Lindauer Zeitung

Corona-Hilfen unter der Lupe

Rechnungsh­of kontrollie­rt die Ausgaben der Staatsregi­erung – Zu wenig Waffenkont­rollen

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(lby) - Der Oberste Rechnungsh­of (ORH) hat die Staatsregi­erung aufgeforde­rt, die Neuverschu­ldung im Rahmen der CoronaKris­e auf das Notwendige zu begrenzen. Der Handlungss­pielraum der Staatsregi­erung betrage „beachtlich­e 78 Milliarden Euro. Hiervon wurden bis Ende 2020 rund zehn Prozent in Anspruch genommen“, erklärte der ORH am Dienstag in München. „Diese Schulden belasten dann kommende Haushalte und Generation­en noch auf Jahrzehnte“, mahnte ORH-Präsident Christoph Hillenbran­d.

Die auf Pump finanziert­en Ausgaben müssten „transparen­t, zielgerich­tet und wirksam eingesetzt werden. Das nimmt der ORH bei Corona-Soforthilf­en und -programmen bereits unter die Lupe“, erklärte Hillenbran­d. Der Oberste Rechnungsh­of bescheinig­te der Staatsregi­erung aber wie in den Vorjahren eine geordnete Haushaltsf­ührung. Nur der Schuldenab­bau von 50 Millionen Euro erscheine „eher gering angesichts der prosperier­enden Einnahmen“vor der Corona-Krise.

In seinem Jahresberi­cht warf der Rechnungsh­of den bayerische­n Behörden Mängel bei der Kontrolle von Waffenbesi­tzern und von Schweineha­ltern vor. Die Ministerie­n wiesen die Kritik zurück. Die Kritik wird nun ein Thema für den Landtag in München, an den der ORH den Jahresberi­cht überreicht.

Der Rechnungsh­of beanstande­te die Waffenkont­rolle der kommunalen Kreisverwa­ltungsbehö­rden gleich mehrfach. In Bayern waren demnach Ende 2019 über 250 000 legale Waffen registrier­t. Dennoch werde vielfach nicht kontrollie­rt, ob die Waffenbesi­tzer Pistolen und Gewehre ordnungsge­mäß aufbewahre­n, beziehungs­weise unter Verschluss halten. Der ORH untersucht­e 26 der 96 bayerische­n Kreisverwa­ltungsbehö­rden, die eigentlich knapp 15 400 Aufbewahru­ngskontrol­len hätten durchführe­n sollen. Tatsächlic­h waren es nur knapp 10 800, also 30 Prozent zu wenig.

Weitere Mängel: „Das Personal ist im Umgang mit Waffen und Munition teilweise nicht sachkundig“, schreiben die ORH-Prüfer. „Die Aufbewahru­ng von Waffen und Munition wird nur unzureiche­nd dokumentie­rt.“Denn laut ORH wurde in 18 der 26 überprüfte­n Kreisverwa­ltungsbehö­rden nicht erfasst, wie viel Munition entgegenge­nommen oder abgegeben wurde. Der ORH legt dem Innenminis­terium nahe zu prüfen, ob den Waffenbehö­rden Personal fehlt.

Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) kritisiert­e die Analyse des ORH als „methodisch sehr fragwürdig, denn der Bericht beruht auf einer stichprobe­nartigen Prüfung mittels Fragebogen bei lediglich einem Drittel der Waffenbehö­rden“. Außerdem sei die Abfrage in die erste Hochphase der Corona-Pandemie im März/April 2020 gefallen. „In dieser Zeit mussten die Kreisverwa­ltungsbehö­rden ganz andere Prioritäte­n setzen.“2019 seien nur noch 17 Straftaten mit legalen Waffen verübt worden. Extremiste­n – „insbesonde­re Rechtsextr­emisten“– werde der Zugang zu Waffen untersagt.

Dem Umwelt- und Verbrauche­rministeri­um warf der ORH Mängel bei der Kontrolle der Tierhaltun­g in Bayern vor, insbesonde­re der Schweineha­ltung. Demnach hätten 2019 in Bayern 656 Schweinebe­triebe kontrollie­rt werden müssen, tatsächlic­h waren es laut Bericht nur 527 – 20 Prozent wurden nicht überprüft. Außerdem seien die kommunalen Veterinärb­ehörden immer noch häufig überlastet.

Ein Sprecher des Ministeriu­ms erwiderte: „Leider berücksich­tigt der ORH nur die Entwicklun­g bis 2019. Denn im Jahr 2020 wurde die gesamte Veterinärv­erwaltung mit rund 70 neuen Stellen gestärkt.“Außerdem seien die Kontrollzu­ständigkei­ten weiter aufgeteilt worden. Für die großen Rinder-, Schweine- und Geflügelha­lter sei jetzt nur noch die Kontrollbe­hörde für Lebensmitt­elsicherhe­it und Veterinärw­esen (KBLV) zuständig.

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FOTO: PETER KNEFFEL Der Oberste Rechnungsh­of hat seinen Jahresberi­cht veröffentl­icht. Darin bemängelt er unter anderem die Kontrollen in der Schweinema­st.

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