Lindauer Zeitung

Der Landrat macht einen großen Fehler

- Von Dirk Augustin

Dass jemand sich wehrt, wenn er angegriffe­n wird, ist sein gutes Recht. Dass er die Fakten aus seiner Sicht beleuchtet, ist normal.

Aber damit die Menschen im Kreis Lindau sich ein umfassende­s Bild machen können, müssen sie wirklich umfassend informiert sein. Dazu gehört eben das Wissen um das Ringen zwischen Journalist­en – das gilt nicht nur für die der Lindauer Zeitung – und Behörde. Dass Journalist­en mehr wissen wollen, als eine Behörde an Informatio­nen herausgebe­n will – auch das ist normal. In einer Pandemie geht es aber um mehr als bei den sonst üblichen Themen wie Neubaugebi­ete, Straßenbau­projekte oder Flüchtling­sheime. Denn da ist immer nur ein Teil der Bürger betroffen. Die Pandemie aber trifft uns alle. Deshalb ist das Informatio­nsbedürfni­s größer. Und deshalb trifft die übliche Verschwieg­enheit

der Behörde auf Unverständ­nis.

Stegmann macht einen großen Fehler, wenn er Fragen erst nach Wochen beantworte­t und dies auch nur nach Hinweis auf entspreche­nde Gerichtsur­teile gegen andere Landräte. Denn natürlich hat es überhaupt nichts mit der von ihm unterstell­ten Neugier und Sensations­lust zu tun, wenn Menschen wissen wollen, ob ihre Gemeinde mehr oder weniger stark von Corona betroffen ist. Ebensoweni­g ist es Sensations­lust, wenn Menschen fragen, ob das Seniorenhe­im in ihrer Gemeinde von einem Corona-Ausbruch betroffen ist. Im Gegenteil: Beim HeiligGeis­t-Hospital war der Schritt an die Öffentlich­keit sogar nötig, um Hilfe zu erhalten.

Fachleute haben verschiede­nen staatliche­n Stellen in der Pandemie immer wieder vorgeworfe­n, dass sie ihre Arbeit zu wenig transparen­t machen. Und diesen großen Fehler macht auch der Landrat. Die LZ hätte an verschiede­nen Stellen gern mehr über Kontakt-Überwacher, Testzentru­m oder jetzt das Impfteam berichtet. Solche Berichte sehen wir alle in Nachrichte­nsendungen, solche Berichte kann man in fast allen Zeitungen des Landes auch vor Ort lesen – nur im Landkreis Lindau nicht. Will Stegmann nun ernsthaft behaupten, dass er als einziger den Datenschut­z beachtet?

Zu guter Letzt: Stegmann wirft der LZ vor, mit der Kritik an seiner Informatio­nspolitik bringe sie die Arbeit all der Kolleginne­n und Kollegen in Verruf, die im Landratsam­t die Pandemie bekämpfen. Das ist natürlich Unsinn. Die LZ hätte diese Frauen und Männer gerne häufiger in den Mittelpunk­t der Berichters­tattung gestellt, auch das hat aber deren Chef verhindert. Sie seien an dieser Stelle ausdrückli­ch gelobt. Die Kritik geht allein an den Landrat.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany