Lindauer Zeitung

3000 Parkmünzen sind verschwund­en

Stadt kann Händlern keine Münzen geben, weil niemand weiß, wo die sind

- Von Dirk Augustin

- Wenn sie wieder öffnen dürfen, wollen Einzelhänd­ler auf der Insel Kunden mit Parkmünzen belohnen. Doch die Stadt hat kaum mehr Münzen. Um mehr als 3000 Münzen gibt es seit einem Jahr ein Gezerre.

Vor etwa einem Jahr hat Robert Kainz den Vorrat von 3300 Parkmünzen aus der Stadtverwa­ltung geholt. Die Mitglieder der Interessen­gemeinscha­ft Zukunft Insel sollten die erhalten, um sie an Kunden weiterzuge­ben. Michael Zeller habe den Kauf bezahlt und die tausend Euro als Spende für Zukunft Insel und damit für die Händlersch­aft zugesagt. Deshalb habe er die Münzen in Verwahrung genommen. Die Händler sollten zu ihm kommen und sich die Münzen holen.

Doch dann hat Zeller sich noch vor den Stadtratsw­ahlen im Streit von Zukunft Insel getrennt. Und seitdem rücke der diese Münzen nur noch für befreundet­e Händler raus, berichtet Kainz. Alle Versuche, ihn im Gespräch, telefonisc­h oder schriftlic­h an die ursprüngli­chen Absprachen zu erinnern, seien gescheiter­t.

Auf Anfrage der LZ widerspric­ht Zeller. Er habe die Münzen nie für Zukunft Insel gekauft, sondern für seine Kunden und mit ihm befreundet­e Händler. Er habe zudem alle Münzen an Kunden ausgegeben oder verschickt. Dass die Stadtverwa­ltung nicht ausreichen­d dieser Münzen vorrätig habe, sei nicht sein Problem:

„Dann sollen sie eben noch ein paar Münzen prägen.“Dieses Vorgehen zeige die Inkompeten­z der Verwaltung, die mit den Parkbeschr­änkungen die Insel zugrunde richte. Zeller beklagt die jüngsten Stadtratsb­eschlüsse über das Parken auf der Insel und schiebt eine Reihe von Anschuldig­ungen und Beschimpfu­ngen hinterher, bevor er unvermitte­lt auflegt.

Kainz dagegen kann mit E-Mails belegen, dass der Kauf der Münzen sehr wohl ursprüngli­ch für die Mitglieder von Zukunft Insel gedacht war. Zudem zweifelt er an, dass Zeller diese Münzen tatsächlic­h an Kunden ausgegeben hat, denn dann wären sie in den Automaten gelandet. „Er sitzt auf den Münzen“, sagt Kainz resigniert.

Die Münzen gehören zum Rabattsyst­em, das der Stadtrat bereits im Jahr 2004 eingeführt hatte, das die Händler bisher aber nicht genutzt haben. Erst nach Aufforderu­ng durch

Räte und Verwaltung im Herbst 2019 gelangten die Münzen in den Blick der Händler. Die Münzen sind verwendbar an den Automaten im Parkhaus sowie auf dem Karl-Bever-Platz, nicht in der Altstadt. Eine Münze hat einen Wert von 50 Cent, von denen der Händler nur 30 Cent bezahlen muss, die anderen 20 Cent trägt die Stadt.

Die Stadt habe die große Zahl an Münzen nur herausgege­ben, weil Zukunft Insel die verteilen wollte, sagt Pressespre­cher Jürgen Widmer. Die Verwaltung habe sich über das Interesse gefreut, nachdem fast 15 Jahre lang kaum jemand diese Rabattmünz­en wollte. Deshalb sei bisher auch nie eine große Zahl dieser Münzen nötig gewesen, die ein Euro pro Stück kosten und die Eigentum der Stadt sind.

Wegen der Corona-Schließung­en im Frühjahr sei es zuerst gar nicht aufgefalle­n, dass nur sehr wenige der Münzen in den Automaten waren. Erst als es im Sommer auch keinen Rückfluss gab, habe man das geprüft. Kainz habe daraufhin das Problem geschilder­t. Seitdem suche man nach einer Lösung, die möglichst einvernehm­lich sein soll, wie OB Claudia Alfons mitteilt: „Die Stadt Lindau wird immer versuchen, zunächst durch Gespräche eine Lösung zu finden. Aber klar ist auch, dass wir als Sachwalter des städtische­n Vermögens nicht zulassen, dass Eigentum beziehungs­weise Vermögensw­erte, die den Lindauerin­nen und Lindauern zustehen, einfach so abhandenko­mmen.“

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ARCHIVFOTO: CF Nur wenige dieser Parkmünzen sind in Lindau noch im Umlauf, nachdem Michael Zeller den gesamten Vorrat aufgekauft hatte.

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