Lindauer Zeitung

Mitarbeite­r zur Impfung gedrängt

Der Zahnarzt wird dafür im Internet beschimpft – Polizei sieht keine Bedrohung

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(dpa/lby) - Nachdem ein Zahnarzt aus dem nördlichen Oberbayern seine Mitarbeite­r zur Corona-Impfung gedrängt hatte, wird er seit dem Wochenende im Internet heftig kritisiert und angegriffe­n. Trotz der Attacken in den sozialen Netzwerken sieht die Polizei vorläufig keine Bedrohung des Mediziners. Der Mediziner sei von der Polizei beraten worden und habe auch noch keine Anzeige erstattet.

Der Zahnarzt, der mit einer Kollegin zwei Praxen betreibt, hatte nach einem Bericht des „Donaukurie­rs“am Samstag Impftermin­e für sein gesamtes Team organisier­t und den Mitarbeite­rn erklärt, dass alle geimpft würden. „Wer die Impfung nicht möchte, wird ohne Gehalt von der Arbeit freigestel­lt“, soll die Belegschaf­t informiert worden sein. Der Arzt sagte dann der Zeitung, dass diese Mitteilung zwar nicht glücklich formuliert war, er aber weiter hinter der Aktion stehe.

Mittlerwei­le steht der Arzt für Stellungna­hmen nicht mehr zur Verfügung. Die Inhalte der Internetse­ite der Praxen waren am Dienstag fast vollständi­g verschwund­en: „Unsere Homepage wird derzeit überarbeit­et“, war zu lesen. Auch eine vor wenigen Tagen noch aktive FacebookSe­ite war nicht mehr existent.

Auf Internetpl­attformen wird der Zahnarzt nun massiv attackiert, seine Impfaktion wird teilweise sogar mit dem Terror während der Nazidiktat­ur verglichen. Teilweise werden auch die Angestellt­en der Praxis beleidigt. In einigen Fällen wird der Name und ein Foto des Arztes veröffentl­icht.

Einige zeigen aber auch Verständni­s für den Mediziner: „Ich würde zu keinem Zahnarzt gehen wollen, dessen Team sich nicht impfen lässt“, schreibt ein Nutzer auf Twitter. Mittlerwei­le

wird auch in der Politik darüber diskutiert, ob es für bestimmte Berufsgrup­pen wie Altenpfleg­er verpflicht­ende Impfungen geben sollte.

Im Fall des Zahnarztes rufen Kritiker auch zu Strafanzei­gen gegen den Praxisinha­ber auf. Eine erste Anzeige mit dem Vorwurf der Nötigung liege inzwischen vor und werde geprüft, sagte Karl Höpfl vom Ingolstädt­er Polizeiprä­sidium am Dienstag.

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FOTO: BENJAMIN NOLTE/DPA Wer anderen tief in den Rachen schaut, sollte geimpft sein, denkt sich ein Zahnarzt aus Bayern. Weil er seine Mitarbeite­r zur Impfung gedrängt hat, wird er im Internet nun heftig angegriffe­n.

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