Corona-Impfstoffe im Vergleich
Worin sich die Vaccine von Biontech/Pfizer und Moderna unterschieden
(dpa) - Grünes Licht für den zweiten Corona-Impfstoff: Die Europäische Kommission hat nach der bedingten Zulassung für das Produkt von Biontech/Pfizer auch dem Impfstoff des US-Herstellers Moderna eine solche Genehmigung erteilt. Wo haben die Impfstoffe Unterschiede und wo Gemeinsamkeiten?
Wie sind die Impfstoffe gebaut?
Bei beiden Mitteln handelt es sich um mRNA-Impfstoffe. In dem Begriff steht das „m“für messenger und „RNA“für ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). Vorher wurde noch kein Impfstoff dieser Art für Menschen zugelassen. Mit der mRNA enthalten die Impfstoffe die Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers. Auf dieser Grundlage stellen die Körperzellen das Virusprotein her. Gegen dieses entwickelt der Körper seine Immunantwort. Die mRNA wird nicht in das Erbgut des Menschen eingebaut.
Wie gut wirken die Impfstoffe?
Beide Impfstoffe haben bisher hohe Grade bei der Wirksamkeit erzielt. Das US-Unternehmen Moderna hat mitgeteilt, dass sein Impfstoff eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent besitze – gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Der Biontech/PfizerImpfstoff zeigte eine fast identische Wirksamkeit von 95 Prozent – hier waren es sieben Tage nach der zweiten Dosis. Ob die genannten Zahlen auch bei einem massenhaften Einsatz der Impfstoffe zu erreichen sind, wird sich in einigen Monaten zeigen. Unklar ist, wie lange die Impfungen genau schützen und ob der Geimpfte das Virus noch weitergeben kann. Optimistisch sind Experten, dass die Impfungen auch bei der Coronavirus-Variante B.1.1.7 funktionieren, die als besonders ansteckend gilt.
Wie oft wird geimpft?
Auch hier gibt es große Übereinstimmungen. Sowohl der Biontech/ Pfizer- als auch der Moderna-Impfstoff erfordern zwei Wirkstoffgaben. Bei Biontech/Pfizer bekommt der Patient im Abstand von etwa drei Wochen jeweils eine Dosis. Beim Produkt von Moderna sind es rund vier Wochen. Der Biontech/PfizerImpfstoff muss vor dem Spritzen mit einer Natriumchlorid-Lösung verdünnt werden. Jede Dosis enthält 30 Mikrogramm Impfstoff. Das Produkt von Moderna wird dagegen bereits gebrauchsfertig geliefert und enthält mit 100 Mikrogramm rund dreimal mehr Impfstoff pro Dosis. Gespritzt wird jeweils in den Oberarmmuskel. Der Wirkstoff könne für einige Stunden im Muskel bleiben und der Körper habe so Zeit, ihn zu erkennen und darauf zu reagieren, erklärt der Rostocker Virologe Andreas Podbielski.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Unabhängig vom Präparat gaben viele Studienteilnehmer Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit sowie Kopf- und Muskelschmerzen an. Manche litten auch an Fieber und Schüttelfrost. Im Allgemeinen waren die Nebenwirkungen schwach bis mäßig und klangen nach kurzer Zeit ab. Bei beiden Impfstoffen traten die Begleiterscheinungen öfter bei der zweiten Impfdosis auf. Im Vergleich zu Grippe-Impfstoffen gab es häufigere Nebenwirkungen.
Wer soll nicht geimpft werden?
Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist für Menschen ab 16 Jahren vorgesehen. Der von Moderna ist ab 18 Jahren gedacht, obwohl das Unternehmen kürzlich damit begonnen hat, seinen Impfstoff bei Zwölf- bis 17Jährigen zu testen. Eine Impfempfehlung
für Kinder ist laut Robert Koch-Institut „noch nicht absehbar“. Studien dazu seien jedoch geplant. Einigkeit besteht darin, wer nicht geimpft werden soll. Das sind Menschen mit einer allergischen Reaktion auf einen der Inhaltsstoffe oder mit schweren allergischen Reaktionen nach einer vorherigen Dosis.
Wie sieht die Lagerung aus?
Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss bei minus 70 Grad gelagert werden. In speziell entwickelten Versandboxen kann das Präparat bis zu 15 Tage transportiert werden. Beim Moderna-Impfstoff muss es mit etwa minus 20 Grad Celsius im Vergleich nicht ganz so kalt sein. Unterschiede gibt es auch nach dem Auftauen: Der Biontech/PfizerImpfstoff kann im Kühlschrank gelagert, muss aber innerhalb von fünf Tagen aufgebraucht werden. Der Moderna-Impfstoff ist 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf Stunden bei Raumtemperatur stabil. Beide Impfstoffe müssen nach Erstnutzung innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden. Eine Durchstechflasche reicht bei Biontech/ Pfizer für fünf bis maximal sechs Dosen, bei Moderna für zehn.
Wie teuer sind die Impfstoffe?
Die Preise für die neuartigen mRNA-Impfstoffe von Biontech/ Pfizer und Moderna liegen wahrscheinlich um ein Vielfaches höher als die von herkömmlichen Mitteln, wie sie etwa Astra-Zeneca auf den Markt bringen will. Die belgische Staatssekretärin Eva De Bleeker veröffentlichte die bisher geheim gehaltenen Preise zeitweise auf Twitter. Demnach soll eine Dosis des Moderna-Impfstoffs umgerechnet rund 15 Euro kosten, eine von Biontech/Pfizer 12 Euro, eine von Astra-Zeneca nur 1,78 Euro.
Wie viel hat die EU bestellt?
Von Biontech/Pfizer sind für dieses Jahr 300 Millionen Dosen bestellt. Davon bekommt Deutschland laut Bundesgesundheitsministerium über 85 Millionen Impfdosen. Mit dem Hersteller wird zudem gerade über zusätzliche Lieferungen verhandelt. Moderna will 2021 etwa 600 Millionen Impfdosen produzieren, die EU hat sich derzeit davon 160 Millionen gesichert. Deutschland erhalte zwei Millionen Dosen im ersten Quartal 2021 und insgesamt 50 Millionen im Gesamtjahr, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).