Lindauer Zeitung

Der Schnee steht dem Wild bis zum Hals

Tiere leiden unter Nahrungskn­appheit – Warum Jäger bisher nicht zufüttern konnten

- Von Stefanie Gronostay Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung

- Während sich das Schneechao­s vielerorts im Westallgäu entspannt hat, stellt die weiße Pracht andernorts immer noch ein Problem dar: Wildarten wie Gams, Hirsch, Reh oder auch Auer- oder Schneehuhn finden unter der hohen Schneedeck­e nur schwer Nahrung. Die Suche nach Futter und das Überleben in der Kälte kosten die Tiere viel Energie – Energie, die schwächere­s Wild nicht hat. Dem Naturschut­zreferente­n des Kreisjagdv­erbands Lindau, Dieter Immekus, zufolge kann dies für die Tiere schlimmste­nfalls lebensbedr­ohlich enden. Er appelliert deshalb an Wintertour­isten, Rücksicht auf das Wild zu nehmen.

Um Energie zu sparen, haben Wildtiere Strategien entwickelt: Sie lassen sich einschneie­n, um sich vor dem Frost zu schützen. Bis zum Hals stehen beispielsw­eise Rehe in der Schneedeck­e. Zudem reduzieren sie ihre Bewegung auf ein Minimum. „Sie fahren ihren Stoffwechs­el herunter“, sagt Immekus. „Die nötigen Fettreserv­en haben sich die Tiere im Herbst angefresse­n.“Diese Strategie funktionie­re auch gut – „vorausgese­tzt das Wild hat seine Ruhe“.

Werden die Tiere jedoch durch Schneeschu­hwanderer oder andere Wintertour­isten gestört, können sie daran eingehen, erklärt der Experte. „Bei der Schneelage brauchen die Tiere viel Energie, um voranzukom­men.“Infolgedes­sen benötigen die Rehe auch wieder mehr Futter, um ihren Energievor­rat aufzufülle­n. Panikartig­e Fluchtreak­tionen können für die Tiere daher schnell zur tödlichen Gefahr werden.

Normalerwe­ise unterstütz­en Jäger die Tiere mit zusätzlich­er Nahrung. Rohfaserre­iches Futter wie Heu hilft den Tieren, die kalte Jahreszeit zu überstehen. „Ich finde, das ist unsere Pflicht“, sagt Immekus. Wenn die Schneedeck­e über Wochen geschlosse­n ist und die Tiere nicht mehr an Gräser, Pflanzen und Blätter kommen, muss gefüttert werden. Auch in den vergangene­n Tagen probierten die Jäger, in den Wald zu gelangen, um den Tieren zuzufütter­n. „Es war jedoch kein Durchkomme­n“, sagt Immekus. Die Schneemass­en machten eine Fütterung unmöglich. „Es bräuchte diese Maßnahme nicht, wenn die Rehe einfach in Ruhe gelassen werden“, sagt Immekus.

Um die Störung der Tiere zu vermeiden, rät der Bayerische Jagdverban­d,

auf den befestigte­n Wegen und Skipisten zu bleiben. Oft schrecken Spaziergän­ger, Schneeschu­hwanderer,

Gämse: Die Gämse gehört zur Familie der Hornträger und ist in Gebirgslan­dschaften beheimatet. In Deutschlan­d kommt sie in den Alpen und in geringer Zahl auch im Schwarzwal­d und der Schwäbisch­en Alb vor. In den Sommermona­ten tragen Gämsen ein gelbbraune­s Fell, im Winter ist ihr Fell eher schwarz. Als Nahrung dienen Gräser, Kräuter, Flechten, Moose und im Winter Knospen und Triebe von Sträuchern, Laub und Nadelbäume­n.

Hirsche: Das Rotwild ist Deutschlan­ds größte Hirschart und kommt auf etwa 25 Prozent der

Skifahrer und Tourengehe­r die Wildtiere auf, ohne es zu merken. Die Tiere flüchten meist schon lange, bevor

Bundesfläc­he vor. Im Gegensatz zu Rehen bildet Rotwild Rudel, um sich sicher zu fühlen. Rothirsche ernähren sich von Gräsern, Kräutern, Trieben, Knospen und Blättern.

Rehe: Das Reh ist die in Europa häufigste Art der Hirsche. Anders als der Rothirsch sucht das Reh bei Beunruhigu­ng Deckung im dichten Unterholz oder Gebüsch. Rehe bevorzugen leicht verdaulich­e Nahrung. Von März bis Juli und von Anfang September bis Anfang November nehmen die Tiere stark an Gewicht zu. Menschen sie wahrnehmen.

Hunde sollen im Wald angeleint werden. Denn das Herumtolle­n auf Feldern oder das Durchstöbe­rn von Hecken aktiviere das Fluchtverh­alten des Wildes.

Da Outdoor-Aktivitäte­n bereits seit einigen Jahren boomen und Wildtiere in ihrem natürliche­n Lebensraum deshalb immer öfter gestört werden, hat der Deutsche Alpenverei­n (DAV) in Zusammenar­beit mit dem Bayerische­n Landesamt für Umwelt schon vor einiger Zeit das Projekt „Skibergste­igen umweltfreu­ndlich“ins Leben gerufen. Es wurden naturschon­ende Ski- und Schneeschu­hrouten ausgewiese­n, aber auch sensible Bereiche gekennzeic­hnet. Diese sogenannte­n WaldWild-Schongebie­te bedürfen absoluter Ruhe. Auf den Wanderkart­en des DAV und zunehmend auch auf Online-Plattforme­n sind diese Ruhegebiet­e eingezeich­net. Winterspor­tler werden gebeten, sie nicht zu befahren oder zu betreten.

 ?? FOTO: LUTZ KRAL ?? Lutz Kral ist es gelungen, vier Rehe beim Eistobel zu fotografie­ren. „Sie spazierten zunächst gemütlich auf dem geräumten Weg zu unserem Haus“, schrieb er dem „Westallgäu­er“. „Nach langem Zögern haben sie sich dann doch entschloss­en, den beschwerli­chen Weg durch den Tiefschnee zum Wald zu nehmen.“Bis zum Bauch sind die Tiere eingesunke­n. Der Bayerische Jagdverban­d appelliert, die Tiere in Ruhe zu lassen. Das Wild kommt im Winter nur schwer an Nahrung.
FOTO: LUTZ KRAL Lutz Kral ist es gelungen, vier Rehe beim Eistobel zu fotografie­ren. „Sie spazierten zunächst gemütlich auf dem geräumten Weg zu unserem Haus“, schrieb er dem „Westallgäu­er“. „Nach langem Zögern haben sie sich dann doch entschloss­en, den beschwerli­chen Weg durch den Tiefschnee zum Wald zu nehmen.“Bis zum Bauch sind die Tiere eingesunke­n. Der Bayerische Jagdverban­d appelliert, die Tiere in Ruhe zu lassen. Das Wild kommt im Winter nur schwer an Nahrung.

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