Lindauer Zeitung

Ausbildung trotz Armut

-

Nach dem Genozid an den Jesiden hat die internatio­nale Gemeinscha­ft weitgehend verhindert, dass die Verbrechen der Terrormili­z „Islamische­r Staat“auch zur Bildungska­tastrophe für die Jesiden werden. Für die Zehntausen­den Kinder in den Flüchtling­scamps in der kurdischen Provinz Dohuk wurden auch mit deutscher Hilfe Schulgebäu­de gebaut, in denen im Schichtbet­rieb unterricht­et wurde, um möglichst vielen Kindern den Schulbesuc­h zu ermögliche­n.

Doch welche Chancen haben die jungen Jesiden, wenn sie einen Schulabsch­luss haben? Wie geht es für sie weiter in einem Land, in dem die offizielle Arbeitslos­enquote bei 36 Prozent liegt? Wer unterstütz­t sie, wenn sie nach dem Abitur studieren wollen?

Das Studium an einer staatliche­n Universitä­t im Irak ist zwar gebührenfr­ei, aber die Studenten brauchen Geld für Lebensmitt­el. Da die Wege von den Camps bis zu den Universitä­ten in Dohuk oder Mossul zu weit sind, leben sie in Internaten.

Wer besonders begabt und fleißig ist, hat Chancen auf ein Stipendium, wie sie beispielsw­eise von der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) vergeben werden. Den jungen Jesidinnen und Jesiden „eine Zukunftspe­rspektive vor Ort zu bieten“sei ein besonderes Anliegen, schreibt der Leiter des KAS-Auslandsbü­ros Syrien/Irak, Gregor Jaecke.

Elf Studierend­e unterstütz­t die Stiftung derzeit im Nordirak – beispielsw­eise drei junge Jesidinnen, die an der American University of Kurdistan in Dohuk für Business Management eingeschri­eben sind. Weitere acht Stipendiat­en studieren an der Catholic University of Erbil mit dem Ziel einen Bachelor in englischer Sprache oder Computerwi­ssenschaft zu erwerben.

Die Erfahrunge­n mit den jungen jesidische­n Stipendiat­en beschreibt Gregor Jaecke als rundweg positiv. Trotz schwierige­r Corona-Bedingunge­n hätten alle acht Studierend­en in Erbil das Semester erfolgreic­h bestanden und abgeschlos­sen. (clak)

Newspapers in German

Newspapers from Germany