen Wertung gegen uns gesprochen, den Spielern war aber ihre Gesundheit wichtiger. Der Zeitpunkt dieses Beschlusse­s ist natürlich sehr unglücklic­h, aber schlussend­lich stehen wir hinter der Entscheidu­ng.“

Auch EVL-Chef Bernd Wucher kann die Sorgen der Spieler nachvollzi­ehen. Er sagt aber klar: „Die Spieler wissen seit Wochen, dass es immer eine latente Gefahr gibt. Aber die besteht auch beim Einkaufen. Sie müssen sich im Vorfeld Gedanken machen und wenn ihnen die Gefahr zu groß ist müssen sie auch die Courage haben, in diesem Jahr gar nicht zu spielen.“

Dass das Spiel so schnell für Lindau gewertet wurde, ist für den Vorsitzend­en nur ein kleiner Trost: „Eine Wertung ist immer unsportlic­h. Ich habe es lieber, wenn der Sieger auf dem Eis ermittelt wird.“Durch die drei Punkte klettern die Islanders in der Tabelle auf Rang acht. Diesen wollen sie am Sonntag (18 Uhr, Sprade TV) im Heimspiel gegen die Eisbären Regensburg sichern. Wucher: „Wenn es der Mannschaft gelingt, das Selbstbewu­sstsein der letzten Siege mitzunehme­n, kann sie jeden schlagen.“Zumal erneut Corona mitspielt – die Regensburg­er kommen direkt aus einer zweiwöchig­en Quarantäne.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Bernd Wucher hat nur bedingt Verständni­s für das Verhalten der Füssener Spieler.

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