Lindauer fordern Stadt beim Klimaschutz zum Handeln auf
In der Projektschmiede wollen die Menschen konkret wissen, wie die Stadt klimaneutral wird
- Endlich handeln in Sachen Klimaschutz – darum haben sich 80 Experten, Politiker, Vertreter und Bürgerinnen und Bürger aus Lindau zu einer virtuellen Projektschmiede zum Thema Klimaschutz getroffen. Klare Forderung an die Stadt: endlich aktiv werden. Manch einem war das Ergebnis zu wenig.
„Worauf achten beim klimafreundlichen Hausbau, wie vorgehen, wenn ich mir ein Auto kaufe?“Oder konkret: „Was kann ich als Familienvater in Lindau tun, um mein Klimaziel zu erreichen“, das fragte sich Werner Berlage bei der Projektschmiede der Stadt Lindau am Donnerstag. Damit formulierte er Fragen, die viele haben.
Berlage war einer der Lindauer, die sich zu der Schmiede zum Thema Klimaschutz angemeldet und virtuell zugeschaltet hatten. Drei Stunden lang diskutierten Klimabeiräte, Stadträte, Klimaschutzberater, Jugendarbeiter, Initiatoren, junge Menschen und Seniorenvertreter und sammelten Ideen. Die Frage, die im Mittelpunkt stand: Wie kann man Bürgerinnen und Bürger am Klimaschutz in Landkreis Lindau beteiligen? „Seit Ewigkeiten reden wir, und ich hoffe, dass wir jetzt ins Tun
Bis 2035 will Lindau klimaneutral sein und somit seinen Beitrag zum Erreichen des 1,5 Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens leisten. Ein Teil davon ist der Klimabeirat, der im Februar zum ersten Mal tagte. Das Klima-Ziel wolle man gemeinsam als Verwaltung, Politik und Bürgerschaft erreichen. Um Lindauer mehr zu beteiligen und um deren Ideen in den Klimabeirat zu tragen, gibt es die Projektschmiede.
Diese Idee eines Arbeitskreises ist aus Vorarlberg übernommen und fand vor zwei Jahren erstmals in Lindau statt. Die Projektschmiede ist vom Lindauer Stadtrat beauftragt. kommen“, sagte Berlage. Eine große Tabelle, jede Spalte in einer anderen Farbe, darin in kleiner Schrift Ideen und Vorschläge, Bedenken und Anregungen – das war es, was von dem Abend übrig blieb. Um etwas voranzubringen versprach Danielle Eichler, Klimaschutzmanagerin der Stadt Lindau, die Ergebnisse des Abends aufzubereiten und in den Klimabeirat zu tragen, „sodass nichts davon verloren geht“, sagte Eichler.
Das Ergebnis des Abends ist Steffen Riedel zu wenig. „Wir müssen endlich zur Tat schreiten“, sagte der ehemalige Klimaschutzmanager des Landkreises. Er findet das Ergebnis der Projektschmiede „dürftig“, habe gleichzeitig aber auch nichts anderes erwartet. Aus eigener Erfahrung, wisse er, wie schwer es ist, sich in dem Bereich durchzuboxen. Jahre lang hat Riedel sich für Klimaschutz in Lindau eingesetzt, hat bei Eza, dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu, gearbeitet und als Kreisrat maßgeblich zum Entstehen des Klimaschutzkonzepts beigetragen.
Was in der Projektschmiede passierte, fühlte sich für Steffen Riedel wie ein Déjà-vu an, sagt er am Tag danach. Mit der Umsetzung einer lokalen Agenda 21 auf Landkreisebene hat Riedel schon vor über 20 Jahren in Arbeitskreisen Gleiches voranbringen wollen und auch vorangebracht. „Das läuft auf keinen Fall ins
Unter anderem tippten Teilnehmer der Projektschmiede die folgenden Eindrücke zum Klimaschutz in den Chat: „Zerrissen zwischen Verzweiflung und Hoffnung.“
„Es herrscht viel Bedenken, was die Umsetzung angeht, aber auch Hoffnung.“
„Für den einzelnen Bürger ist es total schwer zu verstehen, was er konkret tun kann.“„Freiwilligkeit allein wird nicht funktionieren.“
„Die ganze Aufbruchstimmung in Lindau nutzen.“„Entscheidungen des Stadtrats auf Klimaziele überprüfen.“„Klimakrise mehr an den Schulen einbringen.“
Leere und wird genauso weitergegeben“, bekräftigte Robert Pakleppa, Moderator der Projektschmiede. Eichler als Initiatorin der Projektschmiede sei es wichtig gewesen zu ermitteln, wie Klimaschutz für Lindau bestmöglich gelingen kann und wie die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger aussieht.
Um das zu diskutieren, teilte das zehnköpfige Organisationsteam des Abends die 80 Teilnehmenden in zufällige Gruppen ein. Es ging darum, was Klimaschutz für jeden bedeutet, welche Ideen man hat, um mehr Beteiligung zu ermöglichen, und wie die nächsten Schritte aussehen.
Den Ablauf und die Machart der Projektschmiede an sich kritisiert Steffen Riedel nicht. Eher das Vorgehen. „Wir haben doch schon einen Klimabeirat“, sagt er. „Jetzt gibt es nochmal eine Arbeitsgruppe und dann nochmal eine?“Das stellt Riedel infrage. Was dabei herauskomme, sei immer das Gleiche, und da wisse er aus Erfahrung, nämlich: „Nichts.“Er hätte es besser gefunden, wenn die Leute ermutigt würden, konkrete Vorschläge zu bringen. Manche haben das gemacht. „Was heißt das
Ganze für mich als Bürger, als Arbeitnehmer, als Tourist?“, fragte zum Beispiel Felix Kiewitt. „Man muss kommunizieren als Stadt und Pläne aufzeigen, wo man hin will.“Er würde gerne eine Regelschleife sehen und einen Plan: „Was sind die Ziele in zwei Jahren? Was sind die Hauptverursacher?“, fragte er. „Was muss ich tun bei Strom, Wärme, Lebensmittel und Mobilität?“, fragt Werner Berlage. Er wolle Etappen formuliert haben, die auf Lebensbereiche heruntergebrochen werden.
Klimabeirat Professor Werner Tillmetz nahm das in seinem Fazit des Abends auf. „Wir müssen einen sehr konkreten Fahrplan entwickeln“, sagte er. Lindaus Stadtbauamtsleiter Kay Koschka sagte, er nehme mit, dass der Bürger im Mittelpunkt stehen müsse und das Interesse bei den Lindauern riesig sei, sich einzubringen. Koschka fügte hinzu: „Auch das Thema nachhaltiges Bauen scheint für viele wichtig zu sein.“CSU-Stadträtin Claudia
Mayer betonte, dass es wichtig sei, den Bürgern Informationen zu liefern, Flyer zu verteilen und in persönlichen Kontakt zu kommen.
Für Peter Bischoff war klar: „Das Thema Klimaschutz ist ein Langläufer.“Es sei wichtig, die Leute über einen langen Zeitraum bei der Stange zu halten. Das funktioniere nur, wenn man sie regelmäßig informiert. Und genau deshalb müsse man die jungen Menschen mit ins Boot zu holen. „Die haben das Problem gut erkannt, aber es fehlt ihnen noch an Lösungen“, sagte er. Dazu eine andere Teilnehmerin: „Die jungen Menschen müssen die Lösung nicht parat haben, dafür sollte es Wissenschaftler geben.“
Am 6. Mai wird die nächste Projektschmiede stattfinden. Noch steht es nicht fest, aber eventuell wird der Klimaschutz auch dann wieder zumindest Teil des Programms sein.