Keine Impfung in Sicht: 86-Jährige ärgert sich
(mag) - Karin Gehrke ist verwundert: Das mobile Impfteam aus Tübingen, das Bewohner von Pflegeeinrichtungen gegen das Coronavirus impft, wird nicht zu ihr kommen. Denn sie wohnt zwar im Haus St. Konrad der Stiftung Liebenau in Kressbronn, allerdings auf einem eigenen Stockwerk mit Wohnungen für betreutes Wohnen. Sie und ihre Zimmernachbarn sind darum laut der Impfstrategie des Landes nicht als Impfkandidaten vorgesehen und müssen sich selbst um Termine im Häfler Kreisimpfzentrum bemühen, das am 22. Januar seinen Betrieb aufnimmt. Bisher erfolglos.
Gehrke ist 86 Jahre alt und versorgt sich in ihrer Zweizimmerwohnung im Haus St. Konrad im Alltag großteils noch selbst. Sie geht gemeinsam mit ihren Nachbarn, die ebenfalls eine Wohnung im betreuten Wohnen gemietet haben, einmal in der Woche gemeinsam einkaufen, sie kocht und wäscht selbstständig. Im Notfall oder in Krankheitsfällen ist es aber beruhigend zu wissen, dass im Stockwerk unter ihrer Wohnung die Hilfe der Pflegekräfte nicht weit ist, berichtet die Seniorin.
Die Nähe zum Pflegeheim in den unteren Stockwerken sorgt nun bei ihr und ihren Wohnungsnachbarn für Verwirrung: „Unten werden alle geimpft, aber wir elf hier oben in den Wohnungen nicht. Das können wir nicht nachvollziehen. Der Weg wäre doch so kurz, und wir sind doch wenige.“Selbst einen Termin beim Impfzentrum zu vereinbaren, falle ihnen schwer, auch die Mobilität sei bei ihnen eingeschränkt, die meisten seien gehbehindert, erzählt die Rentnerin: „Ich habe ein Auto, habe mir vor Kurzem aber den Fuß gebrochen, und das ist erst frisch verheilt.“
Zusammen haben sie und ihre Wohnungsnachbarn mit der Heimleitung gesprochen, berichtet sie. „Die Berichte um die Fall- und Todeszahlen werden immer schlimmer. Wir machen uns große Sorgen. Da ist die Angst vor Impfbegleiterscheinungen viel geringer.“Man werde den Bewohnern des betreuten Wohnens bei der Terminvereinbarung helfen, erklärt Helga Raible, Sprecherin der Stiftung Liebenau. Sie bestätigt: Betreutes Wohnen hat in der Impfstrategie des Landes nicht Priorität eins. Diese Bewohner müssen, ebenso wie Menschen über 80, die zu Hause leben, Termine im Impfzentrum ausmachen.