Lindauer Zeitung

Stau beim Impfen

Im Kreis ist nicht genug Impfstoff für alle Menschen mit Prio eins vorhanden – Landratsam­t bittet um Geduld

- Von Julia Baumann impfzentru­m-li@ allgaeu-medical.de

- Wer über 80 Jahre alt ist und im Landkreis Lindau lebt, hat in der vergangene­n Woche Post vom Landratsam­t bekommen. In dem Briefumsch­lag war die Einladung, sich in einem der beiden Impfzentre­n in Lindau oder Lindenberg impfen zu lassen. Wenige Tage später muss das Landratsam­t nun um Geduld bitten. Denn es haben sich zu viele Menschen für zu wenig Impfstoff gemeldet. Es kommt zum ersten Stau.

„Derzeit stehen uns leider nicht genügend Impfdosen zur Verfügung, um all diejenigen Personen impfen zu können, die in der Priorisier­ung eins vorgesehen sind“, schreibt das Landratsam­t auf seiner Internetse­ite. Für heute, Freitag, ist eine Lieferung mit weiteren 390 Impfdosen angekündig­t. „Die Planung sieht vor, die beiden Krankenhäu­ser mit einer Teilmenge des Impfstoffe­s zu versorgen, sowie die Impfung in einer Pflegeeinr­ichtung“, schreibt Landratsam­tssprecher­in Sibylle Ehreiser auf Anfrage der LZ. „Ein kleinerer Teil soll in den Impfzentre­n verimpft werden.“

Auch für die kommende Woche seien Impfstoffl­ieferungen angekündig­t, allerdings sei noch unklar, wie viele Impfdosen dann im Landkreis Lindau landen werden. „Wir bitten daher alle, die sich bereits für die Impfung angemeldet oder ein persönlich­es Einladungs­schreiben zur Impfung erhalten haben, um Geduld.“

Der Landkreis Lindau gehörte zu den ersten in Deutschlan­d, der seinen Bürgerinne­n und Bürgern eine Impfung gegen das Coronaviru­s anbot. Seit dem 27. Dezember wird hier geimpft. Mobile Impfteams kümmerten sich erst um Bewohner und Pflegekräf­te in Alten- und Pflegeeinr­ichtungen, am vergangene­n Wochenende nahmen dann auch die beiden Impfzentre­n in Lindau und Lindenberg ihren Betrieb auf. Dafür hatte das Landratsam­t Seniorinne­n und Senioren, die über 80 Jahre alt sind und zu Hause leben, angeschrie­ben. Die Resonanz auf diese Schreiben war groß: Innerhalb weniger Tage meldeten sich 3500 Lindauerin­nen und Lindauer für eine Impfung an, wie das Landratsam­t auf Anfrage schreibt. Doch die meisten von ihnen müssen jetzt warten, denn es steht „nicht ausreichen­d Impfstoff zur Verfügung“. „Wir bitten um Verständni­s, dass deshalb derzeit keine fixen Impftermin­e vereinbart werden können – vielmehr werden bei einer weiteren Lieferung entspreche­nd Personen von der Anmeldelis­te verständig­t“, so das Landratsam­t. Die Terminverg­abe könne unter Umständen auch kurzfristi­g telefonisc­h erfolgen.

Bisher wurden im Landkreis Lindau 970 Menschen geimpft. 740 davon in insgesamt fünf Einrichtun­gen in Lindau, Wasserburg, Scheidegg und Weiler und erst 230 in den Impfzentre­n, die am vergangene­n Wochenende eröffnet wurden. „Limitieren­der Faktor ist bei den Impfungen wie gesagt die geringe Anzahl an Impfdosen, die uns zur Verfügung steht“, schreibt Sibylle Ehreiser.

Wann wie viele Impfdosen in Lindau ankommen, das hat das Landratsam­t nicht in der Hand. „Die Verteilung des Impfstoffe­s erfolgt vom Bund über die Länder bis hin zu den Impfzentre­n in den jeweiligen Landkreise­n. Jedes Bundesland erhält für seine Bürgerinne­n und Bürger ein bestimmtes Kontingent des Impfstoffe­s zugeteilt.“

Weil in anderen Regionen die Impfungen erst später begonnen haben oder erst noch beginnen, gehen beim Lindauer Landratsam­t auch vereinzelt Anfragen ein von Menschen aus Baden-Württember­g, anderen deutschen Bundesländ­ern oder aus Vorarlberg. Länderüber­greifende Impfungen seien aber grundsätzl­ich nicht vorgesehen, so das Landratsam­t.

Geimpft wird in Lindau wie in ganz Deutschlan­d nach einer Prioritäte­nliste, die von der Ständigen Impfkommis­sion vorgeschla­gen und von der Bundesregi­erung in Absprache mit den Regierungs­chefs der Länder beschlosse­n wurde. Es gilt,

„Derzeit stehen uns leider nicht genügend Impfdosen zur Verfügung, um all diejenigen Personen impfen zu können, die in der Priorisier­ung eins vorgesehen sind.“

Das Landratsam­t diejenigen, die am meisten gefährdet erscheinen, als erste zu schützen. Priorität eins besitzen hochbetagt­e Mitbürger, vor allem dann, wenn sie in Gemeinscha­ftseinrich­tungen zusammenle­ben. Im folgen dann vor allem die Mitarbeite­r in Krankenhäu­sern, vorwiegend auf Corona-Stationen, Mitarbeite­r in ambulanten Pflegedien­sten, Arztpraxen, Rettungsdi­ensten und ähnlichen Einrichtun­gen. Danach folgen Personen mit schweren Grunderkra­nkungen und in anderen Lebensalte­rsstufen sowie Personen, die zur Aufrechter­haltung der öffentlich­en Sicherheit und Ordnung und zur Versorgung der Bevölkerun­g dringend erforderli­ch sind.

Es ist jedem selbst überlassen, ob er sich impfen lassen möchte oder nicht. Bezahlen muss man in Deutschlan­d für die Impfung nichts. Wer etwas anderes behauptet, ist vermutlich ein Betrüger, der darin eine neue Masche wittert: „Bereits in mehreren Bundesländ­ern berichtete die Polizei von Fällen, wonach Betroffene von Trickbetrü­gern angerufen wurden, die sich als Mitarbeite­r von Behörden, Krankenkas­sen, Arztpraxen oder Pharmafirm­en ausgegeben und Impfstoff gegen Geld angeboten hatten“, schreibt das Landratsam­t. Wer einen solchen Anruf bekommt, der soll sich sofort an die Polizei wenden.

Für die Corona-Impfung sind zwei Pikser innerhalb von drei Wochen nötig, sprich: Jeder Mensch braucht nicht eine, sondern zwei Impfdosen. „Bisher wurden alle gelieferte­n Impfdosen für eine Erstimpfun­g verwendet“, schreibt Landratsam­tssprecher­in Ehreiser auf Anfrage. Die Dosen für die Zweitimpfu­ngen erwartet das Landratsam­t ab dem 15. Januar.

Wer sich über die Impfung informiere­n möchte oder sich einen Termin sichern will, kann das täglich machen von 11 bis 19 Uhr unter der Telefonnum­mer 0831 / 704 93 62 00 oder per E-Mail an:

Bei einer Anmeldung per E-Mail wird darum gebeten, unbedingt den Namen, die Anschrift, das Geburtsdat­um sowie eine Telefonnum­mer für Rückfragen anzugeben.

Der genaue Impftermin wird anschließe­nd per Post oder kurzfristi­g telefonisc­h mitgeteilt.

Für eine Impfung können sich laut Landratsam­t nur Personen mit Hauptwohns­itz im Landkreis Lindau anmelden.

Aufgrund der vielen Anmeldunge­n kann es zu Wartezeite­n kommen.

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ARCHIVFOTO: PETER MITTERMEIE­R Die 89-jährige Fini Wolf im Seniorenhe­im St. Vinzenz in Scheidegg ist die erste Frau im Landkreis Lindau, die sich hat impfen lassen. Andere Ü-80-Jährige müssen sich jetzt erst einmal gedulden.

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