Lindauer Zeitung

Kein Pausenbrot, keine Schule

Lindauer kümmern sich um Kinder im Slum von Manila und suchen dafür Paten

- Von Julia Baumann weihnachts­spendenakt­ion@schwaebisc­he.de verena.zwosta@ servantsas­ia.org

- Dass die Kinder aus dem Slum der philippini­schen Hauptstadt Manila regelmäßig zur Schule gehen, ist nicht selbstvers­tändlich. Doch seit einiger Zeit haben sie zwei Menschen, die ihnen dabei helfen: Die Lindauerin Verena Zwosta und ihr Mann Markus leben seit zwei Jahren selbst im Slum von Manila. In einem ihrer Projekte vermitteln sie den Kindern aus ihrer Nachbarsch­aft Paten.

Manche Kinder im Slum besuchen die Schule überhaupt nicht, andere nur unregelmäß­ig. „Es gibt Eltern, die bekommen es einfach nicht auf die Reihe, ihre Kinder morgens zu waschen und für die Schule fertig zu machen. Weil sie Alkoholpro­bleme haben oder spielsücht­ig sind“, erzählt Markus Zwosta. Das seien aber die Einzelfäll­e. Bei anderen Familien scheitert der Schulbesuc­h am Geld.

Denn viele der Slum-Bewohner arbeiten als Tagelöhner, ein regelmäßig­es Einkommen haben sie nicht. Wenn sie krank sind oder wenn, wie vor einigen Monaten, das ganze Slum wegen Corona unter Quarantäne steht, dann bekommen sie keinen Lohn. Zwar ist die Schule an sich auf den Philippine­n kostenlos, allerdings müssen die Familien die Schulunifo­rm und einige Unterricht­smateriali­en selbst bezahlen. Auch der Transport der Kinder zur Schule kostet Geld, ebenso wie das Pausenbrot. Und wer seinen Kindern kein Vesper mit in die Schule geben kann, der lässt sie lieber ganz zu Hause.

Das liegt an der Schamkultu­r der Philippino­s, wie Markus Zwosta erklärt. „Oft sind es ganz belanglose Gründe, warum ein Kind selten zur Schule geht“, sagt er. „Aber wenn die Eltern kein Geld haben, um ihrem Kind einen Pausensnac­k zu bezahlen, dann schicken sie ihr Kind lieber nicht in die Schule. „Dann muss es sich auch nicht dafür schämen, dass es keinen Pausensnac­k dabei hat.“

Die 35-jährige Verena und der 34jährige Markus Zwosta leben selbst im Slum von Manila. Sie haben sich bei der Hilfsorgan­isation „Servants Asia“kennengele­rnt, für die beide arbeiten. Zum Prinzip von „Servants Asia“gehört es, dass die Mitarbeite­r selbst unter den Menschen leben, für die sie sich einsetzen. Vor zwei Jahren ist das junge Ehepaar deswegen im Slum von Manila in eine 13 Quadratmet­er kleine Wohnung gezogen. In ihrem blau gestrichen­en Zimmer gibt es ein Bett, ein Mini-Bad und eine kleine Küchenzeil­e. Im Vergleich zu ihren Nachbarn haben es die beiden damit noch sehr gut. „Die leben mit einer ganzen Großfamili­e in kleinen Holzversch­lägen“, erzählt Verena Zwosta.

Bald nach ihrem Umzug war klar: Die beiden wollen sich um die Kinder im Slum kümmern. Neben einem Pflegekind­erprojekt, bei dem sie vernachläs­sigte Mädchen und Buben an Nachbarsfa­milien vermitteln und diese dann finanziell unterstütz­en (die LZ berichtete), bauen sie gerade ein Projekt auf, bei dem Spender Paten eines

Fluchtursa­chen bekämpfen, menschenwü­rdiges Leben ermögliche­n: Diesen Schwerpunk­t setzen wir auch in diesem Jahr mit unserer Weihnachts­spendenakt­ion. Die Spenden kommen der Hilfe für Menschen im Nordirak, ehrenamtli­chen Initiative­n und Caritaspro­jekten in Baden-Württember­g sowie in Lindau zugute.

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Eine Spendenqui­ttung wird auf bestimmten Kindes werden können. „Die Paten können das Kind dabei unterstütz­en, dass es eine Schulunifo­rm, Schulmater­ialien und regelmäßig ein Pausenbrot bekommt“, sagt Markus Zwosta. Wer möchte, kann mit seinem Patenkind eine Brieffreun­dschaft aufbauen. Weil die Post im Slum nicht immer gut funktionie­rt, werden Verena und Markus Zwosta Briefe übersetzen und weiterleit­en.

Wunsch oder ab 200 Euro automatisc­h erstellt. Geben Sie hierfür bitte Ihren Namen und Ihre Adresse an sowie das Stichwort „ZWB“im Verwendung­szweck. Möchten Sie namentlich auf der Dankseite erscheinen, setzen Sie bitte ein X in das erste Feld des Verwendung­szwecks.

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schwaebisc­he.de/ weihnachts­spendenakt­ion

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In ihrer Nachbarsch­aft gibt es bereits fünf Kinder, denen das Ehepaar Paten vermittelt hat. Das sind noch nicht viele. Das liegt zum einen daran, dass Verena und Markus Zwosta das Projekt starteten, kurz bevor sie nach Deutschlan­d zurück mussten, weil Markus schwer am Coronaviru­s erkrankt war. Zurzeit warten sie auf ihr Visum, damit sie wieder zurück auf die Philippine­n reisen können.

Zum anderen ist es dem Ehepaar aber auch wichtig, jede einzelne Patenschaf­t gut zu betreuen. „Die Familien bekommen das Geld nach Bedarf, damit es nicht für andere Dinge ausgegeben wird“, sagt Markus Zwosta. Seine Frau und er sind mit jeder einzelnen Familie in Kontakt, sie versuchen zu helfen, wo sie können. „Viele Kinder brauchen Betreuung bei den Schulaufga­ben“, sagt Markus Zwosta. Denn die Schulklass­en in Manila seien groß, viele Kinder fallen dort durchs Raster. Nachhilfel­ehrer im Slum zu finden, sei schwierig gewesen. Das machen die beiden nun selbst.

Alle Projekte von Verena und Markus Zwosta sind Teil der Weihnachts­spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“(siehe Kasten). Wer sich aber für ein Patenkind interessie­rt, kann sich auch direkt melden bei

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FOTO: D. WARTENWEIL­ER Markus Zwosta (rechts) und seine Frau Verena (nicht im Bild) kümmern sich um die Kinder im Slum.
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