Das öffentliche Leben bleibt im Tiefschlaf
Jahresrückblick Bodolz: Gemeinde kümmert sich um jede Menge kleine Dinge
- Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 alle Bereiche des Lebens beherrscht und Bodolz dabei nicht ausgelassen. Trotzdem ist in der 3000-Einwohner-Gemeinde auch noch einiges anderes passiert. Nichts Großes zwar und auch nichts Aufregendes, dafür aber jede Menge kleine Dinge.
Das Jahr 2020 hat in Bodolz angefangen wie jedes andere Jahr auch. So hieß Bürgermeister Christian Ruh wie schon in den Jahren zuvor die neuen Bürger der Gemeinde beim Neubürgerempfang willkommen. Insgesamt 280 Menschen waren 2019 aus aller Herren Länder nach Bodolz gezogen. Und auch im Februar lief noch alles wie gehabt. Im März fand sogar das traditionelle Funkenfeuer statt, ebenso wie das beliebte Tischtennisturnier. Und die Bodolzer Jugend machte sogar noch einen Ausflug in den Trampolinpark.
Abgesehen von diesen Aktionen stand das erste Quartal des Jahres politisch gesehen ganz im Zeichen der Kommunalwahlen. Im Rahmen derer hatte sich auch parteipolitisch etwas getan. Die FAB (Freie Aktive Bodolzer) hatte sich aufgelöst, nachdem die beiden Gemeinderatsmitglieder Susanne Nitz und Petra Steinberger-Schneider nicht mehr kandidieren wollten. Und der langjährige FAB-Gemeinderat Rudolf Erath hatte für die BB kandidiert. Stattdessen hatte sich jedoch die Bodolzer CSU wiedergegründet, nachdem sie jahrelang nicht mehr aktiv gewesen war. Dadurch blieb es in Bodolz wie gehabt bei insgesamt drei verschiedenen politischen Gruppierungen: Die CSU, die BB (Bürgerschaft Bodolz) und die UBB (Unabhängige Bürger Bodolz). Wenngleich der amtierende und von der BB gestellte Bürgermeister Christian Ruh keinen Herausforderer hatte, konkurrierten somit doch drei Bodolzer Gruppierungen um die 16 Sitze im Gemeinderat. Dass bei der Wahl im März die Bürger Christian Ruh mit mehr als 90 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigten, war letztendlich keine Überraschung. Die Bürgerschaft Bodolz (BB) blieb mit acht Sitzen die stärkste Gruppierung im Bodolzer Gemeinderat. Ihr folgten die Unabhängigen Bürger Bodolz (UBB) mit sechs Sitzen und damit einem mehr als in der vergangenen Legislaturperiode. Neu hinzu in den Bodolzer Gemeinderat kam die CSU, mit zwei Sitzen. Absoluter Stimmenkönig war Bruno Schmid (BB).
Zu dieser Zeit war die CoronaPandemie bereits in Deutschland und im Landkreis Lindau angekommen und die Bayerische Staatsregierung rief einen Tag nach der Kommunalwahl, am 16. März, für die nächsten zwei Monate den Katastrophenfall aus. Ein erster Lockdown folgte und mit ihm eine Vielzahl von
Beschränkungen. Das öffentliche Leben stand still.
Erst Ende April tagte der Gemeinderat zum ersten Mal wieder nach dieser Zwangspause. Allerdings auch zum letzten Mal in seiner bisherigen Zusammensetzung. Wenige Tage später, im Mai, konstituierte sich der neue Bodolzer Gemeinderat und wählte Bruno Schmid (BB) zum zweiten und René Geier (UBB) zum dritten Bürgermeister.
Unterdessen hatte es bereits erste Reaktionen auf die Corona-Situation gegeben. Das Team des Bodolzer Kindergartens nähte fleißig Alltagsmasken und richtete einen Einkaufsservice für Senioren ein, die Gemeinde erließ den Eltern der Krippen-, Kindergarten- und Mittagsbetreuungskindern die Elternbeiträge für die ausgefallene Betreuung und stattete die Schule coronagerecht aus. Um die Gefahr einer Ansteckung so gering wie möglich zu halten, bekamen im Zuge dessen sämtliche Toiletten der Bodolzer Grundschule kontaktlose Armaturen und Seifenspender sowie Warmwasserboiler. Über eine Sonderförderung des Freistaats wurden zudem Leihgeräte für Schüler angeschafft, die von zu Hause aus keine ausreichenden digitalen Mittel zur Verfügung hatten. Sowohl für den Kindergarten als auch für die Schule wurden Notbetreuungen für jene Kinder eingerichtet, deren Eltern in sogenannten „systemrelevanten Berufen“arbeiten und nicht selbst ihre Kinder betreuen konnten.
Als dann Mitte Juni der Lockdown aufgehoben worden war, stellte sich langsam eine gewisse, wenngleich verhaltene, Entspannung ein. Allerdings sollte das gesamte öffentliche Leben weiterhin und das ganze Jahr hindurch eingefroren bleiben. Sowohl das Maibaumstellen als auch das Kinderfest, der Kleinkunstabend, der Adventsstadlmarkt oder Weihnachten vor dem Rathaus – auf allem prangte der Stempel „abgesagt“. Einen kulturellen Lichtblick, wenn auch nur in Miniaturform, gab es im Haus Elisabeth. Hier hatte Ortsheimatpfleger Andreas Durrer schon kurz vor dem ersten Lockdown das Bodolzer Minimuseum in Form eines Schaukastens mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung zum Leben und Schaffen von Karl Heinz Burmeister bestückt. Der Historiker hatte bis zu seinem Tod in Bodolz gelebt und 2010 die Bodolzer Dorfchronik verfasst.
Ein gesellschaftliches Highlight im Ausgleich zu sämtlichen abgesagten Seniorenveranstaltungen war jene von der Gemeinde organisierte Busfahrt im September, bei der die ältere Bodolzer Generation unter Beachtung sämtlicher Hygienemaßnahmen nach Damüls gefahren ist und dort einen schönen Tag mit leckerem Essen verlebt hat. Ein „Event“, der sich einer derartigen Beliebtheit
erfreute, dass die Gemeinde ihn wieder anbieten will.
Zu den vielen, aber lauter kleinen bis mittleren Maßnahmen, die die Gemeinde im Laufe des Jahres unternommen hat, zählen etwa die Sanierung der Gemeindestraße in Hochsträß ebenso wie der Wendehammer im Oberen Stäuben. Beim Rathaus wurden die Fenster erneuert und am gemeindeeigenen Gutsgasthof Koeberle die Fensterläden. Auf dem Gelände des BC-Bodolz wurde ein Kleinkinderspielplatz eingerichtet, der mit einem Multifunktionsgerät und einer Federwippe ausgestattet ist. Zudem hat der Gemeinderat die Verlegung der Gemeindebücherei beschlossen. Wenn alles so weit ist soll die Bücherei aus dem Haus Elisabeth ins Untergeschoss des Anbaus vom Koeberle einziehen.
Eine Maßnahme mit einer Wirkung fürs Herz waren in diesen schwierigen Zeiten sicherlich die vielen Wiesenflecken und Grünstreifen im gesamten Gemeindegebiet, die dank des Netzwerkes „Blühende Landschaft“so wunderbar geblüht haben.
Und eine Maßnahme mit polarisierender Wirkung, die zwar nicht von der Gemeinde ausgeht, sondern von der Bahn zu verantworten ist, ist der Schallschutz, der jetzt fertiggestellt ist. Hier hat die Verwaltung zumindest Teilerfolge für Bodolz verbuchen können. Sollten die Schallschutzwände ursprünglich vier Meter hoch werden, sind sie jetzt nur noch drei Meter hoch. Zudem sind transparente Wände immer dort, wo Wohnhäuser stehen, freut sich Bürgermeister Christian Ruh. Dafür hat er zumindest persönlich gesorgt. Auch dadurch, dass er die Bahnarbeiter persönlich davon überzeugte, die „sinnfrei“in der Landschaft aufgestellten Elemente sinnvoll umzuplatzieren.