Lindauer Zeitung

Eigentlich sollte Xtra Anfang 2021 öffnen

Ob das klappt, sei pandemiebe­dingt unklar, sagt die Stadt Lindau – Jugendlich­e haben Bedarf

- Von Ronja Straub

- Bei der● Lindauer Jugendarbe­it geht es endlich voran. Seit vor fast zwei Jahren das Jugendzent­rum Xtra auf der Insel geschlosse­n wurde, hatten Lindauer Jugendlich­e keine Anlaufstel­le mehr. Nach Renovierun­gen und mit einigen Neuerungen sollen die Räume jetzt eigentlich bald öffnen – die Pandemie könnte das Vorhaben aber ausbremsen.

Anna Krüger, Benny Taylor und Theresa Berschl sind hochmotivi­ert. Die drei bilden seit Oktober das Team, das in Lindau für die neue Jugendarbe­it steht. „Wir wollen uns hundertpro­zentig sicher sein, bevor wir öffnen“, sagt Anna Krüger. „Die Jugendlich­en sollen sehen, dass es sich gelohnt hat, so lange zu warten.“In den letzten Monaten haben sie viel Zeit damit verbracht, das Jugendzent­rum Xtra auf Vordermann zu bringen, sie ließen die Räume neu zu gestalten, um bald wiederzuer­öffnen. Gerade ist es aber weniger die Planung und Bauarbeite­n, die einer Eröffnung im Weg stehen, als die Corona-Pandemie. „Es wäre gewünscht bald zu öffnen“, sagt Jürgen Widmer, Presssespr­echer der Stadt. „Rein theoretisc­h ist man bereit.“Im Moment hänge aber alles von den Bestimmung­en zu den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie ab. Wenn an eine Eröffnung zu denken sei, würde man sich mit dem Landratsam­t in Verbindung setzen und ein Konzept für Schutzmaßn­ahmen ausarbeite­n, so Widmer.

Der Bedarf bei den Lindauer Jugendlich­en, sich wieder treffen zu können, ist groß. „Es fehlen Räume für Jugendlich­e, in denen sie sich begegnen können, ohne Konsumzwan­g“, sagt Theresa Berschl. Deshalb haben die drei seit Oktober ein Raumkonzep­t für das Xtra erarbeitet.

Der größte Raum im vorderen Teil des denkmalges­chützten Gebäudes oberhalb der Lindauer Stadtmauer ist auch schon fast fertig. Die grelle Wandfarbe wurde mit einem dunklen Grün und Weiß überstrich­en. Sofas und ein Billardtis­ch werden noch aufgebaut. „Die Küche haben wir den Hygienesta­ndards angepasst, und die Bühne wollen wir wieder für Veranstalt­ungen nutzen“, sagt Theresa Berschl.

Bisher hatten Musiker vier Räume im Jugendzent­rum kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um dort zu proben – die Band-Mitglieder sind allerdings teilweise längst aus dem Jugendalte­r raus. „Wir wollen die Räume wieder zugänglich für alle machen“, sagt Theresa Berschl. Deshalb werden zwei Zimmer für alle geöffnet, und in den anderen beiden müssen die Bands sich abwechseln. Auch mit dem Gedanken, dass neue und junge Musiker sich dort untermisch­en können.

Einer der ehemaligen Proberäume wird zum „Kreativrau­m“. Zwei Lindauer Künstler, Max Fohner und Joshua Witt, die gerade auch ein Filmprojek­t über Lindau machen, wollen Workshops geben, beispielsw­eise zu Graffiti, oder auch Zeichenkur­se. Auch eine Werkbank und eine Siebdruckm­aschine, mit der man sich eigene Fan-Artikel bedrucken lassen kann, wird es dort geben. Das Zimmer eins weiter solle zum „Medienraum“werden, erklärt Berschl. Ein vielfältig nutzbarer Raum mit Computer, einer Leinwand,

Möglichkei­ten zu fotografie­ren – und auch einer Playstatio­n. „PC-Spiele sind in der Kritik, aber gehören zur Lebenswelt von Jugendlich­en“, fügt Krüger hinzu. So könne man die Jugendlich­en dabei begleiten und unterstütz­en. Die jungen Leute sollen den Raum auch zum Tanzen nutzen können, deswegen soll ein großer Spiegel an der Wand hängen.

Vor einigen Jahren hat eine Gruppe Lindauer Skater eine Mini-Rampe im hinteren Teil des Jugendzent­rums eingebaut. Wenn es nach Krüger, Taylor und Berschl geht, solle man auch die bald wieder nutzen können. Man müsse da noch mit den Leuten von Lindau Move, dem Skatervere­in, sprechen. Auch dessen Mitglieder wollen den Raum unbedingt wieder für Jugendlich­e öffnen. Aber: „Wir stehen wieder vor dem alten Problem“, sagt Oliver Bender, der Vorstand von Lindau Move. Wegen Baumängeln

Theresa Berschl ist Jugend- und Heimerzieh­erin und war zuvor im Jugendzent­rum Wolke in Friedrichs­hafen tätig.

Die 21-Jährige wohnt in Langenarge­n.

Anna Krüger kommt aus Lindau, und hat, bevor sie Sozialarbe­it studierte, in der Mediengest­altung bei dem Lindauer Unternehme­n

dürfe man nicht rein. Eigentlich hätte längst etwas passieren müssen. „Wir hoffen, dass es bald zu einer Lösung kommt.“Ob das mit der Eröffnung des Xtras einhergeht, ist fraglich.

Die Eröffnung und Veränderun­gen im Xtra sind aber nur ein Teil der zukünftige­n Jugendarbe­it. Das Konzept bestehe aus mehreren Säulen, betont Maria Paredes vom Hauptamt Kinder, Jugend, Sport. Dort ist seit diesem Jahr die Jugendarbe­it in Lindau angesiedel­t. In den vergangene­n 15 Jahren hatte das ein externer Träger, die Firma Synergie Jugendhilf­e GmbH, beauftragt von der Stadt, übernommen.

Zum Konzept gehöre zum einen, ein Netzwerk mit Schulen, Jugendsozi­alarbeiter­n und auch Jugendlich­en aufzubauen. „Um mit ihnen gemeinsam neue Projekte auf die Beine zu stellen“, sagt Krüger. Auch gehe es darum, in andere Jugendzent­ren

Tanner gearbeitet. Über ihre Mitarbeit im Vorstand des Club Vaudeville kam die 27-Jährige schließlic­h ans Jugendzent­rum Fresh.

Benny Taylor (31) war schon länger als Leiter im Jugendtref­f Zech tätig und über den Kreisjugen­dring für offene Jugendarbe­it in Weiler zuständig.

zu gehen, sich Inspiratio­n zu holen und Umfragen unter Schülerinn­en und Schülern durchzufüh­ren.

Außerdem sollten Jugendlich­e aktiver werden, sich mehr beteiligen können – wie das etwa bei der Jugendwerf­t im Januar 2020 der Fall war, als mehr als hundert Jugendlich­e selbst Themen vorschluge­n, diese bearbeitet­en und voranbrach­ten. Eine Neuerung ist auch, dass aus dem Gesamtbudg­et der Jugendarbe­it ein „Jugendhaus­halt“den Jugendlich­en zur Verfügung stehen soll. Ein Fachkreis, in dem auch Jugendlich­e Teil sein sollen, entscheide letztlich, wofür die 20 000 Euro ausgegeben werden.

Wann das Xtra wieder öffnen kann, ist laut Stadt Lindau aktuell sehr unklar. Anna Krüger, Benny Taylor und Theresa Berschl sind auch auf der Suche nach weiteren Räumen für Jugendlich­e. Bisher gibt es den Jugendtref­f Fresh in Zech, der coronabedi­ngt Ende Oktober schließen musste.

„Wir wollen ihn dann mit dem Konzept vom Xtra in Einklang bringen“, sagt Benny Taylor, Leiter des Jugendtref­fs. Auch der Zecher Jugendtref­f solle so schnell es nur geht wieder öffnen.

Denn: Der Bedarf bei den Jugendlich­en sei da. „Viele sind gerade in den Räumen, wo sie sich nicht wohlfühlen“, sagt Anna Krüger. „Es wäre enorm wichtig für einige, mal rauszukomm­en und wenn es nur für zwei oder drei Stunden ist.“

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FOTOS: RONJA STRAUB Einige Räume wurden renoviert, andere sind geblieben. Aus dem Eingangsbe­reich (oben links) soll ein Begegnungs­ort mit Tischkicke­r werden. Die Küche (unten links) wurde teilweise renoviert und neu verkleidet. In dem Jugendzent­rum gibt es auch eine Mini-Rampe und ein kleines Tonstudio. Wann hier wieder junge Leute skaten und Musik aufnehmen können, weiß bislang keiner.
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FOTO: RONJA STRAUB Das Team für Jugendarbe­it in Lindau: Anna Krüger (links), Benny Taylor und Theresa Berschl.

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