Bürgerinitiativen begrüßen den Reutiner Bahnhof
BI Hauptbahnhof Reutin und Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof haben aber viel Kritik an Details
- Bürgerinitiative Hauptbahnhof Reutin und Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof sind sich einig in der Freude über die Eröffnung des Reutiner Bahnhofs. Doch beide sehen auch kritische Punkte.
Die Bürgerinitiative Hauptbahnhof Lindau-Reutin freut sich über die Inbetriebnahme der elektrifizierten Bahnstrecke nach München und des Reutiner Bahnhofs – auch wenn es von den ersten Plänen einer Bahnstrecke unter Strom bis zur Eröffnung 85 Jahre gedauert habe. Manfred Simmoleit und Hermann Stock als Sprecher der Bürgerinitiative freuen sich nach eigenen Worten zudem, dass inzwischen auch Stadtratsfraktionen, die den Reutiner Bahnhof vehement abgelehnt hatten, inzwischen auch die positiven Seiten erkennen. „Leider wurde jedoch bis dahin viel Zeit, Geld und Chancen vertan“, schreiben Simmoleit und Stock. Insgesamt sehen sie die Inbetriebnahme positiv: „Jetzt können wir schon mal losfahren in die Welt! Und bald noch häufiger und zuverlässiger.“
Obwohl der Bahnhof noch provisorisch wirke, sei zu erkennen, dass die Reisenden ihn annehmen. Die BI begrüßt, dass das Stadtrat ein dreibis vierstöckiges Bahnhofsgebäude mit verschiedenen Funktionen und ein Parkhaus plane, auch wenn beide wohl nicht vor dem Jahr 2025 fertig sein werden.
Wichtiger sei die Einbindung des Reutiner Bahnhofs in den sogenannten Deutschlandtakt. Dafür sei zunächst die Fertigstellung der Elektrifizierung der Südbahn in einem Jahr nötig, damit Züge aus der Richtung auch bis nach Reutin fahren. Die BI fürchtet aber, dass sich auf Dauer die eingleisige Aeschacher Kurve als Engpass erweisen werde. „Um einen stabilen Betrieb sicherzustellen, werden die Verantwortlichen sicher irgendwann auch erkennen, das hier mit einem zweiten Gleis nachgebessert werden muss“, schreiben Simmoleit und Stock.
Die Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof habe seit mehr als 20 Jahren einen Bahnhalt in Reutin gefordert, erinnert deren Sprecher Karl Schweizer. Für die Verkehrswende fehle aber noch einiges. So hält Schweizer den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke nach Friedrichshafen für nötig, damit künftig mehr Züge von Ulm nicht in Friedrichshafen enden, sondern bis Lindau fahren. „Die Stadt Lindau muss bei den anstehenden Baumaßnahmen an der doppelten Straßenunterführung der Schachener Straße unter den Bahngleisen bereits baulich berücksichtigen, dass die Streckenabzweigung in Aeschach-Holben nach Friedrichshafen zweigleisig ausgebaut werden muss“, fordert Schweizer.
Wichtig seien zudem die baldmögliche Elektrifizierung der Strecke nach Kempten und die Einrichtung der Bahnhalte in Aeschach, Oberreitnau, Weißensberg, Schlachters und Hergensweiler. Doch auch damit wurde bis heute noch immer nicht begonnen. Schweizer fordert zudem einen Bahnhalt in Zech, den Freistaat und Bahn AG bisher ablehnen.
In Reutin sei ein Bahnhofgebäude nötig, das die DB AG leider nicht bauen wolle. „Erst nachdem die Lindauer Stadtverwaltung Verhandlungsdruck aufbaute, war das DBManagement zum zeitnahen Verkauf des bisherigen Reutiner Bahnhofsgebäudes überhaupt bereit.“Nun müssten Stadtrat und Verwaltung rasch entscheiden, „ob sie das Reutiner Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1911 grundlegend sanieren, modernisieren und ausbauen lassen oder durch ein neues Bahnhofsgebäude ersetzen lassen wollen“.
Die Aktionsgemeinschaft kritisiert die Bahn AG, die sich geweigert habe, den Reutiner Bahnhof ein Stück weit zum See hin zu verschieben. Schweizer zweifelt, dass das tatsächlich so teuer geworden wäre, wie von der Bahn stets behauptet, weil die Bahn sowieso alle Schotterbette, Strommasten und Fahrdrähte dort ausgewechselt habe. Als „kurzfristig gedacht“bezeichnet Schweizer die geplante Verkürzung der Gleise auf der Insel. Dort werde Bahninfrastruktur zerstört, was den Bahnknoten schwächen werde. Dass der Stadtrat dem zugestimmt habe, sei ein „Schildbürgerstreich, der mit zukunftsfähiger Verkehrspolitik nichts, mit profitträchtiger Grundstücksspekulationspolitik jedoch übermäßig zu tun hat“.
Abschließend fordert Karl Schweizer, dass die Bahn AG „die verbliebenen Gebäude des alten Bahnbetriebswerkes westlich des Hauptbahnhofes auf der Insel aus dem Jahre 1853 sowie das mechanische Stellwerk des Reutiner Bahnhofes an der früheren Bahnüberführung Bregenzer Straße aus dem Jahre 1911 zu fairen Preisen an die Stadt Lindau verkauft. Dann kann die Stadt Lindau beide Gebäude zukunftsweisend und gleichzeitig der eigenen Verkehrsgeschichte gerecht werdend einer am Gemeinwohl orientierten zukünftigen Nutzung zuführen.“