Lindauer Zeitung

Auf neuen Wegen

Nach der Auflösung von Centurion Vaude tritt das neue Team Trek-Vaude in große Fußstapfen

- Von Thorsten Kern

- Jahrelang ist Centurion Vaude das Aushängesc­hild im Mountainbi­ke gewesen. Sowohl in der Region als auch europaweit, ja sogar weltweit. Trotz des Rückzugs des Hauptspons­ors Centurion sowie des bisherigen Teamchefs Richard Dämpfle wird es in der Region weiterhin ein profession­elles Mountainbi­keteam geben. Trek-Vaude setzt allerdings andere Schwerpunk­te. Ein Ziel sind die Olympische­n Spiele.

Im vergangene­n Jahr sind zahlreiche Rennen ausgefalle­n, wegen der anhaltende­n Corona-Krise haben sich einige Mannschaft­en aufgelöst, Topfahrer hörten auf oder mussten sich umorientie­ren. „Ich habe schon im Frühjahr 2020 angefangen zu überlegen, wohin es gehen könnte“, sagte Bernd Reutemann am Donnerstag bei einer virtuellen Pressekonf­erenz. Zuletzt war Reutemann Teammanage­r von Centurion Vaude, jetzt ist er der neue Eigentümer von Trek-Vaude. Der Beginn war allerdings niederschm­etternd. „86 Anfragen an potenziell­e Partner habe ich verschickt, 85 Absagen gab es“, sagte Reutemann. „So viele Körbe habe ich noch nie bekommen.“

Doch Reutemann blieb – unterstütz­t von langjährig­en Partnern wie Vaude – dran. Mit Erfolg. Nach und nach fand er Sponsoren, darunter unter anderem Trek, Ötztal-Tourismus und Segafredo. Und Reutemann fand Fahrer. Sieben sind es. Bis auf Philip Handl aus Österreich, der auch schon für Centurion Vaude im Sattel saß, sind es alles neue Gesichter. Statt auf die Marathonst­recken setzt das neue Team verstärkt auf Crosscount­ry. In Mona Mitterwall­ner aus Österreich ist die amtierende Welt- und Europameis­terin im Crosscount­ry der Juniorinne­n im Kader, Antonia Daubermann aus Deutschlan­d wurde 2019 deutsche Vizemeiste­rin in dieser Disziplin. Dazu kommen Karl Markt (österreich­ischer Staatsmeis­ter) sowie Gregor Raggl, auch schon mehrfach Staatsmeis­ter im Crosscount­ry. Den Marathonbe­reich besetzt Sascha Weber, deutscher Meister 2019. „Wir wollen uns breit aufstellen“, sagte Reutemann. „Wir haben richtig Lust am Gewinnen.“

Viele Hoffnungen setzt Trek-Vaude dazu in Alexander Miller. Der 20jährige Namibier hat sein Olympiatic­ket schon sicher. „Nach der komplizier­ten Saison 2020 ist es zwar schwer zu sagen, wo ich stehe“, sagte Miller. „Aber in die Top 20 will ich in Tokio schon fahren.“Auch Raggl und Markt sowie Mitterwall­ner können sich noch Hoffnungen auf eine Teilnahme bei den Olympische­n Spielen machen. „Ich will in dieser Saison die schnellste Österreich­erin werden“, meinte Mitterwall­ner. „Dann entscheide­t der Verband.“

Nicht mehr die Farben von Vaude vertreten wird Daniel Geismayr. Der Vorarlberg­er war das Aushängesc­hild der Mountainbi­kemannscha­ft aus Meckenbeur­en und Ravensburg. „Er hat nach zehn Jahren sportlich eine neue Herausford­erung gesucht“, sagte Reutemann. Die Fokussieru­ng des neuen Teams auf Crosscount­ry sorgte zudem dafür, dass Geismayr zu Trek-Pirelli wechselte. „Das ist ein reines Marathonte­am, mit dem Daniel große Ziele hat“, sagte Reutemann. Auch Richard Dämpfle, seit

Jahren das Gesicht hinter Centurion Vaude, hat sich aus dem Rampenlich­t verabschie­det. „Er unterstütz­t uns aber aus dem Hintergrun­d weiter“, meinte Reutemann.

Der Teamname sowie die Fahrer sind also andere, die Ziele bleiben hoch. „Wir wollen Sportler zur Weltspitze führen und sie dort etablieren“, sagte Reutemann, der mit TrekVaude auch den Elitestatu­s anstrebt. Im U23-Bereich des Crosscount­ryWeltcups will die neue Mannschaft aus Langenarge­n ganz vorne landen. Daubermann soll bei den deutschen Meistersch­aften im Marathon ums Podium mitfahren. „Wer einmal gewonnen hat, der will nicht Zweiter oder Dritter werden“, sagte Weber über seine Ambitionen bei der nationalen Meistersch­aft in Singen.

Die Fußstapfen, in diesem Fall eigentlich eher Reifenspur­en, von Centurion Vaude sind groß. TrekVaude will sie aber ausfüllen, die Erfolgsges­chichte von Mountainbi­kern fortführen. Und neue Erfolgsges­chichten schreiben.

 ?? FOTO: BJÖRN REICHERT / IMAGO IMAGES ?? Die deutsche Nationalfa­hrerin Antonia Daubermann fährt zukünftig für das neue Team Trek-Vaude. Auf dem Bild bewältigt sie einen Anstieg bei der Crosscount­ryWeltmeis­terschaft in Leogang, die im Oktober 2020 stattfand.
FOTO: BJÖRN REICHERT / IMAGO IMAGES Die deutsche Nationalfa­hrerin Antonia Daubermann fährt zukünftig für das neue Team Trek-Vaude. Auf dem Bild bewältigt sie einen Anstieg bei der Crosscount­ryWeltmeis­terschaft in Leogang, die im Oktober 2020 stattfand.
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IMAGES FOTO: EIBNER EUROPA / IMAGO Gregor Raggl
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IMAGO IMAGES FOTO: EIBNER EUROPA / Mona Mitterwall­ner
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/ IMAGO IMAGES FOTO: JÜRGEN PFLIEGENSD­ÖRFER Sascha Weber

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