Lindauer Zeitung

Grünkohl muss nicht immer deftig sein

Das Gemüse ist äußerst vielseitig und eignet sich auch für leichte Gerichte

- Von Melanie Öhlenbach

(dpa) - Er steckt voller Nährstoffe, Ballaststo­ffe und Vitamine, hat aber nur wenige Kalorien: Grünkohl gilt als Superfood für den Winter. „Grünkohl ist sehr gesund und lässt sich problemlos einige Tage im Gemüsefach lagern, ohne dass er schlappmac­ht“, sagt Kochbuchau­torin Cornelia Schinharl.

Traditione­ll in Norddeutsc­hland verbreitet, hat Grünkohl inzwischen auch in anderen Regionen der Republik immer mehr Fans gewonnen. Die Foodblogge­r Eva-Maria Hoffleit und Philipp Lawitschka aus Fellbach bei Stuttgart wussten zwar anfangs nicht, was sie mit den krausen Blättern aus ihrer Bio-Kiste anfangen sollten.

„Doch dann haben wir experiment­iert und uns eigentlich gleich in ihn verliebt. Mit Grünkohl kann man nämlich so viel machen: Roh mariniert schmeckt er als Salat, gebraten in der Gemüsepfan­ne, im Ofen angeröstet als Chips oder als Salat-Topping“, schwärmt Hoffleit.

Schnell und einfach lässt sich das frische Grün zu Pesto verarbeite­n. Dafür werden die Blätter zunächst vom dicken Stiel entfernt, in kleine Stücke gerissen und mit Salz einmassier­t. „Das Salz macht die Blätter etwas weicher und bringt schon mal Würze dazu“, sagt Hoffleit. Anschließe­nd wird der Grünkohl mit Knoblauch, Sonnenblum­enöl und Sonnenblum­enkernen im Mixer zu einer homogenen Masse verrührt.

„Sonnenblum­enkerne verwenden wir wegen der Regionalit­ät. Natürlich könnte man auch auf Walnüsse zurückgrei­fen und sicher schmeckt auch die Variante mit Pinienkern­en sehr gut“, so die Foodblogge­rin. Sie schmeckt das Grünkohl-Pesto mit Zitronensa­ft und Weißweines­sig ab: „Ein Schuss Essig bringt ein wenig frische Säure ins Pesto, so schmeckt es runder.“

Das Pesto serviert Hoffleit zu Pasta und Kartoffeln, als Topping auf Salat, zu Gemüse oder auf Brot. „Füllt man das Pesto in sterilisie­rte Gläser ab und bedeckt es komplett mit Öl, ist es einige Tage haltbar. Wenn man es länger lagern möchte, würde ich es einfrieren“, rät die Foodblogge­rin.

Ebenfalls italienisc­h inspiriert sind die Grünkohl-Quark-Klößchen von Cornelia Schinharl, die ganz ohne Kartoffeln auskommen. „Vorbild ist ein italienisc­hes Gericht: Malfatti, die mit Ricotta und Spinat zubereitet werden. Mit Grünkohl sind sie noch geschmackv­oller“, schwärmt die Kochbuchau­torin.

Für den Klößchente­ig kocht sie das entstielte Grün etwa zehn Minuten bei starker Hitze in Salzwasser. Erst nach dem Abgießen und Abschrecke­n werden die gut ausgedrück­ten Blätter fein gehackt. Dann wird der Grünkohl mit gehackter Petersilie, fein geriebenem Bergkäse, Quark, Eiern und Mehl verrührt, gesalzen und gepfeffert. „Roh würde sich der Grünkohl nicht gut mit den anderen Zutaten verbinden, die Masse würde nicht zusammenha­lten“, erklärt Schinharl.

Um die Grünkohl-Quark-Klößchen zu formen, verwendet Schinharl zwei Teelöffel und eine etwa walnussgro­ße Menge Teig. „Man könnte die Klößchen auch mit den Händen formen. Dann ist es aber ratsam, die Hände immer wieder unter den Wasserstra­hl zu halten, damit der Teig nicht daran klebt“, so die Kochbuchau­torin.

Die Klößchen lässt sie in viel Salzwasser noch einmal zehn Minuten gar ziehen. „Eigentlich sind sie bereits gar, wenn sie an die Oberfläche steigen. Wenn man sie aber zehn Minuten ziehen lässt, werden sie noch etwas fluffiger“, so Schinharl.

Die fertigen, abgetropft­en Grünkohl-Quark-Klößchen beträufelt sie vor dem Servieren mit geschmolze­ner Butter. Ihr Tipp: die Butter mit Salz sowie rosenschar­fem und edelsüßem Paprika abschmecke­n. „Zerlassene Butter passt einfach sehr gut und die beiden Paprikasor­ten geben ihr noch mehr Geschmack. Wer möchte, kann aber auch nur eine Paprikasor­te nehmen.“

Grünkohl eignet sich auch für eine schnelle Pastasoße mit Gorgonzola. Die entstielte­n Blätter brät Hoffleit dafür mit Knoblauch und Zwiebeln in Olivenöl an, löscht sie mit Weißwein ab und bestäubt sie mit etwas Mehl: Es soll die Soße binden, die sie aus einer Mischung aus Sahne und Milch angießt und mit Nudelwasse­r in die gewünschte Konsistenz bringt. „Das Nudelwasse­r enthält viel Stärke und hat deswegen ebenfalls eine bindende Wirkung. Die Soße wird so schön sämig“, erklärt die Foodblogge­rin.

Sie empfiehlt, das Nudelwasse­r nach und nach anzugießen, damit die Soße nicht zu flüssig wird. „Natürlich könnte man es wieder einkochen lassen, aber das verlängert die Zubereitun­gszeit und der Grünkohl wäre sehr verkocht.“Für einen besonders intensiven Geschmack lässt sie in der Grünkohlso­ße klein geschnitte­nen Blauschimm­elkäse schmelzen und schmeckt mit Muskat und Pfeffer ab.

Grünkohl punktet auch in der asiatische­n Küche – zum Beispiel als Wok-Gericht. „Das kurze Braten im Wok bringt den Geschmack der Zutaten gut zur Geltung, geht schnell und ist gesund“, so Kochbuchau­torin Cornelia Schinharl. Sie rät grundsätzl­ich davon ab, den Blattkohl zu lange zu garen oder gar zu verkochen.

Im Grundrezep­t brät sie zunächst Schweinefi­let in heißem Öl an, das sie vorab in Streifen geschnitte­n und mit Ingwer, Limette, Honig, Chiliflock­en und Fischsoße mariniert hat. „Ich finde die Kombinatio­n von sauer, süß und scharf einfach super“, so die Kochbuchau­torin. Wer auf tierische Produkte verzichten möchte, kann Sojasoße verwenden und das Fleisch durch Austernpil­ze ersetzen. „Tofu geht auch, dann muss man aber vielleicht etwas kräftiger würzen.“

Nach dem Anbraten wird das Schweinefi­let aus dem Wok genommen, dann kommen Grünkohl und Frühlingsz­wiebeln ins heiße Öl. Darin werden sie etwa fünf Minuten angebraten, bevor Schinharl sie mit Gemüsebrüh­e ablöscht und darin so lange gart, bis der Grünkohl bissfest ist.

Erst dann kommt das Fleisch zurück in den Wok. „Das Schweinefl­eisch zieht sonst unter Umständen zu viel Wasser und wird nicht braun“, erklärt die Kochbuchau­torin. Sind alle Komponente­n durcherhit­zt und mit Limettensa­ft, Salz und Fischsoße abgeschmec­kt, kann das Gericht mit Reis serviert werden.

 ?? FOTO: COCO LANG/GRÄFE UND UNZER/DPA ?? Grünkohl punktet auch als Zutat in der asiatische­n Küche – zum Beispiel als Gericht aus dem Wok mit Schweinefi­let und Reis als Beilage.
FOTO: COCO LANG/GRÄFE UND UNZER/DPA Grünkohl punktet auch als Zutat in der asiatische­n Küche – zum Beispiel als Gericht aus dem Wok mit Schweinefi­let und Reis als Beilage.
 ?? FOTO: COCO LANG/GRÄFE UND UNZER/DPA ?? Italienisc­h inspiriert sind die GrünkohlQu­ark-Klößchen mit geriebenem Bergkäse.
FOTO: COCO LANG/GRÄFE UND UNZER/DPA Italienisc­h inspiriert sind die GrünkohlQu­ark-Klößchen mit geriebenem Bergkäse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany