Rotes Kreuz kann bei Corona-Tests in Pflegeheimen kaum helfen
Landratsamt wirbt für regelmäßige Testungen vor Ort – Durch Lockdown ist die Einsatzbereitschaft der geschulten Ehrenamtlichen aber begrenzt
(olwi) - Über 200 Frauen und Männer hat der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Lindau und in Heimenkirch auf Corona getestet. Damit sollten sie vor einem Besuch von Angehörigen in Senioren- oder Pflegeheimen möglichst große Sicherheit erhalten. Bei dieser Testaktion erklärte BRKKreisgeschäftsführer Roman Gaißer: „Wir stehen jetzt als schnelle Eingreifgruppe bereit.“Konkret zum Einsatz sind die 50 eigens für den Schnelltest geschulten Ehrenamtlichen des BRK bislang aber nicht gekommen. Ein solcher sei bei „Hotspots“möglich, sagt Gaißer. Als „planerisch schwierig“bezeichnet er jedoch einen regelmäßigen Einsatz in Seniorenheimen.
Ob Bundes- oder Landespolitik: Der Schutz der Seniorenheime vor dem Virus wird viel beschworen in diesen Wochen. Der Freistaat Bayern hat im Dezember festgelegt, dass nur noch getestete Personen Angehörige in einem Heim besuchen dürfen. Das Manko: Der Test darf nicht älter als 72 Stunden sein, sofern es sich um einen PCR-Test handelt. Bei einem Schnelltest beträgt diese Frist 48 Stunden. Meist finden die Tests in der zentralen Teststation in Lindau oder in Arztpraxen statt.
Zwischen Test und Heimbesuch ist also eine Vielzahl von Kontakten möglich, bei denen eine Infektion eintreten könnte. Daher gehen einige Einrichtungen im Landkreis, etwa St. Vinzenz in Scheidegg und Rothach in Weiler, einen anderen Weg: Sie bieten vor Ort Schnelltests an. Bei weiteren Einrichtungen könnte das BRK eine Lücke schließen. Für diese Lösung habe das Landratsamt geworben, sagt Sibylle Ehreiser, Pressesprecherin des Landratsamtes. Die Behörde habe sowohl das Rote Kreuz als auch die Einrichtungen darauf angesprochen. Allerdings: „Ein konkretes Testangebot des BRK müsste direkt zwischen dem BRK und den einzelnen Einrichtungen vereinbart werden.“Das gelte sowohl für ehrenamtliche Aktionen als auch dann, wenn die Einrichtung dafür bezahle. Die Kosten müsste die jeweilige Einrichtung
übernehmen, stellt Ehreiser klar. Das gilt ebenso für die Tests. Diese müssten sich die Heime selbst auf dem freien Markt beschaffen. „Sie erhalten hierfür dann einen Kostenersatz von den Kassen“, sagt Ehreiser. Grundsätzlich gilt: Ein mögliches Testkonzept müssen sich die Einrichtungen vom Gesundheitsamt als Teil des Landratsamtes genehmigen lassen.
Die Bereitschaft, Testaktionen anzubieten, sei grundsätzlich weiterhin vorhanden, sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Gaißer. Allerdings: „Konkret haben wir das dem Landratsamt bislang nur für Hotspots angeboten.“Ein regelmäßiger und verbindlicher Einsatz in Seniorenheimen dagegen sei „planerisch schwierig“. Gaißer begründet dies so: „Viele unserer Ehrenamtlichen haben auch Kinder.“Und als Eltern seien sie durch den Lockdown mit Homeoffice und Homeschooling besonders beansprucht.
Das Rote Kreuz müsse seine Einsatzbereitschaft vor allem bei seiner „Kernkompetenz, dem Sanitäts- und Rettungsdienst, sicherstellen“, betont Gaißer. Am ehesten kann er sich einen BRK-Einsatz bei Tests am Wochenende vorstellen. Doch er vermutet: „Das bringt den Heimen nichts.“Nach der Testaktion an Weihnachten hätten einige Heime bei ihm angefragt. Die meisten hätten sich als Turnus „zweimal die Woche“gewünscht.
Am Testmaterial werde ein Einsatz nicht scheitern, sagt Gaißer. Als Herausforderung sieht er im Moment die notwendigen vertraglichen Vereinbarungen und die Aufstellung eines Dienstplanes. Ins Spiel bringt er eine zentrale Teststelle an Wochenenden im oberen Landkreis: „Das wäre eine sinnvolle Ergänzung zur Teststation in Lindau.“Dann stelle sich aber die Frage nach einer geeigneten, zentralen Lokalität. Gaißer versichert: „Wir sehen den Bedarf, und wir sind dran.“
Aus Sicht des Landratsamtes könnte nicht nur das BRK helfen: „Grundsätzlich kann das jeder sein, der berechtigt ist, Tests durchzuführen“, sagt Ehreiser. Neben Hilfsorganisationen und Ärzten kämen dafür auch private Dienstleister mit entsprechend geschultem Personal in Betracht. Auf dieser Basis arbeitet unter anderem das Testcenter in Oberstaufen. Dort sind die Tests allerdings nicht kostenlos. Ein EinzelSchnelltest kostet 28 Euro.