Der Landrat macht einen großen Fehler
Dass jemand sich wehrt, wenn er angegriffen wird, ist sein gutes Recht. Dass er die Fakten aus seiner Sicht beleuchtet, ist normal.
Aber damit die Menschen im Kreis Lindau sich ein umfassendes Bild machen können, müssen sie wirklich umfassend informiert sein. Dazu gehört eben das Wissen um das Ringen zwischen Journalisten – das gilt nicht nur für die der Lindauer Zeitung – und Behörde. Dass Journalisten mehr wissen wollen, als eine Behörde an Informationen herausgeben will – auch das ist normal. In einer Pandemie geht es aber um mehr als bei den sonst üblichen Themen wie Neubaugebiete, Straßenbauprojekte oder Flüchtlingsheime. Denn da ist immer nur ein Teil der Bürger betroffen. Die Pandemie aber trifft uns alle. Deshalb ist das Informationsbedürfnis größer. Und deshalb trifft die übliche Verschwiegenheit
der Behörde auf Unverständnis.
Stegmann macht einen großen Fehler, wenn er Fragen erst nach Wochen beantwortet und dies auch nur nach Hinweis auf entsprechende Gerichtsurteile gegen andere Landräte. Denn natürlich hat es überhaupt nichts mit der von ihm unterstellten Neugier und Sensationslust zu tun, wenn Menschen wissen wollen, ob ihre Gemeinde mehr oder weniger stark von Corona betroffen ist. Ebensowenig ist es Sensationslust, wenn Menschen fragen, ob das Seniorenheim in ihrer Gemeinde von einem Corona-Ausbruch betroffen ist. Im Gegenteil: Beim HeiligGeist-Hospital war der Schritt an die Öffentlichkeit sogar nötig, um Hilfe zu erhalten.
Fachleute haben verschiedenen staatlichen Stellen in der Pandemie immer wieder vorgeworfen, dass sie ihre Arbeit zu wenig transparent machen. Und diesen großen Fehler macht auch der Landrat. Die LZ hätte an verschiedenen Stellen gern mehr über Kontakt-Überwacher, Testzentrum oder jetzt das Impfteam berichtet. Solche Berichte sehen wir alle in Nachrichtensendungen, solche Berichte kann man in fast allen Zeitungen des Landes auch vor Ort lesen – nur im Landkreis Lindau nicht. Will Stegmann nun ernsthaft behaupten, dass er als einziger den Datenschutz beachtet?
Zu guter Letzt: Stegmann wirft der LZ vor, mit der Kritik an seiner Informationspolitik bringe sie die Arbeit all der Kolleginnen und Kollegen in Verruf, die im Landratsamt die Pandemie bekämpfen. Das ist natürlich Unsinn. Die LZ hätte diese Frauen und Männer gerne häufiger in den Mittelpunkt der Berichterstattung gestellt, auch das hat aber deren Chef verhindert. Sie seien an dieser Stelle ausdrücklich gelobt. Die Kritik geht allein an den Landrat.