Agthe lässt Brückenbaustelle von der Polizei räumen
Heimholzer Bahnbrücke: Ein Sachverständiger hätte die Nachbesserungsarbeiten begleiten sollen
- Aufregung an der Heimholzer Bahnbrücke: Bürgermeister Jörg Agthe hat die Baustelle, die dort am Dienstag ohne verkehrsrechtliche Anordnung eingerichtet worden war, mit Hilfe der Polizei räumen lassen. Damit setzt sich das Gerangel um diese von Mängeln behaftete Brücke weiter fort. Agthe, der die Hoffnung auf vernünftige Lösungen bisher nie aufgegeben hatte, ist fassungslos über die neueste Entwicklung.
Die Brücke, die zwischen den Sigmarszeller Ortsteilen Schlachters und Heimholz über die Bahngleise führt, hat in den vergangenen Monaten eine unrühmliche Bekanntheit erlangt. Die Bahn hatte das relativ unscheinbare Bauwerk anheben lassen, um die Elektrifizierung der Strecke Lindau-München zu ermöglichen. Doch Baumängel und Pannen ließen das Geschehen an dieser Baustelle immer mehr zu einer Posse werden. Zuletzt hatte ein Sachverständiger der Brücke ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Vor allem die Dauerhaftigkeit sei durch die vorgefundenen Schäden und Mängel „mittelfristig“beeinträchtigt, heißt es in dem gegen Ende des Jahres 2020 vorgelegten Bericht der Bauwerkshauptprüfung. Das bedeutet: Die Brücke befindet sich jetzt in einem schlechteren Zustand als vor Beginn der Bauarbeiten. Und sie wird wohl vorzeitig zum Sanierungsfall werden.
Dies wiederum ginge zu Lasten der Gemeinde Sigmarszell. Sie hat die Bauarbeiten zwar gar nicht zu verantworten, aber nach der Abnahme fällt die Brücke wieder in ihre Baulast zurück. Deshalb wenden der Bürgermeister und der Gemeinderat immer wieder viel Zeit, Energie und Geld auf, um mit Hilfe von Fachleuten eine ordnungsgemäße Herstellung der Brücke beziehungsweise Nachbesserungen zu bewirken – zumindest in den Bereichen, in denen dies noch möglich ist.
Zuletzt hatte es nach Angaben von Bürgermeister Agthe eigentlich eine klare Absprache gegeben: Demnach sollten die Nachbesserungen an der Brücke in Anwesenheit des von der Gemeinde beauftragten Sachverständigen vorgenommen werden, damit dieser die Arbeiten begleiten, begutachten und gegebenenfalls abnehmen kann. Vereinbart worden sei dies bei einem Termin am 11. März mit Vertretern der DB Netz AG, des von ihr mit der Mängelbeseitigung beauftragten Bauunternehmens und dem Bauüberwacher der Bahn sowie – von Seiten der Gemeinde – mit Bürgermeister Agthe, seinem Stellvertreter Paul Breyer und dem Sachverständigen der Gemeinde. Es kam jedoch anders: Bürgermeister Agthe fiel aus allen Wolken, als er am gestrigen Dienstagvormittag aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung erfuhr, dass auf der Brücke Baumaschinen und Bauarbeiter zu Werke sind. „Da fehlen mir die Worte“, sagt er der Lindauer Zeitung.
Zusammen mit dem stellvertretenden Bürgermeister sei er zur Baustelle gegangen und habe das Unternehmen aufgefordert, die Arbeiten einzustellen und ihm Ansprechpartner zu nennen. Die geforderten Auskünfte habe er nicht erhalten, stattdessen sei er ausgelacht worden.
Für Agthe ist indes klar: Diese Bauarbeiten widersprechen der Absprache vom 11. März. Zudem sei die Baustelle in dieser Form nicht zulässig. Denn sie sei nicht angekündigt worden. Und es liege keine verkehrsrechtliche Anordnung für die wegen der Bauarbeiten erforderliche Sperrung der Brücke vor. Da er, Agthe, auf der Brücke kein Gehör gefunden habe, habe er die Polizei gerufen. Sie habe dann, wie er weiter berichtet, die Baustelle räumen lassen und eine Strafe verhängt, weil besagte verkehrsrechtliche Anordnung nicht vorlag.
Nach den vielen Versuchen in der Vergangenheit, einen Ausgleich für die Fehler und Mängel an dieser Brücke zu erzielen, findet Agthe den jetzigen Vorgang sehr bedauerlich: „Es ist schade, dass es nur mit diesen harten Mitteln klappt.“
Jetzt will er wieder auf die Bahn zugehen und mit ihr klären, wie es weitergehen kann.