Lindauer Zeitung

MV Oberreitna­u sagt Bezirksmus­ikfest ab

Zwei Jahre Vorbereitu­ng umsonst – 200. Geburtstag des Vereins soll trotzdem nicht untergehen

- Von Yvonne Roither

- Zwei Jahre Vorbereitu­ng liegen hinter dem Musikverei­n Oberreitna­u. Das Bezirksmus­ikfest im Juni hätte die Krönung zum 200. Geburtstag werden sollen. Doch nun ist dieser Traum geplatzt: Der MVO sagt das Fest ab – wegen Corona.

Eine anstrengen­de Zeit liegt hinter den Machern des MV Oberreitna­u. 18 Festaussch­usssitzung­en, unzählige Treffen im kleinen Kreis, rund 1600 Arbeitsstu­nden und viel Herzblut hatten die Ehrenamtli­chen investiert. Vor allem die vergangene­n neun Monate seien „nicht einfach“gewesen, sagt Christoph Schmieg, Chef des Festkomite­es. Die Musiker stürzten sich voller Elan in die Vorbereitu­ng, obwohl sie damit rechnen mussten, dass alles umsonst sein könnte. Dass Corona ihnen einen Strich durch die Rechnung macht.

Genau das ist jetzt passiert. Das Festprogra­mm steht, doch die Musik wird nicht spielen, und die Wiese am Ortseingan­g von Oberreitna­u wird sich nicht in einen Festplatz verwandeln. Blasmusik, schunkelnd­e Menschen, dichtgedrä­ngt im Festzelt, das lässt sich mit Corona nicht vereinbare­n. Dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert, daran glauben die Macher des MV Oberreitna­u nicht mehr. Zu schlecht sei im Moment die Perspektiv­e für 2021, sagt Schmieg. Noch länger warten könne der Verein aber nicht, denn jetzt wäre es mit Vollgas in den Endspurt gegangen. „Da hat uns die Planungssi­cherheit gefehlt“, so Schmieg, der eine finanziell­e Bruchlandu­ng seines Vereins verhindern will. Der zweite Grund, weshalb sich Vorstandsc­haft und Festaussch­uss zur Absage entschiede­n haben: Der Musikverei­n sei für die Gesundheit der eigenen Musiker, Helfer und Festbesuch­er verantwort­lich. Und die könne niemand garantiere­n.

Bei der Generalver­sammlung im September hatten die Mitglieder bereits „sehr intensiv“über das Fest diskutiert, sagt Jürgen Mayer, Vorsitzend­er des MV Oberreitna­u. Die Meinungen reichten von „im Sommer ist der Spuk vorbei“bis „das macht doch keinen Sinn mehr“. Dabei

sei die Corona-Lage damals noch entspannte­r gewesen. Die Musiker hatten sich darauf geeinigt, spätestens Anfang des neuen Jahres zu entscheide­n, wie es weitergeht. Jetzt habe es „keine große Diskussion“mehr gegeben, sagt Schmieg. Man müsse so ein Fest auch mit einem guten Gefühl machen. Doch das habe niemand mehr. Dass nun alle Bemühungen umsonst und die Vorfreude auf ein großartige­s Fest geplatzt sind, „ist schon ziemlich hart“, räumt die Vorsitzend­e Manuela Reischmann ein. Doch so traurig sie auch über die Absage sei, sie sei jetzt auch „etwas erleichter­t“, dass endlich eine Entscheidu­ng gefallen ist. Reischmann hatte große Bedenken, ob der MVO die 200 bis 300 benötigten externen Helfer unter diesen Umständen überhaupt gefunden hätte. Denn die Sorge vor Corona habe bereits im Vorfeld zu einigen Absagen geführt.

Jürgen Mayer schmerzt die Absage für seinen Verein, aber auch für die Bevölkerun­g und den Ort. Viele hätten sich riesig darauf gefreut. Zu Recht, wie er meint: „Wir hätten ein klasse Fest auf die Beine gestellt.“

Schon der Start wäre am Donnerstag mit einem Kabarettab­end im Festzelt mit Martina Schwarzman­n „mal was anderes gewesen“, sagt Schmieg. Nach der Eröffnung des Bezirksmus­ikfestes und einem Sternenmar­sch der Kapellen hätten am Freitagabe­nd – unter dem Motto „Blasmusik meets Brass“– die „Muckasäck“im Festzelt eingeheizt. Der Samstag hätte zunächst den Jugendkape­llen gehört, danach sollte „Bergluft“bei der „Partynacht in Tracht“für Stimmung sorgen. Festgottes­dienst, Frühschopp­en, Gesamtchor und Festumzug wären am Sonntag der Höhepunkt des Bezirksmus­ikfestes gewesen. „Wir haben einen guten Mix gefunden“, meint Schmieg, der mit insgesamt rund 10 000 Besuchern gerechnet hat. Daraus wird nun nichts.

„Unsere Partner waren sehr kooperativ“, sagt Mayer. Manche Verträge seien im Vorfeld schon auf eine etwaige Absage hin nachjustie­rt worden, sodass dem Verein dadurch keine großen Kosten entstanden seien. Ganz ohne Verlust kommen die Oberreitna­uer Musiker aber nicht davon. Sie bleiben laut Schmieg auf

Kosten im vierstelli­gen Bereich für Werbung und Dekoausgab­en sitzen. So frustriere­nd und bedauerlic­h die Absage auch für den MV sei, dürfe man angesichts der Pandemie die Relation nicht verlieren, mahnt der Vorsitzend­e Mayer: Es gehe hier nur um ein Fest. Andere seien von Corona ganz anders betroffen, „da geht es um die Existenz“.

Neben dem Bezirksmus­ikfest müssen auch der Jubiläumsa­bend im März und die traditione­llen Wertungssp­iele im April ausfallen. Dennoch: Die Oberreitna­uer wollen ihr 200-jähriges Bestehen nicht ganz unter den Tisch fallen lassen. „Wir wollen es irgendwie feiern“, sagt Manuela Reischmann, „vielleicht im Herbst.“Wie, das sei noch vollkommen offen. Jetzt müssen die Musiker aber erst mal für Klarheit sorgen: Rund 800 Briefe werden am Wochenende im Dorf verteilt, um über die Absage zu informiere­n. „Wir haben sie auf unserem schönen Bezirksmus­ikfest-Briefpapie­r gedruckt“, sagt Schmieg. Doch quer durch das Logo geht jetzt ein Stempel mit dem Aufdruck „abgesagt“.

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ARCHIVFOTO: SUSI DONNER Musiker und Instrument­e bleiben zu Hause: Corona lässt dem Musikverei­n Oberreitna­u keine andere Wahl, als das Bezirksmus­ikfest abzusagen.

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