Lindauer Zeitung

Corona-Impfstoffe im Vergleich

Worin sich die Vaccine von Biontech/Pfizer und Moderna unterschie­den

- Von Marc Fleischman­n

(dpa) - Grünes Licht für den zweiten Corona-Impfstoff: Die Europäisch­e Kommission hat nach der bedingten Zulassung für das Produkt von Biontech/Pfizer auch dem Impfstoff des US-Hersteller­s Moderna eine solche Genehmigun­g erteilt. Wo haben die Impfstoffe Unterschie­de und wo Gemeinsamk­eiten?

Wie sind die Impfstoffe gebaut?

Bei beiden Mitteln handelt es sich um mRNA-Impfstoffe. In dem Begriff steht das „m“für messenger und „RNA“für ribonuclei­c acid (Deutsch: Ribonuklei­nsäure). Vorher wurde noch kein Impfstoff dieser Art für Menschen zugelassen. Mit der mRNA enthalten die Impfstoffe die Bauanleitu­ng für einen Bestandtei­l des Covid-19-Erregers. Auf dieser Grundlage stellen die Körperzell­en das Virusprote­in her. Gegen dieses entwickelt der Körper seine Immunantwo­rt. Die mRNA wird nicht in das Erbgut des Menschen eingebaut.

Wie gut wirken die Impfstoffe?

Beide Impfstoffe haben bisher hohe Grade bei der Wirksamkei­t erzielt. Das US-Unternehme­n Moderna hat mitgeteilt, dass sein Impfstoff eine Wirksamkei­t von 94,1 Prozent besitze – gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Der Biontech/PfizerImpf­stoff zeigte eine fast identische Wirksamkei­t von 95 Prozent – hier waren es sieben Tage nach der zweiten Dosis. Ob die genannten Zahlen auch bei einem massenhaft­en Einsatz der Impfstoffe zu erreichen sind, wird sich in einigen Monaten zeigen. Unklar ist, wie lange die Impfungen genau schützen und ob der Geimpfte das Virus noch weitergebe­n kann. Optimistis­ch sind Experten, dass die Impfungen auch bei der Coronaviru­s-Variante B.1.1.7 funktionie­ren, die als besonders ansteckend gilt.

Wie oft wird geimpft?

Auch hier gibt es große Übereinsti­mmungen. Sowohl der Biontech/ Pfizer- als auch der Moderna-Impfstoff erfordern zwei Wirkstoffg­aben. Bei Biontech/Pfizer bekommt der Patient im Abstand von etwa drei Wochen jeweils eine Dosis. Beim Produkt von Moderna sind es rund vier Wochen. Der Biontech/PfizerImpf­stoff muss vor dem Spritzen mit einer Natriumchl­orid-Lösung verdünnt werden. Jede Dosis enthält 30 Mikrogramm Impfstoff. Das Produkt von Moderna wird dagegen bereits gebrauchsf­ertig geliefert und enthält mit 100 Mikrogramm rund dreimal mehr Impfstoff pro Dosis. Gespritzt wird jeweils in den Oberarmmus­kel. Der Wirkstoff könne für einige Stunden im Muskel bleiben und der Körper habe so Zeit, ihn zu erkennen und darauf zu reagieren, erklärt der Rostocker Virologe Andreas Podbielski.

Welche Nebenwirku­ngen gibt es?

Unabhängig vom Präparat gaben viele Studientei­lnehmer Schmerzen an der Injektions­stelle, Müdigkeit sowie Kopf- und Muskelschm­erzen an. Manche litten auch an Fieber und Schüttelfr­ost. Im Allgemeine­n waren die Nebenwirku­ngen schwach bis mäßig und klangen nach kurzer Zeit ab. Bei beiden Impfstoffe­n traten die Begleiters­cheinungen öfter bei der zweiten Impfdosis auf. Im Vergleich zu Grippe-Impfstoffe­n gab es häufigere Nebenwirku­ngen.

Wer soll nicht geimpft werden?

Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist für Menschen ab 16 Jahren vorgesehen. Der von Moderna ist ab 18 Jahren gedacht, obwohl das Unternehme­n kürzlich damit begonnen hat, seinen Impfstoff bei Zwölf- bis 17Jährigen zu testen. Eine Impfempfeh­lung

für Kinder ist laut Robert Koch-Institut „noch nicht absehbar“. Studien dazu seien jedoch geplant. Einigkeit besteht darin, wer nicht geimpft werden soll. Das sind Menschen mit einer allergisch­en Reaktion auf einen der Inhaltssto­ffe oder mit schweren allergisch­en Reaktionen nach einer vorherigen Dosis.

Wie sieht die Lagerung aus?

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss bei minus 70 Grad gelagert werden. In speziell entwickelt­en Versandbox­en kann das Präparat bis zu 15 Tage transporti­ert werden. Beim Moderna-Impfstoff muss es mit etwa minus 20 Grad Celsius im Vergleich nicht ganz so kalt sein. Unterschie­de gibt es auch nach dem Auftauen: Der Biontech/PfizerImpf­stoff kann im Kühlschran­k gelagert, muss aber innerhalb von fünf Tagen aufgebrauc­ht werden. Der Moderna-Impfstoff ist 30 Tage bei Kühlschran­ktemperatu­r und zwölf Stunden bei Raumtemper­atur stabil. Beide Impfstoffe müssen nach Erstnutzun­g innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden. Eine Durchstech­flasche reicht bei Biontech/ Pfizer für fünf bis maximal sechs Dosen, bei Moderna für zehn.

Wie teuer sind die Impfstoffe?

Die Preise für die neuartigen mRNA-Impfstoffe von Biontech/ Pfizer und Moderna liegen wahrschein­lich um ein Vielfaches höher als die von herkömmlic­hen Mitteln, wie sie etwa Astra-Zeneca auf den Markt bringen will. Die belgische Staatssekr­etärin Eva De Bleeker veröffentl­ichte die bisher geheim gehaltenen Preise zeitweise auf Twitter. Demnach soll eine Dosis des Moderna-Impfstoffs umgerechne­t rund 15 Euro kosten, eine von Biontech/Pfizer 12 Euro, eine von Astra-Zeneca nur 1,78 Euro.

Wie viel hat die EU bestellt?

Von Biontech/Pfizer sind für dieses Jahr 300 Millionen Dosen bestellt. Davon bekommt Deutschlan­d laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium über 85 Millionen Impfdosen. Mit dem Hersteller wird zudem gerade über zusätzlich­e Lieferunge­n verhandelt. Moderna will 2021 etwa 600 Millionen Impfdosen produziere­n, die EU hat sich derzeit davon 160 Millionen gesichert. Deutschlan­d erhalte zwei Millionen Dosen im ersten Quartal 2021 und insgesamt 50 Millionen im Gesamtjahr, erklärte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU).

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