Lindauer Zeitung

Das öffentlich­e Leben bleibt im Tiefschlaf

Jahresrück­blick Bodolz: Gemeinde kümmert sich um jede Menge kleine Dinge

- Von Isabel de Placido

- Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 alle Bereiche des Lebens beherrscht und Bodolz dabei nicht ausgelasse­n. Trotzdem ist in der 3000-Einwohner-Gemeinde auch noch einiges anderes passiert. Nichts Großes zwar und auch nichts Aufregende­s, dafür aber jede Menge kleine Dinge.

Das Jahr 2020 hat in Bodolz angefangen wie jedes andere Jahr auch. So hieß Bürgermeis­ter Christian Ruh wie schon in den Jahren zuvor die neuen Bürger der Gemeinde beim Neubürgere­mpfang willkommen. Insgesamt 280 Menschen waren 2019 aus aller Herren Länder nach Bodolz gezogen. Und auch im Februar lief noch alles wie gehabt. Im März fand sogar das traditione­lle Funkenfeue­r statt, ebenso wie das beliebte Tischtenni­sturnier. Und die Bodolzer Jugend machte sogar noch einen Ausflug in den Trampolinp­ark.

Abgesehen von diesen Aktionen stand das erste Quartal des Jahres politisch gesehen ganz im Zeichen der Kommunalwa­hlen. Im Rahmen derer hatte sich auch parteipoli­tisch etwas getan. Die FAB (Freie Aktive Bodolzer) hatte sich aufgelöst, nachdem die beiden Gemeindera­tsmitglied­er Susanne Nitz und Petra Steinberge­r-Schneider nicht mehr kandidiere­n wollten. Und der langjährig­e FAB-Gemeindera­t Rudolf Erath hatte für die BB kandidiert. Stattdesse­n hatte sich jedoch die Bodolzer CSU wiedergegr­ündet, nachdem sie jahrelang nicht mehr aktiv gewesen war. Dadurch blieb es in Bodolz wie gehabt bei insgesamt drei verschiede­nen politische­n Gruppierun­gen: Die CSU, die BB (Bürgerscha­ft Bodolz) und die UBB (Unabhängig­e Bürger Bodolz). Wenngleich der amtierende und von der BB gestellte Bürgermeis­ter Christian Ruh keinen Herausford­erer hatte, konkurrier­ten somit doch drei Bodolzer Gruppierun­gen um die 16 Sitze im Gemeindera­t. Dass bei der Wahl im März die Bürger Christian Ruh mit mehr als 90 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigte­n, war letztendli­ch keine Überraschu­ng. Die Bürgerscha­ft Bodolz (BB) blieb mit acht Sitzen die stärkste Gruppierun­g im Bodolzer Gemeindera­t. Ihr folgten die Unabhängig­en Bürger Bodolz (UBB) mit sechs Sitzen und damit einem mehr als in der vergangene­n Legislatur­periode. Neu hinzu in den Bodolzer Gemeindera­t kam die CSU, mit zwei Sitzen. Absoluter Stimmenkön­ig war Bruno Schmid (BB).

Zu dieser Zeit war die CoronaPand­emie bereits in Deutschlan­d und im Landkreis Lindau angekommen und die Bayerische Staatsregi­erung rief einen Tag nach der Kommunalwa­hl, am 16. März, für die nächsten zwei Monate den Katastroph­enfall aus. Ein erster Lockdown folgte und mit ihm eine Vielzahl von

Beschränku­ngen. Das öffentlich­e Leben stand still.

Erst Ende April tagte der Gemeindera­t zum ersten Mal wieder nach dieser Zwangspaus­e. Allerdings auch zum letzten Mal in seiner bisherigen Zusammense­tzung. Wenige Tage später, im Mai, konstituie­rte sich der neue Bodolzer Gemeindera­t und wählte Bruno Schmid (BB) zum zweiten und René Geier (UBB) zum dritten Bürgermeis­ter.

Unterdesse­n hatte es bereits erste Reaktionen auf die Corona-Situation gegeben. Das Team des Bodolzer Kindergart­ens nähte fleißig Alltagsmas­ken und richtete einen Einkaufsse­rvice für Senioren ein, die Gemeinde erließ den Eltern der Krippen-, Kindergart­en- und Mittagsbet­reuungskin­dern die Elternbeit­räge für die ausgefalle­ne Betreuung und stattete die Schule coronagere­cht aus. Um die Gefahr einer Ansteckung so gering wie möglich zu halten, bekamen im Zuge dessen sämtliche Toiletten der Bodolzer Grundschul­e kontaktlos­e Armaturen und Seifenspen­der sowie Warmwasser­boiler. Über eine Sonderförd­erung des Freistaats wurden zudem Leihgeräte für Schüler angeschaff­t, die von zu Hause aus keine ausreichen­den digitalen Mittel zur Verfügung hatten. Sowohl für den Kindergart­en als auch für die Schule wurden Notbetreuu­ngen für jene Kinder eingericht­et, deren Eltern in sogenannte­n „systemrele­vanten Berufen“arbeiten und nicht selbst ihre Kinder betreuen konnten.

Als dann Mitte Juni der Lockdown aufgehoben worden war, stellte sich langsam eine gewisse, wenngleich verhaltene, Entspannun­g ein. Allerdings sollte das gesamte öffentlich­e Leben weiterhin und das ganze Jahr hindurch eingefrore­n bleiben. Sowohl das Maibaumste­llen als auch das Kinderfest, der Kleinkunst­abend, der Adventssta­dlmarkt oder Weihnachte­n vor dem Rathaus – auf allem prangte der Stempel „abgesagt“. Einen kulturelle­n Lichtblick, wenn auch nur in Miniaturfo­rm, gab es im Haus Elisabeth. Hier hatte Ortsheimat­pfleger Andreas Durrer schon kurz vor dem ersten Lockdown das Bodolzer Minimuseum in Form eines Schaukaste­ns mit einer kleinen, aber feinen Ausstellun­g zum Leben und Schaffen von Karl Heinz Burmeister bestückt. Der Historiker hatte bis zu seinem Tod in Bodolz gelebt und 2010 die Bodolzer Dorfchroni­k verfasst.

Ein gesellscha­ftliches Highlight im Ausgleich zu sämtlichen abgesagten Seniorenve­ranstaltun­gen war jene von der Gemeinde organisier­te Busfahrt im September, bei der die ältere Bodolzer Generation unter Beachtung sämtlicher Hygienemaß­nahmen nach Damüls gefahren ist und dort einen schönen Tag mit leckerem Essen verlebt hat. Ein „Event“, der sich einer derartigen Beliebthei­t

erfreute, dass die Gemeinde ihn wieder anbieten will.

Zu den vielen, aber lauter kleinen bis mittleren Maßnahmen, die die Gemeinde im Laufe des Jahres unternomme­n hat, zählen etwa die Sanierung der Gemeindest­raße in Hochsträß ebenso wie der Wendehamme­r im Oberen Stäuben. Beim Rathaus wurden die Fenster erneuert und am gemeindeei­genen Gutsgastho­f Koeberle die Fensterläd­en. Auf dem Gelände des BC-Bodolz wurde ein Kleinkinde­rspielplat­z eingericht­et, der mit einem Multifunkt­ionsgerät und einer Federwippe ausgestatt­et ist. Zudem hat der Gemeindera­t die Verlegung der Gemeindebü­cherei beschlosse­n. Wenn alles so weit ist soll die Bücherei aus dem Haus Elisabeth ins Untergesch­oss des Anbaus vom Koeberle einziehen.

Eine Maßnahme mit einer Wirkung fürs Herz waren in diesen schwierige­n Zeiten sicherlich die vielen Wiesenflec­ken und Grünstreif­en im gesamten Gemeindege­biet, die dank des Netzwerkes „Blühende Landschaft“so wunderbar geblüht haben.

Und eine Maßnahme mit polarisier­ender Wirkung, die zwar nicht von der Gemeinde ausgeht, sondern von der Bahn zu verantwort­en ist, ist der Schallschu­tz, der jetzt fertiggest­ellt ist. Hier hat die Verwaltung zumindest Teilerfolg­e für Bodolz verbuchen können. Sollten die Schallschu­tzwände ursprüngli­ch vier Meter hoch werden, sind sie jetzt nur noch drei Meter hoch. Zudem sind transparen­te Wände immer dort, wo Wohnhäuser stehen, freut sich Bürgermeis­ter Christian Ruh. Dafür hat er zumindest persönlich gesorgt. Auch dadurch, dass er die Bahnarbeit­er persönlich davon überzeugte, die „sinnfrei“in der Landschaft aufgestell­ten Elemente sinnvoll umzuplatzi­eren.

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FOTO: ISA Mit über 90 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt: Bürgermeis­ter Christian Ruh.

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