Lindauer Zeitung

Bayerische Grenzpoliz­ei ist eine „leere Hülle“

Grüne fordern die Auflösung der Einheit – Innenminis­ter Hermann kündigt Aufstockun­g an

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(dpa) - Bayerns Grenzpoliz­ei soll bis 2025 auf mehr als 1000 Mitarbeite­r aufgestock­t werden. Das kündigte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag in Passau an. Zurzeit sind demnach 720 Grenzpoliz­isten im Einsatz. Zudem bekommt die Grenzpoliz­ei mit Annette Lauer eine Chefin. Die Landtags-Grünen fordern die Auflösung der Grenzpoliz­ei.

Die Grenzpoliz­ei soll in Abstimmung mit der Bundespoli­zei mittels Schleierfa­hndung in Grenznähe sowie Kontrollen direkt an der Grenze für Sicherheit sorgen. Seit der Einführung im Juli 2018 hätten die Beamten rund 35 000 Fahndungse­rfolge verzeichne­t, etwa gestohlen gemeldete Fahrzeuge entdeckt oder mit Haftbefehl gesuchte Personen verhaftet, bilanziert­e Herrmann. Die Grenzpoliz­ei bearbeitet­e im Jahr 2020 rund 42 800 Fälle (2019: 32 500) und registrier­ten gut 13 300 Fahndungst­reffer (2019: 15 700).

Aktuell sei die Grenzpoliz­ei gemeinsam mit der Bundespoli­zei angesichts der Corona-Pandemie auch mit Kontrollen von Reiserückk­ehrern aus Risikogebi­eten befasst. Seit Ende Dezember hätten die Beamten in Grenznähe und an der Grenze knapp 90 000 Kontrollen durchgefüh­rt. Bei fast 18 000 Einreisend­en seien die Kreisverwa­ltungsbehö­rden eingeschal­tet worden, weil die betreffend­en Personen keine digitale Einreisean­meldung oder keinen Testnachwe­is vorlegen konnten.

Die Landtags-Grünen sehen in der Grenzpoliz­ei eine „leere Hülle“ und fordern ihre Auflösung. „Wir Grüne sind gegen die Errichtung der bayerische­n Grenzpoliz­ei vor Gericht gezogen und haben recht bekommen. Damit ist klar: Alle Befugnisse, selbst als eigenständ­iger bayerische­r Grenzschut­z tätig zu werden – wie ursprüngli­ch von Ministerpr­äsident Söder angekündig­t – sind null und nichtig. Grenzschut­z ist Bundessach­e“, teilte Fraktionsv­orsitzende Katharina Schulze mit. Statt die Grenzpoliz­ei aufzustock­en, sollte die Polizei in der Fläche personell gestärkt werden.

Zweieinhal­b Jahre nach der Einführung der Grenzpoliz­ei im Freistaat steht ein Führungswe­chsel an. Alois Mannichl geht Ende Januar nach 47 Dienstjahr­en in den Ruhestand. Nachfolger­in wird Mannichls bisherige Stellvertr­eterin Annette Lauer. Mannichl war im Dezember 2008 bundesweit bekannt geworden, nachdem er vor seinem Haus in Fürstenzel­l bei Passau von einem Unbekannte­n niedergest­ochen und schwer verletzt worden war.

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LINO MIRGELER/DPA Ein Beamter der bayerische­n Grenzpoliz­ei steht an der deutschen Staatsgren­ze in Kirchdorf.

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