Vermieter erleben Albtraum mit Mieter in Immenstaad
Mann vermietet Wohnung an Feriengäste, obwohl ihm längst gekündigt wurde und bricht Tür zweimal auf
- Ein Mieter, der die eigenen Vermieter ausschließt und die betroffene Wohnung trotz Kündigung sogar untervermietet: Was unglaublich klingt, ist genau so einem Stuttgarter Paar, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, jüngst mit seiner Wohnung in Immenstaad passiert. Das Mietverhältnis entpuppte sich als wahr gewordener Albtraum. Auf den 39-jährigen Mieter kommen laut Polizei gleich mehrere Strafanzeigen zu.
Dabei fängt im Frühjahr 2018 alles relativ harmlos an, wie das betroffene Paar auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“berichtet. „Der Mann meldete sich eines Tages bei uns und bekundete sein Interesse, unsere Ferienwohnung in Immenstaad für längere Zeit zu mieten, da er mit seiner Familie gerne eine ständige Anlaufstelle dort hätte. Er berichtete auch, dass er ein Boot am Bodensee habe und dieses gerne regelmäßiger für Segeltörns nutzen würde“, erzählt der Vermieter. Bei diesem ersten Kontakt erscheint der Mann den beiden Stuttgartern vertrauenswürdig, und so gehen sie auf sein Angebot, Ferienwohnungs-Festmieter zu werden, ein.
„Wir haben dann einen unbefristeten Mietvertrag mit ihm abgeschlossen. Teil des Vertrags war nicht nur ein Vorkaufsrecht, falls wir die Wohnung irgendwann doch einmal verkaufen wollen – denn auch diesbezüglich hatte er Interesse bekundet –, sondern auch das Verbot, die Wohnung unterzuvermieten“, schildert die Ehefrau des Stuttgarter Vermieters. Dass etwas nicht stimmt, merken die beiden Stuttgarter zum ersten Mal, als sie eines Tages von der Polizei als Zeugen einbestellt werden.
„Die Polizistin erläuterte uns, dass gegen unseren Mieter eine Unterhaltsklage läuft und machte uns in diesem Zuge auch darauf aufmerksam, dass er im Internet bei Booking offenbar Wohnungen als Ferienwohnungen inseriert“, erinnert sich die Vermieterin. Sie und ihr Mann werden hellhörig, denn es hat bereits zuvor Unruhe in dem betreffenden Haus gegeben sowie den Verdacht, dass der Mieter die Wohnung weitervermietet. „Wir haben ihn darauf angesprochen, aber er sagte immer wieder, dass es sich bei den Gästen nur um Freunde handele“, sagt der Vermieter.
Ein entsprechendes Inserat bei Booking bringt jedoch Klarheit: Die Wohnung ist dort als Ferienwohnung buchbar, „und das bereits seit dem 18. März 2018, also sogar vor Beginn des Mietverhältnisses am 1. April mit uns. Außerdem hat er offenbar auch noch andere Wohnungen im Angebot, das gibt sein Profil dort preis“, wie die Ehefrau zu berichten weiß.
Sie und ihr Mann sprechen ihrem Mieter daraufhin die fristlose Kündigung aus, spätestens zum 30. September 2020 würde auch die normale Kündigungsfrist ablaufen. Mittlerweile hat sich auch die Gemeinde Immenstaad bei dem Paar gemeldet, weil dort herauskam, dass der 39-Jährige keine Zweitwohnungssteuer zahlt.
Und auch bei den Nebenkosten für Heizung und Warmwasser ist der Mieter offenbar säumig. „Er muss 1000 Euro nachzahlen, die wir bis heute nicht erhalten haben. Dass die Nachzahlung so hoch ist, hängt vermutlich mit der Untervermietung zusammen“, berichten die Stuttgarter.
Die Nebenkosten ignoriert ihr Mieter offenbar genauso wie die Kündigung. „Bei Booking vermietete er sie einfach weiter, auch in der Corona-Zeit. Am Telefon sagte er mir außerdem einmal, dass er unsere EMails bezüglich ausstehender Zahlungen direkt in den Spam-Ordner sortiert“, erzählt die Vermieterin.
Als sie und ihr Mann die Wohnung schließlich Ende August selbst als Ferienwohnung buchen, um vor Ort nachzusehen, storniert der Mieter die Buchung umgehend. „Schließlich hat unsere Tochter von der Reinigungskraft sowie von einem Feriengast, der zu der Zeit gerade bei unserem Mieter gebucht hatte, am 5. September die Schlüssel erhalten und das Schloss sofort ausgetauscht. Die Wohnung war ja gekündigt und wir hatten ja auch keine Miete mehr bekommen“, berichten die Stuttgarter.
Nur kurze Zeit später erhalten sie die Nachricht, dass der Mann die Tür aufgebrochen hat. Gemeinsam mit Verwandten mieten sie sich also ein zweites Mal über Booking ein, diesmal von Ende September bis Anfang Oktober. „Wir waren ziemlich entsetzt, wie verdreckt die Wohnung hinterlassen wurde. Am 1. Oktober stand unser Mieter dann wieder vor der Tür, nichtsahnend, dass wir dahinter stehen und machte sich ans Werk, diese erneut aufzubrechen“, erinnert sich der Vermieter. Diesmal ruft das Paar direkt die Polizei.
„Als wir dem Mann dies mitteilten, erklärte er, die Polizei sei schon da und würde uns gleich in Handschellen mitnehmen“, sagt die Frau.
TRAUERANZEIGEN
Doch es kommt anders: Die Polizei ist in kürzester Zeit mit zwei Streifen vor Ort und verhört den Mann, der mit einer Begleiterin vor der halbaufgebrochenen Tür steht.
Die Beamten sprechen dem ExMieter anschließend ein Annäherungsverbot aus. Wie das Strafverfahren gegen den Mann weiterläuft, entscheidet nun die Staatsanwaltschaft. „Da könnten Sozialstunden auf ihn zukommen, aber es ist auch eine Geld- oder Freiheitsstrafe möglich“, wie eine Sprecherin der Polizei mitteilt. Werden sich das Paar und der Ex-Mieter vor Gericht treffen? Das hänge dann davon ab, ob er die Strafe akzeptiere, sagt die Polizistin. Für die Stuttgarter ist ein baldiges Ende der Geschichte wünschenswert, aber noch nicht unbedingt in Aussicht: „Er hat auch seine Möbel noch nicht abgeholt und uns Mitte Oktober sogar einen Brief geschrieben, in dem er behauptet, die Wohnung wäre seine. Wir haben immer noch schlaflose Nächte“, sagen sie einhellig.