Lindauer Zeitung

Tierheim schaut trotz Rückschläg­en positiv auf 2021

Ereignisre­iches Jahr ist vergangen – Illegale Tiertransp­orte nehmen zu – Veranstalt­ungsausfäl­le sorgen für Minus

- Von Anne Jethon

- Viel weniger Einnahmen und mehr Tiere, die Hilfe brauchen: 2020 war für das Lindauer Tierheim eine Herausford­erung. Warum die Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins Petra Seidl trotzdem positiv auf das neue Jahr schaut.

Wenn Petra Seidl auf das vergangene Jahr zurückblic­kt, erinnert sie sich vor allem an die vielen Hundewelpe­n, die das Lindauer Tierheim aufgepäppe­lt hat. „Das war leider ein Jahr, in dem die illegalen Tiertransp­orte extrem oft stattgefun­den haben“, sagt sie. Erst vor Kurzem habe das Tierheim auf einen Schlag zehn Welpen aus zwei unterschie­dlichen Würfen aufgenomme­n. Acht von ihnen sind momentan in Quarantäne.

Für die Mitarbeite­r bedeutet das mehr Arbeit. Denn die Hundebabys kommen oft in einem schlechten Zustand an und müssen wieder richtig aufgepäppe­lt werden. „Die Tiere sind in einem erbarmungs­würdigen Zustand“, weiß Petra Seidl. Alles, was die Betrüger als Papiere deklariert hätten, sei eine Fälschung. „Die Altersanga­ben stimmen nicht. Die Tiere wurden viel zu früh von ihrer Mutter weggenomme­n.“Trotz Hilfe sei den Tierpflege­rn so schon das ein oder andere Hundebaby verstorben.

Tierarzt, Polizei und Veterinära­mt kümmern sich um den Straftatbe­stand, bei dem es beim illegalen Hundehande­l geht. Erst kürzlich hat das Veterinära­mt auch in Lindau auf das Thema aufmerksam gemacht (die LZ berichtete). „Hunde, in Transporte­rn oder Privatauto­s, aus osteuropäi­schen Ländern oder in einem Fall auch aus Russland, tauchen immer häufiger im Landkreis auf“, erklärte die Pressestel­le des Veterinära­mts damals. Damit die Hunde richtig versorgt werden, werden sie vom Tierarzt untersucht und dann an ein Tierheim weitergege­ben.

Die Welpen sind natürlich nicht die einzigen Tiere, um die sich die Pfleger kümmern müssen. Es habe einige Menschen gegeben, die ihre Haustiere mit traurigen Augen abgegeben haben, weiß Petra Seidl. Viele Menschen hätten nicht mehr die finanziell­en Mittel gehabt, um das Tier zu versorgen. In anderen Fällen hätten ältere Menschen sich von ihren Hunden oder Katzen verabschie­det, weil sie gesundheit­lich nicht mehr in der Lage waren, sich um sie zu kümmern. „Bedingt durch die Pandemie haben die Menschen aber ihre Haustiere nicht vermehrt abgegeben“, stellt Seidl klar. Das habe andere Gründe gehabt. Und: „Der Weg zu uns ist ein guter.“

Auch wenn es dem Tierheim wegen der Pandemie dieses Jahr nicht so gut geht. „Wir haben 40 000 bis 50 000 Euro Minus gemacht“, erklärt Petra Seidl. Das liegt daran, dass wegen der Pandemie keine Veranstalt­ungen

stattfinde­n konnten, bei denen der Verein sonst normalerwe­ise Geld einnehmen konnte. „Gott sei Dank haben wir aber zu Weihnachte­n viele Spenden bekommen.“Außerdem seien viele Testamente als Vermächtni­snehmer für den Verein zum Tragen gekommen. „Es ist schön, wenn an uns gedacht wird“, sagt Seidl. Diese Spenden würden die üblichen Einnahmen auffangen.

Trotz der finanziell­en Lage will sie keine finanziell­e Hilfe vom Staat wegen Corona beantragen. „Wir haben noch finanziell­e Rücklagen, die wir dieses Jahr eigentlich für ein paar Renovierun­gen ausgeben wollten“, sagt sie. Die müssen jetzt warten. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekom­men.“Seidl ist sich sicher, dass das Tierheim der Lage auch dieses Mal wieder Herr wird.

Petra Seidl ist jedenfalls stolz auf den Verein und die Mitarbeite­r. „Unsere Mitarbeite­r haben Enormes geleistet. Das ist eine tolle Truppe.“

Käufer

Neuer Hund? Darauf sollten achten:

Auf keinen Fall sollten Tiere im Internet, auf Facebook, WhatsApp, Ebay oder anderen Portalen gekauft werden. Wichtig ist zu wissen: Für die Einfuhr aus Drittlände­rn ist eine tierschutz­rechtliche Erlaubnis nach Paragraf 11 des Tierschutz­gesetzes der zuständige­n Behörde erforderli­ch. Auch die Vermittlun­g solcher Tiere durch Tierschutz­organisati­onen ist genehmigun­gspflichti­g. Am besten lässt man sich diese Genehmigun­g zeigen. Zudem muss die Organisati­on beim zuständige­n Amtstierar­zt vor Ort für die zu transporti­erenden Hunde und Katzen ein Traces-Zeugnis beantragen. Auch danach kann man fragen.

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FOTO: OH Die Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins Petra Seidl (links) ist für das neue Jahr optimistis­ch.

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