Den Umständen getrotzt
Deutsche U20 mit zwei Ravensburger Talenten sorgt trotz Viertelfinal-Aus bei Eishockey-WM für Freude
(SID) - Zahlreiche Corona-Fälle, Quarantäne bis kurz vor Turnierstart, eine 2:16-Klatsche im zweiten Spiel – eigentlich sprach bei der U20-WM in Kanada alles gegen die deutschen EishockeyJunioren. Doch angeführt von Ausnahmetalent Tim Stützle kämpfte sich die DEB-Auswahl doch noch bis ins Viertelfinale – und in die Herzen vieler Eishockeyfans.
„Der historisch erste ViertelfinalEinzug war eigentlich unmöglich, aber die Jungs haben es möglich gemacht. Sie sind als Truppe zusammengewachsen und haben sich irgendwann in einen Rausch gespielt“, lobte DEB-Präsident Franz Reindl. „Es war ein Traum, ihnen dabei zuzusehen. Ich bin total begeistert.“
Im Viertelfinale in Edmonton schied das Team von Trainer Tobias Abstreiter zwar knapp mit 1:2 (0:1, 0:1, 1:0) gegen Favorit Russland aus, doch schon das Erreichen der K.o.-Runde war angesichts der Umstände ein Riesenerfolg für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Bis zwei Tage vor dem WM-Start musste das DEB-Team wegen acht positiv getesteter Spieler in Quarantäne, später kam ein neunter Fall dazu.
Ersatzgeschwächt kassierte die Mannschaft im zweiten Spiel gegen Gastgeber Kanada 16 (!) Gegentreffer. Doch angetrieben von den überragenden Stützle und John-Jason Peterka sowie mit vollem Einsatz der beiden Talente der Ravensburg Towerstars, Justin Volek und Joshua Samanski, folgten zwei dramatische Siege gegen die Slowakei (4:3 n.V.) und die Schweiz (5:4). „Das zeigt ihren Charakter, ihre Leidenschaft und auch ihre Qualität“, sagte Reindl. „Und es zeigt auch, dass unser Nachwuchskonzept Früchte trägt.“Jahrelang
war Deutschland im U20-Bereich eine Fahrstuhlmannschaft, die zwischen A- und B-WM pendelte. Doch die Qualität ist dank verstärkter Investitionen deutlich gestiegen.
Vor allem Stützle, der im NHLDraft von den Ottawa Senators an Nummer drei ausgewählt worden war, bewies im Eishockey-Mutterland seine große Klasse. „Wie er seine Rolle auf dem Eis und in der Kabine angenommen hat, ist phänomenal“, schwärmte Reindl über den 18-Jährigen. „Er ist ein Top-Leader, ausgestattet mit einem unglaublichen Talent.“Er sei „unfassbar stolz“auf die Leistung des Teams, sagte Stützle, „wie wir alle das ganze Turnier über zusammengearbeitet haben“.
Als Einheit brachte Deutschland die Nachwuchsstars der Sbornaja zumindest an den Rande einer Niederlage. „Die Russen haben gewackelt, wir haben gedrückt und an den Sieg geglaubt“, sagte der stolze Trainer Abstreiter: „Es war ganz, ganz knapp vor einer Sensation.“Doch auch so war die Weltmeisterschaft ein großer Erfolg für den DEB.